Auf dem Tablet-Markt gibt es keine ernst zu nehmenden Alternativen zum iPad, sodass Apple am Ende oft als seine eigene Konkurrenz agiert. Anstatt sich zwischen einem iPad und einem Android-Tablet zu entscheiden, wägt der durchschnittliche Käufer eher die Vorteile des Basis-iPads gegenüber seinen Geschwistern Mini, Air und Pro ab. Es ist kein Wunder, dass einige Leute das Wort iPad für Tablets im Allgemeinen verwenden.
Mac Studio (M1 Max) im Test: Apple lässt seine mächtigen Muskeln spielen
Natürlich wäre es Apple am liebsten, wenn sich unser theoretischer Kunde für das iPad Pro entscheiden würde, da es am meisten kostet und vermutlich die größte Gewinnspanne abwirft. Das Unternehmen scheint einfach nicht aufhören zu können, die Verkäufe dieses Modells und aller seiner Pro-Produkte durch attraktivere, preisgünstigere Alternativen zu kannibalisieren.
Um das klarzustellen: Wir sprechen hier nicht von der Einstiegsvariante. Das 10,2-Zoll-iPad ist eindeutig günstiger als das iPad Pro, aber es wird an eine ganz andere Zielgruppe vermarktet: Niemand, der ernsthaft mit dem Gedanken an ein iPad Pro gespielt hat, könnte mit einem einfachen iPad zufrieden sein. Das Gleiche gilt für das iPhone SE und den Mac Mini, die beide nie ein legitimer Vergleich für die entsprechenden Pro-Geräte waren. Die Geschichte der letzten Jahre ist vielmehr der Aufstieg der Mittelklassegeräte, die die wichtigsten Funktionen des Pro-Modells mit einem deutlich niedrigeren Preis kombinieren.
iPad Air stiehlt dem iPad Pro die Show
Auf der Frühjahrsveranstaltung von Apple in der vergangenen Woche gab es dafür zwei eklatante Beispiele. Das iPad Air kehrte nach 18 Monaten ins Rampenlicht zurück und verdrängte sein 11-Zoll-Pro-Geschwister sofort in die Nische. Apple hat das Air mit einem M1-Prozessor und 5G-Unterstützung auf den neuesten Stand gebracht, und da es in Sachen USB-C und Zubehörunterstützung bereits mit dem Pro mithalten konnte, gab es nur wenige überzeugende Gründe (das Pro-Motion-Display möglicherweise, das zusätzliche Kameraobjektiv unwahrscheinlich) für alle außer einer kleinen Gruppe von Kreativprofis, die 200 Euro mehr auszugeben und sich für das Pro entscheiden.

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Auf subtilere Weise erkannte Apple die Nischenzukunft der Pro-Kategorie mit dem Mac Studio, einer aufsehenerregenden Neuinterpretation des Mac-Mini-Formats mit Hardcore-Hardware im mittleren – vielleicht sollte man sagen im oberen – Segment. Niemand könnte den Studio für ein Schnäppchen halten, denn die Preise beginnen bei 2.229 Euro ohne Tastatur und Monitor, aber er ist eine deutlich günstigere Option als der 6.499 Euro teure Mac Pro und im Moment eine wesentlich attraktivere.
Bei Apples Nomenklatur kann man nie wissen, aber die neue Marke Studio könnte der Vorbote einer breiteren neuen Kategorie in der Produktpalette des Unternehmens sein. Es wird interessant sein zu sehen, ob weitere Studio-Produkte erscheinen und wie sie angepriesen werden. Es ist seit Langem klar, dass Apples Pro-Marke, die so unterschiedliche Geräte wie den Mac Pro, das iPhone Pro und die Airpods Pro umfasst, eine ungeschickte Vermischung von Profi- und Premium-Kategorien ist, die zu Recht getrennt gehalten werden sollten. Die Studio-Bezeichnung kann helfen, dies deutlicher zu machen.
Airpods Pro: Zu alt, zu teuer
Apropos Airpods Pro: Apple hat eine miserable Keynote-Präsentation für das Pro-Segment des Unternehmens abgeliefert, indem es seine Premium-Kopfhörer nicht aktualisiert hat und sie in der Schwebe hängen lässt. Wer würde jetzt noch ein Set Airpods Pro kaufen, wenn die Airpods 3 so einladend, so aktuell, so 80 Euro günstiger sind?

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Es gibt sicherlich schlimmere Probleme: ein Produkt nicht zu verkaufen, weil die Leute eines der anderen kaufen. Es ist besser, einen Pro-Verkauf zu verlieren, als ganz auf einen Verkauf zu verzichten. Aber Apple kann das Problem lösen, indem es seine Pro-Geräte mit so vielen exklusiven Funktionen ausstattet, dass die Kunden einfach nicht darauf verzichten wollen – so wie es das Unternehmen Gerüchten zufolge mit den Pro-Editionen des iPhone 14 plant , das ein Design ohne Notch, eine 48-MP-Kamera, eine bessere Batterielaufzeit, einen schnelleren Arbeitsspeicher und sogar eine exklusive Prozessorgeneration erhalten soll. Wenn sich das alles bewahrheitet, werden wir ein für alle Mal wissen, dass Apple die Pro-Sparte weiter ernst nimmt.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei unserer amerikanischen Schwesterpublikation Macworld.com.