An diesem Wochenende fallen in Deutschland die meisten Infektionsschutzmaßnahmen – zu früh und zu nachlässig, wie Kritiker meinen. Doch kulturelle Veranstaltungen sind unter 2G- oder 3G-Regeln mit Maskenpflicht am Platz schon wieder länger möglich – an diesem Wochenende werden auch die Bundesligastadien wieder voll sein.
In den USA ist die Lage ähnlich, was Infektionszahlen und Impfrate betrifft. Die Gesetzeslage in Kalifornien lässt aber das Experiment zu, das Apple wagt. Nach zwei Jahren der virtuellen Keynote – Tim Cook und Gäste gerne auf der leeren Bühne des Steve Jobs Theaters gefilmt – wagt Apple die Rückkehr des Publikums. Pressekonferenzen in der Größe eines Special Event von früher sind in Kalifornien in geschlossenen Räumen zwar noch nicht erlaubt, wohl aber Theateraufführungen. Und was sollte dafür geeigneter sein als das Steve Jobs Theater in Cupertino?
Denzel Washington gibt den Macbeth – Test für die WWDC
„Wir werden am nächsten Wochenende, vom 8. bis 10. April an Kultur interessierte Kalifornier dazu einladen, mit uns im Steve Jobs Theater drei Aufführungen von Macbeth zu sehen – unter 2G-Bedingungen und dem verpflichteten Tragen einer medizinischen Maske am Platz,“ zitiert Apples Pressemitteilung von gestern den CEO des Unternehmens, Tim Cook. „Wir sind hocherfreut, Ihnen den Cast des Apple-TV+-Erfolgs „(The Tragedy of) Macbeth“ auch live auf der Bühne zu präsentierten.“
„Macbeth“ war – wie der Überraschungssieger „CODA“ für drei Oscars nominiert, hatte aber keinen der begehrten Preise gewonnen. Denzel Washington, von Will Smith geschlagen (nicht wörtlich!), wird aber an den drei Abenden in Cupertino den verbrecherischen Kriegsherrn spielen und wie auch im Film Frances McDormand die gierige „Lady Macbeth“, die ihren Mann zum Königsmord anstiftet, um selbst König zu werden. Mit dabei werden auch Brendan Gleeson als König Duncan und Corey Hawkins als Macduff sein, in der weiteren Besetzung gibt es kleine Unterschiede. Die Theaterregisseurin Kathryn Hunter wird auf der Bühne nur eine der drei Hexen spielen können und zudem Joel Coen bei der Regiearbeit unterstützen – Theater ist doch etwas anderes als Film.
Apples Experiment dient aber nicht dem Erkenntnisgewinn, ob „Macbeth“ nicht besser am Broadway aufgehoben gewesen wäre, um wenigstens einen Tony-Award zu gewinnen, sondern soll die Frage klären, ob und wie viel Auditorium man Anfang Juni zur WWDC wird einladen können. Das Steve Jobs Theater fasst zwar 1000 Zuschauer, Apple hat die Kapazität für das Macbeth-Experiment auf 500 beschränkt. Besucher sollen sich auch in den beiden Wochen nach der Aufführung per PCR testen lassen, Apple übernimmt nicht nur dafür die Kosten, sondern verlangt für die teure und hochwertige Theaterproduktion auch keinen Eintritt. Und ganz anders als sonst im Theater üblich, soll das Publikum die iPhones anlassen, damit diese Begegnungsdaten austauschen können, es wird nur um Stummschaltung gebeten. Im Falle einer aufgetretenen Infektion würden die anderen Besucher rechtzeitig gewarnt.
WWDC 22 vielleicht später?
Da die Auswertung des Experiments zwei Wochen in Anspruch nehmen wird, sollte Apple vor der zweiten Monatshälfte noch nicht entschieden haben, ob man das Risiko einer WWDC mit Entwicklern aus aller Welt, die sich mit Apples Spezialisten in Persona treffen, eingehen kann und welche maximale Auslastung von Konferenzzentren und Seminarräumen dabei vertretbar sein wird. So sollte eine Einladung zur WWDC nicht vor Anfang Mai erfolgen, die Konferenz selbst könnte daher später als gedacht beginnen, sofern Apple Besucher einlädt und die WWDC nicht zum dritten Mal in Folge komplett online abhält.
Macbeth wird in jedem Fall trotz der Tragik seines Handelns wertvolle Hinweise geben: I have done the deed. Für eine Teilnahme an dem Experiment inklusive eines unvergleichlichen Kulturgenusses kann man sich bei Apple bewerben .