31. August: Ein Amerikaner in Paris
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Im Jahr 2004 musste Steve Jobs erstmals in Folge einer letztlich sieben Jahre andauernden Krankheitsgeschichte es einem Vertreter eine Keynote überlassen, die zur Eröffnung der Apple Expo. Ende Juli hatte sich der Apple-CEO für die Öffentlichkeit überraschend in Behandlung gegeben, um seinen bereits ein gutes Jahr zuvor entdeckten Tumor an Bauchspeicheldrüse endlich operieren zu lassen. So musste am 31. August eben der damalige Senior Vice President of Worldwide Marketing und heutige Apple-Fellow Phil Schiller die Präsentation zur Eröffnung der Mac-Messe übernehmen, die Apple in jenem Jahr auch zum letzten Mal besuchte – seither gilt: “We don’t believe in tradeshows”.
Mal abgesehen von der Krankheit, die ihn daran hinderte, nach Paris zu reisen, wäre Jobs bei dieser Gelegenheit womöglich der falsche Präsentator gewesen. Denn das wichtigste Produkt, das Phil Schiller an jenem Dienstag zeigte, strafte Jobs gewissermaßen Lügen beziehungsweise korrigierte eine Fehleinschätzung. Denn im iMac G5 gelang es Apple sehr wohl, Komponenten wie Hauptplatine, RAM, Festplatte und Laufwerk hinter den Monitor zu platzieren, gewissermaßen aufrecht stehend und nicht wie in allen Macs zuvor horizontal liegend. Gut zweieinhalb Jahre zuvor hatte Apple seinen ersten iMac mit Flachbildschirm noch so gestaltet, dass Festplatte, Laufwerk und alles andere auf einer kreisförmigen, blauen (!) Platine angeordnet waren und von dieser Halbkugel ein Arm ausging, an dem der Bildschirm hing. Die “Schreibtischlampe” war nicht der iMac, den alle Welt seinerzeit erwartete, schlug aber beim Fachpublikum und den Kunden gleichermaßen ein. Das ungewöhnliches Design behielt Apple beim Umstieg auf die nächste Prozessorgeneration nicht bei, der iMac G5 sah beinahe so aus wie die Fantasien, die im Vorfeld des iMac G4 kursierten.
Was Phil Schiller und auch Steve Jobs an jenem 31. August 2004 aber bereits wussten: Auch der iMac G5 werde nur ein Übergangsgerät sein. Denn schon längst liefen die Vorbereitungen des Wechsels auf die Intel-Plattform auf vollen Touren, nicht auszuschließen, dass die herkömmliche, da rechteckige Platine des iMac G5 schon aus Rücksicht auf bald kommende Produktionsprozesse so gestaltet wurde. Ein gutes Jahr später und bereits nach dem zur WWDC 2005 angekündigten Paradigmenwechsel bekam der iMac G5 noch ein Nachfolgemodell mit iSight-Kamera, doch schon im Januar 2006 war Schluss mit G5 – der Intel Core Duo sollte den ersten Intel-Mac treiben, der an sich genau so aussah wie der iMac G5, ehe mit den Alu-Glas-Modellen des Sommers 2007 und dem Core 2 Duo die Intel-Ära so richtig beginnen konnte.
Gleichwohl ist ein iMac ein iMac, ob mit Flachbildschirm separat oder mit den Komponenten dahinter oder ob mit G3, G4, G5 oder Intel spielt letztlich nur eine untergeordnete Rolle. Auch mit Apple Silicon bleibt der iMac ein iMac, der auf ARM-Designs basierende Prozessor hebt den All-in-One aber auf ein neues Level. Mehr denn je fragt man ob der schlanken und nun auch wieder bunten Erscheinung, wo denn nun der Computer stecke.
Lesetipps für den Dienstag
Fast alles neu: Sicher, Gewissheiten über neue Macbook Pro haben wir nicht viele. Es wird neue geben, klar. Vermutlich alle mit Apple Silicon, noch ein Intel-Upgrade ist kaum denkbar. In diesem Herbst könnte Apple die neuen Geräte präsentieren, darauf deutet vieles hin. Aber wann genau? Und wird der globale Chip-Mangel eventuell aus dem Herbst einen Winter oder gar das Frühjahr 2022 machen? Einerlei: Fünf Jahre nach der letzten großen Renovierung mit Touchbar und Schmetterlingstastatur und einigen Evolutionen in der Zwischenzeit wird es wieder Zeit für einen großen Wurf. Sechs wesentliche Änderungen stehen an, meint unser US-Kollege Roman Loyola und erklärt genau, auf was wir uns einrichten können, irgendwann gegen Ende 2021.
Übernahme: Apple hat Primephonic übernommen, Anbieter von klassischer Musik im Stream. Seinen Kunden beabsichtigt Apple bald die Wiedergabelisten des drei Jahre alten Dienstes anzubieten, die von den speziell an klassische Musik angepassten Metadaten profitieren sollen. Die Metadaten für das digitale Zeitalter der Musik wie Interpret, Genre oder Album waren vor allem für Popmusik gestaltet und reichten für Klassik nicht aus. Primephonic begrüßt die Übernahme, so könne man weltweit mehr Leute erreichen, gerade solche, die nicht nur Klassik hören, sondern auch andere Genres.
Start: Apple hat den Starttermin für die neue Serie “The Problem with Jon Stewart” bekannt gegeben. Ab dem 30. September wird der Light-Night-Host jede Woche über den Dienst Apple TV+ streamen, die Show um tagesaktuelles Geschehen werde von einem Podcast begleitet. Ein kurzer Trailer stimmt auf die Show ein. Ebenso bewirbt ein Trailer die Dokumentation “The Velvet Underground”, die ab dem 15. Oktober bei Apple TV+ zu sehen sein wird .
Rekord: Das am Sonntag veröffentlichte Album “Donda” von Kanye West wurde laut Billboard in den ersten 24 Stunden nach Erscheinen schon 60 Millionen Mal gestreamt. Nur “KOD” von J. Cole (64,5 Millionen) und “Views” von Drake (63,5 Millionen) kamen am ersten Tag auf mehr Streams. “Donda” setzte sich aber in 152 Ländern an die Spitze der Streamingcharts, Kanye West ist damit der meistgestreamte Künstler auf Apple Music.
Nur im Notfall: Der ominöse Modemchip X60 von Qualcomm und noch mehr dessen Nachfolger X65, der Frequenzbänder anspricht, die derzeit zur Kommunikation mit Satelliten genutzt werden, hat Spekulationen darüber ausgelöst, was Apple damit anfangen will. Während einige Experten vorschlagen, dass über die Frequenzen lediglich LTE/5G über WLAN für einen besseren Empfang geroutet werden könnte, ist sich Bloomberg sicher, dass in der Tat Satelliten ins Spiel kommen. In Notfällen sollten iPhone-Besituer über den intern “Stewie” genannten Dienst kurze Textnachrichten via Satellit versenden können, wenn kein Mobilfunknetz erreichbar ist. Diese Notfall-SMS bekämen in der Nachrichtenapp eine neue Farbe: grau. Die Länge solcher Nachrichten sei begrenzt. Mit einer Einführung des Services sei aber nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen.
Zugelegt: Trotz weiterhin bestehender Probleme in der Lieferkette legt laut IDC der Smartphonemarkt in diesem Jahr um 7,4 Prozent zu, in den beiden folgenden um jeweils 3,4 Prozent. Im Jahr 2021 würden weltweit insgesamt 1,37 Milliarden Geräte verkauft. Besonders stark wachse Apple, das in diesem Jahr ein Plus von 13,4 Prozent bilanzieren könne.
Weitere Nachrichten:
Microsoft Xbox will Gamer zum Impfen bewegen
Auch die USA haben derzeit mit steigenden Corona-Infektionen zu kämpfen. Allein am vergangenen Sonntag kamen fast 50.000 neue Fälle hinzu. Viele US-Bürger stehen der Impfung skeptisch gegenüber und bevorzugen es, sich keine Impfdosis gegen das Coronavirus verabreichen zu lassen. Aus diesem Grund setzt die US-amerikanische Seuchenschutzbehörde Center for Disease Control and Prevention (CDC) nun auf unterschiedliche Kooperationen mit Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens.
Ein Kooperationspartner der CDC ist Microsoft Xbox. Über den Twitter-Account des Unternehmens versuchen Microsoft und die CDC Gamer zu erreichen und zur Impfung zu bewegen. „Die Kraft des Spiels lässt uns jeden Tag in neuen Welten zu Helden werden. Du kannst auch im echten Leben ein Held sein, indem du dich gegen COVID-19 impfen lässt und dich und die Menschen um dich herum schützt,“ heißt es dort etwa in einer Reihe von Tweets.
Die Twitter-Anhänger von Microsoft sind bezüglich der Kampagne geteilter Meinung. Während einige Kommentare das Engagement loben, drohen andere damit, von Xbox zu Playstation zu wechseln. Wieder andere Nutzer finden es unpassend, dass sich Microsoft in politische Angelegenheiten einmischt.
Neben Appellen an die Spieler, nutzt Microsoft den Micro-Blogging-Dienst auch zur Aufklärung rund um das Virus. In einer Fragerunde beantworteten CDC-Präsidentin Dr. Judy Monroe und der stellvertretende CDC-Direktor Fragen der Xbox-Follower. Microsoft schießt zudem gegen Verschwörungstheorien und rechnet in einer Übersicht mit den gängigsten von ihnen ab. Xbox-One-Besitzer aus den USA haben weiterhin die Möglichkeit, ihre Microsoft-Rewards-Punkte der CDC zu spenden .
Netflix erhält Rabatt auf Play-Store-Gebühren
Google ist derzeit in den USA in ein Kartellrechtverfahren verwickelt, welches dem von Epic gegen Apple ähnelt. Mehrere Staatsanwälte werfen dem Konzern vor, seine Monopolstellung im Play Store zu missbrauchen.
Aus einem neuen Dokument in diesem Rechtsstreit geht nun hervor, dass Google einige große Unternehmen in seinem Play Store von den üblichen Gebühren befreit und ihnen Rabatte einräumt. Laut dem Dokument hätten Netflix, Tinder und Spotify wiederholt versucht, die Gebühren in Höhe von 30 Prozent, die bei einem Abo-Abschluss an Google als Play-Store-Betreiber zu entrichten sind, zu umgehen. Insbesondere Netflix hätte Google um ein alternatives Bezahlsystem gebeten. Damit der Streaming-Dienst die App-Store-Gebühren nicht gänzlich umgeht, sei Google dem Unternehmen entgegengekommen und hätte pro Abo-Abschluss eine sehr viel geringere Gebühr verlangt.
In einer Stellungnahme gegenüber dem IT-Magazin The Verge erklärt ein Google-Sprecher: „Für alle Entwickler gelten die gleichen Richtlinien wie für alle anderen Entwickler, einschließlich der Zahlungsrichtlinien. Wir haben seit langem Programme, die Entwickler mit erweiterten Ressourcen und Investitionen unterstützen. Diese Programme sind ein Zeichen für einen gesunden Wettbewerb zwischen Betriebssystemen und App-Stores und kommen den Entwicklern zugute.“
Google wird in dem Kartellrechtsverfahren für seine Gebühren angegriffen. Den Klägern zufolge habe der US-Konzern die Gebühren-Abgaben in Höhe von 30 Prozent lediglich von Apple „kopiert“. Google wehrt sich gegen die Monopol-Vorwürfe und betont, dass Android sehr viel mehr Freiheiten biete als Konkurrenz-Betriebssysteme. Nutzer könnten schließlich selbst entscheiden, ob sie Apps aus dem Play Store oder aus alternativen Quellen installieren. Diese alternativen App Stores würden jedoch nicht prominent auf Smartphones präsentiert, argumentiert die Gegenseite. Zudem erlaube Google seinen Entwicklern nicht, Kontaktdaten von Nutzern zu sammeln und mit ihnen Kontakt aufzunehmen – ein Entgegenkommen, das Apple erst in diesem Monat in seinem Kartellrechtsverfahren zeigte.
Samsung schließt Cloud-Dienste: So retten Sie jetzt Ihre Daten
Schon vor knapp einem Jahr kündigte das südkoreanische Unternehmen Samsung an, dass man bestimmte Cloud-Funktionen für die Kunden im Jahr 2021 einstellen wolle. Konkret sollten die Funktionen Gallery Sync, Drive und der kostenpflichtige Speicherplan zum 31. August 2021 eingestellt werden, wie Samsung hier mitteilt.
Offenbar haben nicht alle Kunden wie erhofft auf diese Ankündigung reagiert und ihre Daten entsprechend exportiert. Daher gab Samsung nun bekannt, die Nutzer der “Gruppe 2” Funktionen für weitere drei Monate anzubieten. Pünktlich zum 30. November 2021 werden Gallery Sync und Drive Storage für My Files nicht mehr von Samsung Cloud unterstützt. Die dort hinterlegten Daten werden im Anschluss gelöscht.
Mit der per E-Mail an die Kunden angekündigten Verschiebung der Schließung will Samsung seinen Nutzern Zeit geben, um die eigenen Daten zu migrieren oder diese herunterladen. Wer plant, seine in der Samsung Cloud gespeicherten Daten zu einem anderen Dienst wie Microsofts OneDrive umzuziehen, muss dies also vor dem 1. Oktober machen.
Zwar lassen sich die Daten auch danach noch für eine unbestimmte Zeit bei Samsung abrufen, ein Umzug ist dann aber nicht mehr möglich. Auch die Kündigung der bezahlten Speicherpläne ist für den 1. Oktober vorgesehen. Abgeschaltet wird die Funktion jedoch erst am 30. November 2021. Spätestens am 30. November wird Samsung entsprechend alle Daten der Nutzer löschen. Der Umzug zu Microsoft OneDrive ist dabei sehr einfach: Dazu muss nur die Samsung Cloud-App auf dem Smartphone geöffnet werden. Unter den Einstellungen findet sich der Punkt „Mit OneDrive verknüpfen“.
Wer die Daten lieber lokal speichern möchte, findet an dieser Stelle eine Anleitung des Herstellers .