8. September: Live long and prosper
Macwelt wünscht einen guten Morgen! “Der Weltraum, unendliche Weiten…” beziehungsweise “Space, the final frontier…” klang es erstmals am 8. September 1966 aus Fernsehapparaten in den USA: Die Enterprise war zu ihrer Reise aufgebrochen, die sie hingeführt hat, wo noch nie ein Mensch gewesen ist. Physikalisch ist das, was die Crews unterschiedlicher fiktiver und realer Epochen seit 55 Jahren in diesem und den anderen drei Quadranten der Galaxis treiben, meist Humbug und widerspricht allen denkbaren und sogar den meisten undenkbaren Naturgesetzen.
Die Gesetzesverstöße sind aber der Dramaturgie geschuldet: Wie will man in jeder Woche eine weitere außerirdische Zivilisation kennenlernen, wenn das Schiff gemäß Einstein nicht in Überlichtgeschwindigkeit durch den Raum rasen darf? Lösung: Wir krümmen den Raum einfach so, um mit ihm und nicht durch ihn zu reisen. Oder wie will man Außenmissionen auf fremden Planeten erzählen, wenn das Studio nicht ausreichend Geld hat, um Lande- und Startszenen glaubwürdig aussehen zu lassen? Erfinden wir eben das Beamen. Und wenn jemand fragt, wie das denn mit der Unschärferelation vereinbar ist, erfinden wir eben den Heisenbergkompensator. Und wenn dann jemand fragt, wie der denn funktioniere, sagen wir: “Danke, sehr gut!” (Das mit den “unendlichen” Weiten aus der deutschen Version des Vorspanns ist physikalisch auch eher nicht zu halten…). Und doch lassen sich mit der Physik der Enterprise ganze Bücher füllen, der Dortmunder Physiker Metin Tolan hat das Standardwerk dazu vorgelegt: “Die Star Trek Physik” . Natürlich ist darin nicht zu lesen, wie das mit dem Beamen und dem Hyperraum doch noch funktionieren könnte, aber Tolin zeigt auf, dass die Autoren offenbar recht oft auf ihre Berater aus der Naturwissenschaft gehört haben. Anders als etwa George Lucas, der in das Star-Wars-Universum doch noch viel mehr physikalischen Unfug hinein gepackt hat – und sich den Jedi-Orden gewissermaßen von Isaac Asimovs “Foundation” entlieh.
Weit wichtiger als die physikalische Korrektheit war stets die Vision, die Gene Roddenberry inmitten des Kalten Krieges und schwerere Unruhen zwischen den “Rassen” vermittelte: Wir sind eine Welt. Ob der Navigationsoffizier nun spitze Ohren hat, weil sein Vater nicht von dieser Welt stammt, ist genauso egal wie Hautfarbe und Geschlecht des Kommunikationsoffiziers. Japaner und Russen auf der Brücke? Klar, willkommen, wir sind eins.
Die von Roddenberry erfundene Gesellschaft, die interstellare Reisen und Föderationen erlaubt, hat anscheinend sogar das Geld und die dadurch ausgelösten Unterschiede überwunden. Zumindest spielt Geld keine Rolle im Star-Trek-Universum, sieht man mal von den später auftauchenden Ferengi und ihrer Gier nach goldgepresstem Latinum ab. Aber wer braucht schon Geld, wenn Energie anscheinend im Übermaß zur Verfügung steht und der Replikator alles erzeugt, was man sich wünscht? Sogar Tee, heiß, Earl Grey?
Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry hat selbst längst die Reise zu den Sternen angetreten, nicht nur bildlich. Ein Teil seiner Asche umkreist seit 1997 den Heimatplaneten der Terraner. Von dort oben aus den unendlichen Weiten hat man eine wesentlich demütigere Sicht auf die irdischen Angelegenheiten.
Lesetipps für den Mittwoch
All the leafs are brown: Nach Apple kann man beinahe den Kalender und die Uhr stellen. Pünktlich eine Woche und eine Stunde vor dem erwarteten Termin kam auch die Einladung zum Event, auf dem Apple aller Voraussicht nach neue iPhones zeigen wird und wohl auch die Apple Watch Series 7. Das Motto lässt aber nicht besonders viele Rückschlüsse zu: “California Streaming”. Sicher, es handelt sich im zweiten Jahr der Pandemie um ein weiteres virtuelles Event, das man nur per Stream verfolgen kann und leider nicht im Steve Jobs Theater im Apple Park. Dass es aber inhaltlich um Streaming gehen wird, kann man eher ausschließen, im Herbst kommen zwar jede Menge neuer Serien und Filme auf Apple TV+, aber für deren Vorankündigung braucht man kein eigenes Event. Und dass Apple im App Store nun doch das Spielestreaming erlauben wird oder eine Version von macOS auflegt, das man auf beliebige Rechner streamt, kann man getrost ausschließen. Soll man nun aber weltweit von Kalifornien träumen, wenn die Blätter alle braun sind und der Himmel grau, wie es im Song der Mamas and the Papas heißt? So weit ist die Jahreszeit noch nicht, der Herbst ist noch lang, Apple hat noch jede Menge zu zeigen und wird sein Pulver nicht komplett bei einer Show verschießen. Es handelt sich kommenden Dienstag vermutlich um California Streaming, Part I. Will man aber von Siri nähere Auskunft über das, was ansteht, bekommt man ein weiteres Songzitat aus den 60ern geliefert , von den Supremes: “You cant’ hurry news, you just have to wait” News don’t come easy, it’s a game of give and take, würden wir gerne hinzufügen. Auf Deutsch ist die Antwort leider weniger witzig, Siri verweist für Informationen über Apple-Produkte lediglich auf die Website des Herstellers.
And the sky is grey: Doch ausschließen darf man auch nicht, dass Apple am kommenden Dienstag mehr als nur iPhones und Apple Watches zeigt. Hinweise darauf gibt die Verfügbarkeit des iPad: Laut Bloombergs Mark Gurman sind die Lieferzeiten für das Modell der achten Generation, das Apple vor einem Jahr vorstellte, auf mehrere Wochen angestiegen, einige Varianten sind gar nicht mehr verfügbar. Die Mitarbeiter in den Stores habe Apple angewiesen, nicht über die schlechte Verfügbarkeit zu spekulieren oder gar einen anstehenden Refresh der Modellreihe.
Alternative Fakten : Apple ist ein liberales Unternehmen – das Wort “liberal” ist für rechte US-Amerikaner ein Schimpfwort und Liberale sind aus deren Sicht nicht von Kommunisten zu unterscheiden. Zumindest sind sie unpatriotisch. Google gehört ebenso wie Apple zu den Feinden der Demokratiefeinde, schließlich hat auch Apples Konkurrenz die App “Parler” aus seinem App Store aus, über die sich die “Patrioten” gerne vernetzen. So ist für die Anhänger des ehemaligen Präsidenten also das iPhone ein NoGo, die Geräte mit Google-Betriebssystem ebenfalls. Aber für diese Kundschaft gibt es jetzt eine Alternative, und da jeden Tag ein Dummer aufsteht, kann man diese auch zu überteuerten Preisen anbieten, wie der Spiegel berichtet. Das vom selbst ernannten “Bitcoin-Millionär” Erik Finnman herausgegebene Freedom Phone sei “für freie Meinungsäußerung und Datenschutz konzipiert”, von Rechten geschätzte Apps wie Parler sind schon vorinstalliert, wie auch ein “Pat App Store”, aus dem die “Patrioten” weitere Anwendungen und Verschwörungsmythen beziehen können. Ein Betriebssystem “Freedom OS” wurde dafür aber nicht fertig, stattdessen läuft ClearOS darauf, eine freie Variante von Android. Und somit halt auch von Google. Die Hardware ist zudem recht billig und die Features alles andere als zeitgemäß. Gebaut hat das Telefon der chinesische Billigheimer Umidigi, der vergleichbare Modelle zu Preisen zwischen 100 und 200 US-Dollar auf dem Markt wirft. Finnman verkauft das Gerät an seine “Patrioten” für 499 US-Dollar – und man ahnt, wie der Herr auch sonst zu seinem Geld kommt und wie wenig seine Kunden Wert auf Fakten legen.
Stimmt so nicht: Immer wieder vergnüglich liest sich die Medienkritik des Macalope. In seiner jüngsten Kolumne zerlegt der gehörnte Macworld-Kollege niemand geringeren als Mark Gurman, der mit seinen Prognosen für kommende Apple-Produkte sehr oft richtig liegt und dessen Berichterstattung über Cupertino auch ansonsten recht akkurat ist. Doch es ist nur ein Satz, den das Macalope auf die in der Savanne nicht vorhandene Palme bringt: Die während der Betaphase vorgenommenen Änderungen in Safari von iOS 15 würden zeigen, dass Apple nun endlich auf seine Kunden höre. Das ist so nicht korrekt, vor allem weil Gurman viele unpopuläre Designentscheidungen bei der Hardware als Kronzeugen für seine These aufbietet. Eine Touchbar oder eine Schmetterlingstastatur sind nun einmal schwerer durch andere Lösungen zu ersetzen als Fehlentscheidungen in der Software. Außerdem lässt Apple nun schon seit sieben Jahren seine Kunden Beta-Software testen, man könne sich auch noch an die Public Beta von Mac-OS X erinnern, die (und nur die!) noch ohne Apfelmenü auf die Macs des Jahres 2000 kam. Aber doch, Apple kann manchmal auch stur sein, wie man an der Magic Mouse sieht, die während des Ladevorgangs nicht zu benutzen ist.
Weitere Nachrichten:
Apple lädt zur iPhone-13-Keynote ein
Das lange Warten hat ein Ende: Apple hat auf seiner Webseite den Termin für das diesjährige Special-Event bekannt gegeben. Die iPhone 13 Keynote findet am Dienstag, den 14. September, um 10 Uhr Ortszeit statt. In Deutschland wird das zu einer Abend-Veranstaltung, die Keynote startet hierzulande um 19 Uhr. Auch das Special-Event rund um die neue iPhone-Generation findet wieder rein virtuell satt. Das Motto der iPhone-Präsentation lautet: “California streaming.”. Damit gibt sich Apple wieder etwas mystisch, im letzten Jahr konnte man anhand des Mottos “Hi, Speed” (ein Verweis auf das neue 5G-Feature) deutlich mehr aus der Einladung herauslesen.
Unseren Live-Ticker zur Keynote können Sie hier verfolgen.
Auch wenn Apple mit dem Motto noch nicht allzu viel verrät, können wir sicher sein, dass am 14. September neben dem neuen iPhone 13 (Alle Infos & Gerüchte) auch die neue, etwas kantigere Apple Watch Series 7 (Alle Infos & Gerüchte) vorgestellt wird, auch wenn vor kurzem Meldungen bezüglich auftretender Produktionsprobleme die Runde machten.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Produkte, die Apple vorstellen könnte, mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel ” Diese 5 Apple Produkte kommen im Herbst “.
Apple streamt seine Events seit Jahren auf unterschiedlichen Kanälen, die erste Anlaufstelle ist die Event-Webseite des Anbieters. Es lohnt sich auch, auf Youtube Ausschau zu halten, Apple streamt seine Keynotes seit einiger Jahren auch dort. Ansonsten beschreiben wir in unserem Ratgeber, auf welchen Geräten wo genau der aktuelle Live-Stream von Apple stattfindet .
Update auf Firefox 92 beseitigt Sicherheitslücken
Am 7. September hat Mozilla die neuen Browser-Versionen Firefox 92.0 sowie Firefox ESR 78.14.0 und ESR 91.1.0 veröffentlicht. Darin haben die Entwickler mehrere Sicherheitslücken beseitigt. Die neue Firefox-Version 92 bringt keine großen Neuerungen, jedoch einige Verbesserungen. Sie ist für Windows, macOS und Linux erhältlich. Für Android ist Firefox 92.1.1 verfügbar. Firefox Klar 92.1.0 für Android ist bereits in der letzten Woche erschienen.
Das Update auf Firefox 92.0 beseitigt mindestens fünf Sicherheitslücken , von denen wenigstens drei als hohes Risiko ausgewiesen sind. Einige könnten sich eignen, um Code einzuschleusen und auszuführen. Eine Firefox-Schwachstelle (CVE-2021-38492) betrifft nur die Windows-Versionen, eine andere (CVE-2021-29993) nur Android.
Firefox 92 wechselt nun automatisch von HTTP auf verschlüsselte HTTPS-Verbindungen, wenn der betreffende Web-Server HTTPS RR (Resource Records) nutzt. HTTPS RR ist ein DNS-Eintrag, den ein Browser zusammen mit anderen Informationen über einen Server abfragen kann. Die Entwickler haben außerdem die JavaScript-Speicherverwaltung verbessert, um mehr Leistung bei geringerem Speicherverbrauch zu erreichen.
Bislang kommt es zu Leistungseinbußen bei Werkzeugen für Barrierefreiheit (etwa Screenreader), wenn Thunderbird nach Firefox installiert oder aktualisiert wird. Das sollte nun nicht mehr passieren. Der in Firefox integrierte Dienst Pocket bietet jetzt kuratierte deutschsprachige Sammlungen zu verschiedenen Themen, aktuell etwa zur Bundestagswahl.
▶Die neuesten Sicherheits-Updates
In Firefox ESR 78.14.0 hatten die Mozilla-Entwickler weniger Lücken zu stopfen als in Firefox 92. Nur eine der extern gefundenen Schwachstellen betrifft auch den ESR-Zweig. Hinzu kommen mindestens zwei intern entdeckte Lücken, die zum Teil geeignet sein können, eingeschleusten Code auszuführen. Die gleichen Lücken sind auch in Firefox ESR 91.1.0 beseitigt worden. Bis Oktober pflegt Mozilla beide ESR-Zweige weiter, danach geht Firefox ESR 78.x in Ruhestand.
Das gilt auch für Mozillas Mail-Programm Thunderbird : Noch gibt es Updates für Thunderbird 78.x und 91.x, aktuell sind die Versionen 78.14.0 und 91.1.0, in denen die gleichen Lücken gestopft worden sind wie in Firefox ESR.
Der auf Firefox ESR basierende Tor Browser ist noch nicht in einer neuen Version verfügbar. Version 10.5.6 dürfte in Kürze erscheinen und von den in Firefox ESR 78.14.0 gestopften Lücken profitieren.
Am 5. Oktober will Mozilla Firefox 93 sowie Firefox ESR 78.15 und 91.2 veröffentlichen. Für Firefox ESR 78.x wie auch für Thunderbird 78.x wird dies das letzte Update sein.
Roboter jagt Raucher, Falschparker und Corona-Verstöße
In Singapur jagt jetzt ein Roboter unerwünschte Raucher und Straßenhändler sowie Verkehrsrowdys. Der auf den Namen „Xavier“ getaufte vierrädrige Roboter patrouilliert seit dem 5. September 2021 auf einer öffentlichen und stark frequentierten Fläche im Stadteil Toa Payoh Central in dem asiatischen Stadtstaat Singapur. Der Testeinsatz ist zunächst für drei Wochen geplant.
Xavier fährt autonom über den Platz und zwischen den sich dort bewegenden Menschen herum. Dort sucht er nach Zeitgenossen, die sich nicht an die Gesetze beziehungsweise öffentlichen Vorgaben des für seine strengen Vorschriften bekannten Staates halten. Das heißt, Xavier sucht autonom nach Menschen, die:
- in Rauchverbotszonen am Glimmstängel ziehen
- Waren illegal verkaufen
- Fahrräder falsch abstellen
- Scooter oder Motorräder auf Fußwegen benutzen
- sowie nach Menschenansammlungen mit mehr als fünf Personen (das verstößt gegen die Corona-Schutzmaßnahmen)
Sobald der rollende Roboter einen der oben genannten Verstöße bemerkt, meldet er das sofort an seine Leitstelle. Außerdem zeigt er auf seinem Bildschirm die entsprechende Warnung an, sodass die Verursacher sofort erkennen, welchen Vergehens sie sich schuldig gemacht haben.
Durch den Einsatz von Xavier sollen die Ordnungskräfte entlastet und die Zahl der erforderlichen Fußstreifen reduziert werden. Die Polizei kann ihre Kräfte dann gezielter einsetzen.
Xavier ist mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet, um seine Aufgabe erfüllen und selbstständig navigieren sowie Hindernissen, Fahrzeugen und Passanten ausweichen zu können. Der Roboter kann jederzeit ein 360-Grad-Rundum-Video an seine Leitstelle (Command and Control Centre) streamen. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen kann er mithilfe von Infrarot- und LED-Licht Fotos und Videos erstellen. Die vom Roboter an die Leitstelle gestreamten Videos werden dort mithilfe von KI analysiert. Die Beamten in der Leitstelle können über Xavier auch mit den Menschen vor Ort kommunizieren.