10. September: Rekorde aller Art
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Vier Jahre ist es her, da stellte Apple in einer einzigen Keynote gleich zwei Rekorde auf. Der Erste betraf ein neues Telefon, denn dieses war nicht einmal eine halbe Stunde lang der letzte Schrei von Apple und wurde dann von einem noch neueren Schrei abgelöst. Das andere Produkt orientierte sich in die andere Richtung auf der Zeitachse – und sollte schließlich zu einem werden, das nie erschien.
Die Rede ist einerseits vom iPhone 8 (Plus) und dessen sofortigen Nachfolger iPhone X – und andererseits von der Ladematte Airpower, die Tim Cook an jenem 10. September 2017 für das folgende Jahr ankündigte, die dann aber 2019 still und leise eingestellt wurde.
Wobei: Das iPhone 8 (Plus) als kurzlebig zu bezeichnen, weil das iPhone X sofort danach kam, trifft es ja nicht ganz. Denn technisch waren iPhone 8 und iPhone X in einiger Hinsicht auf dem gleichen Stand. Der Chip A11 Bionic ermöglichte Geschwindigkeiten wie nie zuvor – und das auch für ein ganzes Jahr, bis zum iPhone XS respektive dem XR mit ihren A12-Chips.
Eine zweite Gemeinsamkeit: Die Rückseite aus Glas, die endlich induktives Laden ermöglichte. Die Konkurrenz hatte derartiges schon länger zu bieten, aber wenn man eben auf Kunststoff setzt anstatt auf edles Aluminium, hat man auch keine Probleme mit der Abschirmung elektromagnetischer Wellen. Also eben Glas statt Aluminium, wie schon beim iPhone 4/4s/5/5s – vorwärts, wir müssen zurück. Das hatte aber Konsequenzen für die Farbgebung – hat Apple es mittlerweile im Griff, schöne Farben für die Glasrückseiten zu verwenden, waren die Töne des iPhone 8 (und des iPhone X) eher ein wenig enttäuschen. Ein milchiges Silber, ein wenig glänzendes Gold und ein Schwarz, das nicht wirklich Schwarz war. Und dennoch: Vor allem das iPhone X mit seinem Verzicht auf die Touch-ID und überhaupt einen Home-Button eröffnete eine neue Ära für Apple. Dass sich jetzt viele die Touch-ID zurückwünschen, hat mit Gründen zu tun, die man sich Ende 2017 nicht einmal vorzustellen wagte.
Das induktive Laden hingegen schrie gewissermaßen nach einer neuen Kategorie von Produkten, eben jenen Ladematten, auf denen man das iPhone ablegt, wenn man es gerade nicht zur Hand nimmt. Das Laden verschwindet so ein wenig aus dem Bewusstsein: Anstatt das Gerät per Lightning an ein Ladegerät anzuschließen, legt man es einfach ab.
Mit der Airpower wollte Apple aber etwas zu viel. Die Idee: Man möge doch nicht nur das iPhone irgendwo darauf ablegen, sondern auch die Apple Watch und das induktive Ladecase der Airpods. Gerne auch alle drei, und das irgendwo. Wie wir aber letztes Jahr gelernt haben – zum Beispiel in der Apple-Keynote “Hi, Speed!” – spielt es eben sehr wohl eine Rolle, wie passgenau die Sende- und die Empfängerspule beim induktiven Laden zusammenkommen, deshalb die magnetische Halterung. Woran die Airpower letztendlich gescheitert ist, bleibt ein wenig im Unklaren. War es ein Softwareproblem, eines der Sensorik oder führen mehrere Fehler dieser Art dazu, dass die Airpower immer mehr Leistung abgab, um überhaupt irgendetwas zu laden und so überhitzte? So schnell machen TIM Cook und seine Kollegen den Fehler nicht mehr, ein Produkt schon voranzukündigen, an denen Ingenieure noch verzweifelt herumentwickeln. Zumindest hoffen wir das.
Lesetipps für den Freitag
Was kommt: Mit gewissem Bedauern stellt man fest, dass die Zeiten vorbei sind, in denen Apple bei einer Keynote noch überraschen könnte. Irgendwie scheint das nur noch in Nebenaspekten zu gelingen, wie etwa neuen Farbtönen. Aber die Features der kommenden iPhone-Generation scheinen weitgehend schon klar zu sein. Jason Cross fasst auf Macworld zusammen: Man darf mit einem mal wieder schnelleren SoC rechnen, dem A15. Die Bildschirme sollten zumindest teilweise eine 120-Hz-Wiederholrate bekommen, auch die Kamera wird mal wieder besser, vor allem dank der gestiegenen Rechenleistung. Endlich könnte ein Always-On-Display kommen, was man der höheren Effizienz der neuen Chips verdanken könnte. Alles in allem wird aber nach dem deutlichen Sprung auf das iPhone 12 vor einem Jahr das in diesem Jahrgang nur ein iPhone 12s – nur eben nicht dem Namen nach. Aber lassen wir uns mal von den Farben überraschen …
Adding Colour: Ach ja, die Farben. 91Mobiles will auf einer “ukrainischen Website” deren Adresse das Portal nicht nennt, die Farbooptionen der kommenden Modelle erfahren haben. iPhone 13 und iPhone 13 Mini soll es demnach in Schwarz, Blau, Weiß, Rot, Lila und dem neuen Ton Pink geben. Die Pro-Modelle kommen angeblich in Schwarz, Silber, Gold und der neuen Farbe Bronze.
Personalie: Sollte Apple am kommenden Dienstag eine neue Apple-Watch vorstellen, wird das aller Voraussicht nicht mehr Kevin Lynch tun, denn dieser hat laut eines Bloomberg-Berichts seit Juli eine neue Aufgabe bei Apple. Als Nachfolger von Doug Field, der in leitende Position zu Ford gewechselt ist, steht Lynch nun dem Projekt Apple Car vor. Lynch, der zu Apple kam, um die Entwicklung von watchOS zu leiten, sollte sich ursprünglich nur um die Software für das Auto kümmern, nach Fields Abschied, der 2018 von Tesla zu Apple gekommen war, übernimmt Lynch nun das Gesamtprojekt. Lynch hat keine Erfahrung im Automobilbau, vor Apple war er beim Softwarehersteller Adobe. Dies zeige, dass Apple wohl vor allem die Software im Blick habe. Ein Apple-Auto werde es so schnell auch nicht geben, bei den ständigen Wechseln an der Spitze des Projekts.
Gefeuert: Ashley Gjøvik, die in den letzten beiden Monaten öffentlich über Sexismus und Diskrimination bei Apple klagte, ist ihren Job als Senior Engineering Program Manager nun los. Offiziell aber nicht wegen ihrer Aktivitäten bezüglich der Arbeitsbedingungen, sondern weil sie Betriebsgeheimnisse verraten habe. Welche das sein sollte, habe ihr der Arbeitgeber in der fristlosen Kündigung nicht mitgeteilt. Gegen die Vorwürfe könne sie sich auch nicht mehr verteidigen, da sie sofort von den Kommunikationsmitteln des Unternehmens abgeschnitten worden sei.
Comeback: Im August letzten Jahres warf Apple Fortnite aus dem App Store und deaktivierte den Entwickleraccount des Herstellers Epic Software, da dieser für das Spiel In-App-Währung auf seiner eigenen Seite angeboten hatte und damit den App Store umging. Seither sind die Unternehmen in juristische Händel verstrickt, in den USA will die Legislative derartige Monopole der Zahlsysteme bald verbieten. In Südkorea ist das bereits geschehen, ein neues Gesetz zwingt Apple (und auch Google) dazu, andere Zahlungsmethoden als die in App Store und Play Store angebotenen zuzulassen. Epic Games fordert von Apple daher nun, den Entwickleraccount wieder zu aktivieren, um Fortnite für iOS in Südkorea verkaufen zu können.
Schutz und Datenschutz: Apples verschobene Pläne, auf iPhones nach Material von Kindesmissbrauch zu suchen und gegebenenfalls den Behörden zu melden, hat Applaus von der Regierung Ihrer Majestät aus dem Vereinigten Königreich bekommen – und damit von womöglich falscher Seite. Denn Innenministerin Priti Patel lobt nicht nur Apple dafür, Maßnahmen zum Schutz von Kindern zu ergreifen, sondern fordert den iPhone-Hersteller und andere Technologiekonzerne zu weiteren Schritten auf. Vor allem die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Kommunikation ist Patel ein Dorn im Auge, diese dürfe nicht die Türen “für noch schlimmeren Kindermissbrauch öffnen”. Ist aber einmal eine Hintertür in der Verschlüsselung, steht weltweit die Privatsphäre von Milliarden Nutzern auf dem Spiel, diktatorische Regime hätten die Möglichkeit, Oppositionelle zu überwachen.
Amazon: Erstmals eigene Fernseher vorgestellt – die Details
Amazon hat seine ersten eigenen Fernseher schneller vorgestellt, als es viele Marktbeobachter für möglich hielten. Dabei handelt es sich um die „Fire TV Omni Series“ und die „Fire TV 4 Series“, wie The Verge berichtet. Alles sind 4K-Modelle.
„Fire TV Omni Series“: Die höherpreisigen Amazon-Fernseher
Die Omni-Reihe sollen die höhenwertigeren Fernseher unter den beiden Neuvorstellungen sein. Darin ist eine Hands-free-Sprachsteuerung mit Fernfeld-Mikrofonen über Alexa integriert. Die Alexa-Sprachsteuerung ist immer aktiv, sogar dann, wenn der TV ausgeschaltet ist. Die Mikrofone können Sie über einen Schalter am unteren Bildschirmrand ausschalten, wie CNBC berichtet .
Über die Alexa-Sprachbefehle kann man nicht nur nach Inhalten suchen, sondern auch die Helligkeit und die Lautstärke regeln. Per Sprachsteuerung kann man sich von Alexa auch Vorschläge machen lassen (“Alexa, what should I watch?”), sowie Inhalte von Netflix und Tiktok nach dem Zufallsprinzip anzeigen lassen.
Auf dem Omni-Fernseher kann man sich auch das Bild von Smart-Home-Kamera wie der Ring anzeigen lassen. Sie können also auf dem Fernseher sehen, wer vor der Tür steht. Später in diesem Jahr will Amazon noch ein “smart home dashboard” vorstellen, mit dem man die verbundenen Smart-Home-Geräte übersichtlicher kontrollieren kann. Bereits vorhandene Echos lassen sich mit den TVs koppeln, um deren Sound zu verbessern. Webcams lassen sich ebenfalls anschließen, so dass man am TV dann Videokonferenzen machen kann.
Die Fire TV Omni-Fernseher sollen es in diesen Zollgrößen geben: 43, 50, 55, 65 und 75. Nur bei dem 65- und dem 75-Zoll-Modellen ist Dolby Vision mit dabei, bei den anderen aber zumindest HDR10, HLG und Dolby Digital Plus.
Fire TV Omni Series – die US-Preise laut The Verge
- 75-inch: 1099,99 Dollar (mit Dolby Vision)
- 65-inch: 829,99 Dollar (mit Dolby Vision)
- 55-inch: 559,99 Dollar
- 50-inch: 509,99 Dollar
- 43-inch: 409,99 Dollar
Fire TV 4-Series
Bei den preiswerteren Fire-TV-4-Series scheint die Alexa-Sprachsteuerung nur mit Nahfeld-Mikrofonen in der Fernbedienung integriert zu sein, wohingegen bei den “Fire TV Omni Series” die Fernfeld-Mikrofone direkt in den TV verbaut sind, wie Techcrunch vermutet . Sie können bei den Fire TV 4-Series also nicht beliebig von jedem Punkt im Raum Befehle an Alexa aufsprechen, sondern müssen immer die Alexa-Taste auf der Fernbedienung drücken. HLG and HDR10 gehören zur Ausstattung.
Die 4-Series-Fernseher sollen außerdem laut CNBC dickere Ränder haben und es sollen sich keine Webcams anschließen lassen.
Fire TV 4-Series: Die Preise laut The Verge
55-inch: 519,99 Dollar
50-inch: 469,99 Dollar
43-inch: 369,99 Dollar
Zum Produzenten der Fernseher äußert sich Amazon nicht. The Verge will aber große bauliche Ähnlichkeiten zwischen Geräten von TCL und den „Fire TV Omni“ entdeckt haben. Dass TCL als Produzent auftreten könnte, wurde bereits vor einigen Tagen vermutet 2609214 .
Im Oktober 2021 soll die Auslieferung in den USA beginnen. Denn nur dort wird Amazon seine ersten eigenen Fernseher zunächst verkaufen.
Tesla: Regentropfen mit Laserstrahl von der Scheibe brennen – statt Scheibenwischer
Tesla hatte im November 2019 in den USA ein ziemlich irrwitzig klingendes Patent unter dem Titel “Pulsed laser cleaning of debris accumulated on glass articles in vehicles and photovoltaic assemblies” eingereicht: Glasflächen von Autos und Photovoltaikanlagen sollen also mit einem Pulslaser von Schmutz befreit werden. Jetzt hat das US-Patentamt Tesla dieses Patent erteilt.
Damit hat sich Tesla eine Technik schützen lassen, mit der es zum Beispiel den altbewährten Scheibenwischer an seinen Autos in Rente schicken könnte. Falls denn künftig tatsächlich jeder Regentropfen, Schmutz, Laub und im Winter Eis und Schnee mit genau dosierten Pulslaserstrahlen weggebrannt werden können. Eine Skizze aus dem Patentantrag zeigt das Prinzip:
Da Tesla seinerzeit den Cybertruck, seinen ersten Pickup, ohne erkennbare Scheibenwischer vorgestellt hat, wurde darüber spekuliert, dass Tesla diese Lasertechnik zur Reinigung der Windschutzscheibe beim Cybertruck einbauen könnte.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Tesla nicht nur über Fahrzeuge spricht, bei denen Laserstrahlen die Glasflächen (neben der Windschutzscheibe könnte man hier auch an die Scheinwerfer und Rücklichter denken) von Schmutz säubern sollen. Sondern Tesla nennt ausdrücklich auch Photovoltaikanlagen als Einsatzbereich. In diesem Fall ginge es dann also darum Schmutz mit Laserstrahlen zu entfernen, der die Stromgewinnung behindert. Auch Dachziegel ließen sich so reinigen.
Noch wichtiger: Unternehmen setzen keineswegs alle Patente, die sich schützen lassen, auch tatsächlich in marktreife Produkte um. Gerade im Fall der Laserreinigung bleibt abzuwarten, ob Tesla dieses spektakuläre Prinzip tatsächlich so umsetzen kann, dass es im harten Autofahreralltag funktioniert – auch bei Sturm oder im Winter – und dabei niemanden gefährdet – also zum Beispiel nicht die Augen der hinter der Windschutzscheibe sitzenden Menschen verletzt – und nichts beschädigt.