Macwelt wünscht einen guten Morgen! Seit dieser Woche reden alle Leute von Mastodon und bis wir begriffen, dass nicht die Prog-Metal-Rock-Band aus Atlanta damit gemeint ist, hatten wir deren jüngstes Album ” Hushed and Grim ” ein paar dutzend Mal gehört. Das war alles andere als Zeitverschwendung, Zeit investieren mussten wir dagegen in das Einrichten eines Accounts auf der möglichen Twitter-Alternative namens Mastodon, deren Programmicon ein ausgestorbenes Rüsseltier ziert. Wohlfeile Reaktion auf die Übernahme durch Elon Musk? Mal sehen, die Ansichten des Tesla-Milliardärs zum Thema Meinungsfreiheit ähneln ein wenig dem satirischen Spruch “in Bayern, da kann jeder meine Meinung sagen”, den wir von Bruno Jonas kennen. So darf man nicht vergessen, dass Musk das ZDF wegen kritischer Berichte von der Eröffnung seiner Giga-Factory in Brandenburg ausgeladen hat und offenbar sehr gerne gegen andere Journalisten und Blogger vorgeht, die nicht seine Meinung nachplappern. Spätestens, wenn der abgewählte POTUS 45 zum Hetzen und Lügen auf die Plattform zurück darf und Musk mit kostenpflichtigen Premium-Features das eher defizitäre Unternehmen für viele der heutigen Nutzer unattraktiv gemacht hat, werden diese froh sein, wenn sie sich mit Mastodon beschäftigt haben, auch dann, wenn sie Prog-Metal-Rock nur für Lärm halten.
Am Freitag dieser Woche ist es an der Zeit, sich mit “Zeit” zu beschäftigen – dem neuen Rammstein-Album. Wozu doch so eine Pandemie gut ist: Das letzte Album “Rammstein” war nach neunjähriger Pause erschienen, jetzt hat es nur zwei Jahre bis zum Nachfolger gedauert. Klar, die Band konnte nicht um die Welt touren und Hallen wie Stadien in Flammen setzen, hatte stattdessen viel Zeit zum Komponieren, Texten und Aufnehmen. Die nächsten Jahre wird es wieder durch Amerika, Skandinavien und die Subkontinente gehen – für eine Band ist heute das Touren weit lukrativer als das Aufnehmen von Alben.
Damit hat der 28. April 2003 zu tun. Oder eher damit, dass Aufnahmen überhaupt noch einen Wert haben. An jenem Tag eröffnete Apple den iTunes Music Store, jenen virtuellen Plattenladen, der das Format MP3 (respektive AAC) erst monetarisierbar machte. Die Plattenindustrie hatte in den Neunzigern sehr gut damit verdient, dass sich Musikfreunde nach der LP noch eine CD kauften, bei einigen Alben waren sogar Bonusstücke mit drauf, die zweierlei bewirkten: Neben dem Unterschied zum bereits im Regal stehenden Vinyl bedeuteten 63-Minüter auf CD, dass man sie nicht komplett auf eine C60-Kassette kopieren konnte und auch mit den Varianten C90 und C120 es unlösbare Probleme gab. Raffinierter Kopierschutz by Design! Doch gegen das Internet und das im Fraunhofer-Institut entwickelte Kompressionsformat MP3 war kein Kraut gewachsen. In der Frühzeit verhinderten nur teure Festplatten und langsame Leitungen, dass die CD-Sammlung komplett auf dem Computer landete.
Im Jahr 2003 war Speicher indes so billig und das Internet so schnell geworden, dass es keine Hemmungen mehr gab. Anstatt Musikfreunde zu kriminalisieren, die ihre einmal (oder gar zweimal) gekaufte Musik nicht nur auf der Anlage daheim, sondern auch beim Joggen auf dem iPod oder von einer kopierten CD im Auto hören wollten, legalisierte Apple die digitale Musik gewissermaßen. Es war eine lange Überzeugungsarbeit notwendig, um der Musikindustrie die Botschaft zu vermitteln, der iTunes Music Store würde ihr Modell nicht zerstören, sondern (einstweilen) retten. Von Musikabos, wie sie etwa das von Bertelsmann übernommene und legalisierte Napster bald anbot, hielt Apple lange nichts, bis Spotify mit seinem Modell immer erfolgreicher wurde.
Und doch haben iTunes Store, Spotify und Apple Music das Musikbusiness nachhaltig verändert. Für zehn oder 15 Euro bekam man früher ein digitales Album, heute einen Monat lang Zugriff auf 60 Millionen und mehr Stücke. Das Album, für dessen Verkaufserfolg Musiker früher tourten, dient heute allenfalls als Promo für die anstehende Tour, auf der mit Eintrittskarten und Merchandising viel Geld verdient wird. Und überhaupt geht der Trend zur Zufallswiedergabe oder zur kuratierten und mit Algorithmen unterstützten Wiedergabeliste. Darin lässt sich immer wieder Neues entdecken, das man sonst im Plattenladen hätte links liegen lassen. Mit einem Klick kann man sich das ganze Album in die Mediathek legen, dieses von Anfang bis Ende zu hören, lohnt bei Mastodon und bei Rammstein – gut investierte Zeit.
Lesetipps für den Donnerstag:
Kollateralschaden : Apples Idee, länger schon nicht mehr aktualisierte Apps aus dem App Store zu entfernen, ist an sich keine schlechte Idee, denn niemand will schlecht programmierte oder gar betrügerische Apps auf sein Telefon laden. Nur geht Apple hier nicht mit dem Skalpell vor, sondern mit dem Vorschlaghammer, wenn es einfach eine Frist setzt, in der Apps erneuert sein müssen. Damit trifft Apple nicht nur sich selbst mit einem geradezu legendären Titel, sondern könnte ein reichhaltiges Ökosystem von bewährten Spielen empfindlich schädigen, findet unser Kollege David Price. Denn viele kleine Entwickler hätten einfach nicht die Ressourcen, eine wenig oder überhaupt nicht profitable App noch zu pflegen.
Erster Schritt: Apple hat in dieser Woche endlich das schon länger versprochene Reparaturprogramm für iPhones in den USA gestartet, in Deutschland soll das noch in diesem Jahr passieren. Befürworter des Rechts auf Repartur begrüßen die Maßnahme, sehen von Apple aber erst einen ersten Schritt getan, auf den viele weitere folgen müssten. Nathan Proctor von der U.S. Public Research Interest Research Group sieht einen Durchbruch, fordert aber mehr: “Das ist zwar ein Anfang, aber es gibt immer noch zu viele Hürden, die man nehmen muss, um Telefone zu reparieren. Da es klar wird, dass Apple und andere Hersteller uns das Recht auf Reparatur geben können, sollten wir sie dazu verpflichten. Und wir sollten mehr Möglichkeiten haben. Nicht nur eine Reihe von Teilen. Nicht nur ein paar Hersteller. Kein Produkt sollte auf den Schrotthaufen geworfen werden, um Geld zu verschwenden und unser Giftmüllproblem zu vergrößern, nur weil der Hersteller die Reparatur nicht richtig unterstützt.”
Noch einen draufgesetzt : Auf der WWDC im Juni letzten Jahres vorgestellt, ist Apples iCloud Private Relay seit dem Winter aktiv, wenn auch offiziell in Beta. Die Technologie, die einem VPN ähnelt, diesem aber nicht gleicht, soll die IP-Adresse des iPhones, iPads oder Macs verschleiern helfen, um so Tracking noch weiter zu erschweren. In wenigen Wochen wird Apple iOS 16 auf der WWDC 2022 zeigen und es ist kein schlechter Tipp, dass Apple einerseits Private Relay über den grünen Klee loben und die Beta-Phase beenden wird und andererseits weitere Features ankündigt, um noch mehr Daten zu verschleiern. Dieser Ansicht ist laut Digiday zumindest Charles Manning, der CEO von Kochava, das sich auf mobile Metriken spezialisiert hat: “Die logistischen Implikationen der Durchsetzung von Richtlinien in Kombination mit Apples Tradition, technische Leitplanken zu schaffen, deuten darauf hin, dass sie sich auf Private Relay als (oder teilweise) technischen Durchsetzungsmechanismus verlassen werden. Ich glaube, dass Apple verkünden wird, dass die Kunden Private Relay lieben und dass es ein solcher Erfolg war, dass sie es zu einer immer aktiven Funktion für In-App-Verhalten machen werden.”
Diversifiziert : Apples Fertigungspartner Foxconn lässt iPhones offenbar auch in Brasilien bauen. Ein hiesiger Käufer eines iPhone 13 war laut 9to5Mac davon überrascht, auf seinem Telefon etwas von “Assembled in Brazil” zu lesen. Laut MacMagazine lässt Foxconn nur das Modell 13 in Brasilien fertigen, weder das 13 Mini noch die Pro-Modelle. Die brasilianische Foxconn-Fabrik ist in Jundiai in der Nähe von São Paulo lokalisiert. Zuvor schon hatte Foxconn dort die günstigeren iPhone 11 und iPhone SE fertigen lassen, Pro-Modelle sind in Brasilien noch nie vom Band gelaufen.
Gute Zeiten: Das iPad hat in diesem Jahr das Dutzend an Lebensjahren vollgemacht und erfreut sich bester Gesundheit. Vom Einsteiger-iPad in der seit 2010 tradierten Form bis hin zum 12,9-Zoll-Notebook-Ersatz ist alles dabei, sogar ein Mini, das große Leistung bietet. Jason Snell erinnert sich an einige wichtige Daten der iPad-Geschichte, darunter an iOS 9, mit dem das iPad endlich mehr als eine App auf seinen Schirm bringen konnte. Oder an Erweiterungen wie Apple Pencil und Magic Keyboard, die weit mehr sind als bloßes Zubehör. Oder an das Event in Chicago im Jahre 2018 und den M1 im iPad Pro von 2021 – aber lesen Sie selbst.
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