Vor knapp einem Jahr hat Apple mit iOS 14.5 die von Facebook und anderen gefürchtete Funktion zum Anti-Tracking auf dem iPhone und iPad gebracht. Apps müssen seither um Erlaubnis bitten, auf die Daten der Nutzer auch außerhalb der App zuzugreifen: Ad Tracking Transparency (ATT). Wie die Werbeindustrie befürchtete, haben nur wenige Anwender dieser Verfolgung des eigenen Verhaltens zugestimmt, eine Studie bezifferte die Zusagen mit vier Prozent , eine weitere mit 25 Prozent . Doch ein Jahr danach zieht die Werbeindustrie ein ernüchterndes Fazit: Nicht alle App-Entwickler befolgen die Bitte des Nutzers, seine Daten außerhalb der App nicht zu verfolgen. Nach Angaben von “Digiday” , eines Branchenblattes für digitale Werbung, grassiert das sogenannte Fingerprinting auch unter iOS 14.5 und höher.
Private Relay gegen Fingerprinting: iOS 16 dürfte nachziehen
Das konnte Apple nicht entgangen sein, und so sind sich mehrere Experten aus der Branche sicher, dass der Hersteller mit iOS 16 deutlich strengere Maßnahmen implementieren wird. Das Anti-Tracking ab iOS 14.5 konnte man leicht umgehen, selbst wenn die Anwender dem nicht zugestimmt haben. Dazu sind App-bezogenen Maßnahmen recht arbeitsintensiv, da Apple praktisch jede aktualisierte App prüfen muss, ob sie sich an das Versprechen von Anti-Tracking hält. Mehrere Experten gehen davon aus, dass Apple eine technische Lösung gegen Fingerprinting und andere Tracking-Methoden einsetzt, die wahrscheinlichste ist die Private Relay, wie sie schon jetzt mit dem iCloud+-Abo funktioniert – offiziell noch als Beta.
Ab iOS 16 könnte Apple seine Private Relay als Standard-Einstellung für Browsing, E-Mails und App-Zugang ins Internet einschalten. Die Methode von zwei unabhängigen Servern, die Nutzerdaten sogar voneinander verstecken, kann dazu führen, dass die Werbetreibenden die Anfragen vom gleichen iPhone oder iPad nicht miteinander verbinden können. Die IP-Adresse als wichtiger Datenpunkt ist hierbei verschleiert.
Derweil schlägt Google einen weiteren Ausweg aus dem Fingerprinting-Dilemma vor: Der Android-Entwickler will die Updates von App-Inhalten und SDK, also (Werbe-)Netzwerken voneinander entkoppeln. Die SKD bzw. ihre Updates sollen künftig vom Betriebssystem selbst geregelt werden, die App-Inhalten wie gehabt von den App-Entwicklern. So will Google das Problem umgehen, jede App einzeln prüfen zu müssen, wenn die findige Werbeindustrie das nächste Schlupfloch für das Tracking findet.