14. September: Gedehnt und gestaucht
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Wir sind bereit, Sie sind es sicher auch. Soll keine Wahlwerbung sein, auch wenn das dem Slogan einer der Parteien recht ähnelt. Wir spielen natürlich auf die Keynote heute Abend an, auf die wir uns akribisch vorbereitet haben. Wir sind mal gespannt, ob neben all dem Wahrscheinlichen bis Offensichtlichen von iPhone 13 über Apple Watch 7 hin zu Airpods 3 noch ein paar Überraschungen kommen. Klar, so etwas wie eine AR/VR-Brille, die nicht vor nächstem Jahr fertig wird, könnte Apple vorankündigen. Oder endlich einmal etwas Solides zum Thema Apple Car sagen, Gerüchte somit bestätigen und auch widerlegen. Das würde die Welt erschüttern, zumindest die Mac-Welt!
Das ist aber gar nichts gegen die Erschütterung der Erde, die unseren Planeten heute vor sechs Jahren traf. Solcherlei wie am 14. September 2016 passierte zwar schon öfter, konnte aber an jenem Tag dank hochpräziser Instrumente erstmals gemessen werden. Was da die Erde kurz stauchte und dehnte, haben nur die Forschenden des LIGO-Experiments erkannt: Gravitationswellen waren in ihren Detektoren angekommen. Erst im Februar 2016 waren die Expert:innen dann soweit sicher, Messfehler ausschließen und genauere Angaben zur Herkunft der Gravitationswellen machen zu können – sie gingen mit ihren Ergebnissen an die Öffentlichkeit. Das Experiment hat seither eine Vielzahl jener Gravitationswellen nachgewiesen, die Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vor etwas mehr als 100 Jahren vorhergesagt hatte. Den fälligen Nobelpreis hat es im Jahr 2017 gegeben, mehr oder minder symbolisch ging er an die drei Physiker Rainer Weiss, Barry C. Barish und Kip S. Thorne – an sich aber an tausende Wissenschaftler:innen in aller Welt. Bereits im Jahr 1993 haben es für die Forschung an Gravitationswellen Russell A. Hulse und Joseph H. Taylor Jr. den Nobelpreis bekommen, ihnen war anhand eines Doppelpulsarsystems der indirekte Nachweis gelungen. Denn PSR1913+16 verlor ihren Beobachtungen zufolge auf eine Art und Weise Energie, die sich nur mit der Abstrahlung von Gravitationswellen erklären ließ.
Ebenso hatte es im Jahr 1961 zwei Preisträger für das Fach Physik gegeben, einer der beiden war der damals gerade mal 32-jährige Rudolf Mößbauer, der im Rahmen seiner Doktorarbeit auf einen kernphysikalischen Effekt gestoßen war, der heute seinen Namen trägt. Einen zweiten Nobelpreis hätte Mößbauer im Jahr 2015 verdient gehabt, als Neutrinoforscher, von denen er viele ausgebildet und inspiriert hatte, nach Stockholm zur Preisverleihung eingeladen wurden. Leider vergibt die Akademie den Preis nicht posthum, heute vor zehn Jahren war Mößbauer im Alter von 82 Jahren verstorben.
Seine Spuren sind aber gewaltig, nicht nur in der Nomenklatur der rückstoßfreien Kernresonanz. Die Technische Universität München ist noch heute nach den Vorstellungen Mößbauers organisiert. Von Mößbauer haben angehende Physiker aber auch stets einen Satz gehört, der nicht nur in der Naturwissenschaft gelten sollte: “Wenn Sie meinen, etwas verstanden zu haben, dann erklären Sie’s jemanden. Und wenn es Ihre Katze ist, der Sie es erklären. Denn wenn Sie es nicht erklären können, dann haben Sie es auch nicht verstanden.”
Lesetipps für den Dienstag
Sicherheit: Alles wartet auf den Startschuss für iOS 15 und iPadOS 15, den Apple heute Abend geben sollte – vermutlich nächste Woche kommt dann das nächste große Update. Spontan musste Apple jedoch gestern Abend noch iOS 14.8 und iPadOS 14.8 veröffentlichen, um kritische Sicherheitslücken zu schließen. Apple empfiehlt dringend die Installation und führt in den Releasenotes zwei Lücken näher aus. Ein Fehler im CoreGrpahics Framework wurde bereits ausgenutzt: “”Die Verarbeitung einer in böser Absicht erstellten PDF-Datei kann zur Ausführung von beliebigem Code führen. Apple ist ein Bericht bekannt, der besagt, dass dieses Problem aktiv ausgenutzt worden sein könnte.” Gleiches gilt für das WebKit, auch hier schreibt Apple: “”Die Verarbeitung bösartig gestalteter Web-Inhalte kann zur Ausführung von beliebigem Code führen. Apple ist ein Bericht bekannt, der besagt, dass dieses Problem aktiv ausgenutzt worden sein könnte.” Laut New York Times hat Spyware Pegasus diese Lücken ausgenutzt, die durch die Updates geschlossen werden. Die gleiche Problematik betrifft den Mac, macOS 11.6 Big Sur schließt diese Lücken. Auch für macOS 10.15 Catalina liegt ein Sicherheitsupdate vor, das dieses Problem adressiert.
Offen wie ein Scheunentor : Die am Montag geschlossenen Lücken hat die in Israel beheimatete Firma NSO Group für mindestens sechs Monate lang ausnutzen können, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der internationale Watchdog Citizen Lab stellte diese Behauptung gestern auf, die Apple indirekt mit dem Updatereigen bestätigte. Eine direkte Bestätigung dafür wollte aber Apple nicht geben.
Vibration: Apple warnt offiziell davor, das iPhone an ein Motorrad mit hoher Leistung zu montieren. Die Vibrationen, die die Maschine erzeugt, könnten die Kamera beschädigen, speziell die Bildstabilisatoren und den Autofokus, die Bewegungen entgegenwirken, um verwacklungsfreie Fotos zu ermöglichen. Weniger gefährlich sind leistungsärmere Fahrzeuge wie Elektroroller oder Scooter. Aber auch hier empfiehlt Apple die Verwendung eines Dämpfers, um Beschädigungen zu vermeiden.
Bezahlt: Mit dem Urteil im Prozess um den App Store hat Richterin Yvonne Gonzalez Rogers Apple dazu verdonnert, die Regeln für den App Store zu lockern und Entwickler ihre Kunden über alternative Bezahlmethoden informieren zu lassen. Gleichzeitig verurteilte sie Epic Games dazu, Gebühren in Höhe von sechs Millionen US-Dollar nachzuzahlen, die angefallen wären, hätte der Fortnite-Hersteller nicht Apples System umgangen. Dieses Geld hat Apple laut seines CEOs Tim Sweeney nun überwiesen und gleichzeitig Berufung eingelegt, denn das Urteil geht dem Kläger nicht weit genug. Epic hatte alternative App Stores gefordert, um Apples System komplett umgehen zu können.
Any Color you like: Die Farbauswahl ist heute Abend nur ein Nebenaspekt, doch wird Apple wieder eine Reihe neuer Töne für seine Hüllen auflegen und nicht nur für die Telefone. Der Leaker Majin Bu stellt nun die neuen Farben vor – im Frühjahr hatte er diesbezüglich schon ins Schwarze getroffen. Silikonhüllen werde Apple in Graphit, Blassblau, Mitternachtsgrün, Dunkelblau, Orange, Rot, Crème und Pink anbieten. Die Lederhüllen indes sollen Schwarz, Dunkelviolett, Schwarzgrün und Gelbbraun werden. Die interessanteste Option wird für viele aber die transparente Silikonhülle sein, durch die man gut die neuen Farben des iPhone wird sehen können. Denn um das iPhone 13 schon beim ersten Blick von seinem Vorgänger zu unterscheiden, muss eine neue Farbe her. In diesem Jahr soll ein sattes rotorange der Ton der Wahl sein. Der würde auch gut zu den meisten von Majin Bu vorgeschlagenen Hüllenfarben passen.
Gut aufgehoben: Seit iOS 14.2 lässt sich die Musikidentifikation Shazam aus dem Kontrollzentrum von iOS erreichen. So bekommt man das iPhone schneller zum Hinhören, als wenn man erst eine App starten müsste. Apple hat nun bekannt gegeben, dass seither Shazam eine Milliarde Mal aus dem Kontrollzentrum auch aufgerufen wurde. In iOS 15, das vermutlich in zwei Wochen in finaler Version erscheint, geht die Integration noch ein Stück weiter, Shazam zeigt im Kontrollzentrum dann auch einen Verlauf der Musikerkennungen an.
Weitere Nachrichten:
Tesla stellt Rekord für die Rekordliste der Nordschleife auf
Der US-amerikanische E-Auto-Hersteller Tesla hat sich in die Rekordlisten der Rennstrecke Nürburgring eingetragen. Das Model S Plaid stellte einen neuen Rekord für Elektrofahrzeuge auf der Nordschleife auf. In 7:35.579 Minuten legte das E-Auto die 20,8 Kilometer lange Strecke zurück. Damit erreicht das Model S Plaid die beste Zeit unter den Elektrofahrzeugen auf der Rennstrecke. Die Bestzeit, die ein Porsche Taycan vor zwei Jahren dort aufgestellt hatte, konnte der Tesla-Viertürer um sechseinhalb Sekunden unterbieten und ist damit neuer Rekordhalter. Die Zeit wird ab sofort in der neuen Kategorie für Elektro-Serienwagen geführt, die mit dem Tesla-Rekord ihre Premiere feiert.
Der Tesla erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 279 km/h und fuhr durchschnittlich 166 km/h. Gesteuert wurde das E-Auto vom schwedischen Piloten Andreas Simonsen. Das Tesla Model S Plaid wird von drei Motoren angetrieben und bietet 1.020 PS. Mit einer Akkuladung kommt der Wagen 628 Kilometer. Die Nordschleife wurde 1927 eröffnet und gilt als eine der anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Fahrer müssen 300 Meter Höhenunterschied und 73 Kurven überwinden.
VW: E-Autos bekommen jetzt neue Funktionen per OTA-Updates
Volkswagen liefert ab sofort an alle ID-Modelle regelmäßige Software-Aktualisierungen Over-the-Air. Den Anfang macht die „ID. Software 2.3“. Sie bietet laut VW neue Funktionen und optimiert bestehende.
Einige der neuen Funktionen betreffen laut VW das ID. Light, also das Lichtband unter der Windschutzscheibe, das wir hier vorstellen. Es soll dem Fahrer jetzt Hinweise liefern, die ihn beispielsweise beim energiesparenden Fahren und beim Fahren mit der automatischen Distanzregelung „Active Cruise Control“ (ACC) intuitiv unterstützen.
Verbessert wird laut VW auch die Bildverarbeitung der Multifunktionskamera, sie soll Motorräder und andere Verkehrsteilnehmer jetzt schneller erkennen. Das Gleiche gilt bei Dunkelheit: Hier regelt die dynamische Fernlichtregulierung – falls an Bord – das eigene Licht noch präziser.
Die Grafik des zentralen Infotainment-Displays wird VW zufolge ruhiger und klarer und die Bedienung intuitiver – Volkswagen bindet damit auch das Feedback der ersten ID. Kunden ein. Offensichtlich empfanden die Benutzer die Bedienung bisher als nicht so intuitiv. VW-Chef Herbert Diess hatte bei seiner Urlaubsfahrt mit einem ID.3 ebenfalls Kritik an der Bedienung geübt.
VW will seine Kunden künftig etwa alle zwölf Wochen mit kostenloser Software versorgen, um die Fahrzeuge stets auf dem neuesten Stand zu halten. Bisher standen die Updates in der Testphase nur Kunden zur Verfügung, die im sogenannten „ID. First Movers Club“ registriert sind.
VW wiederum will sich damit ein neues Geschäftsfeld eröffnen: Kunden sollen nachträglich kostenpflichtig neue Funktionen und Dienste in ihren bereits erworbenen Fahrzeugen freischalten können. Und zwar genau dann, wenn man sie benötigt. Perspektivisch könnten das etwa für Langstrecken der Travel Assist oder bessere Batterie-Performance und zu einem späteren Zeitpunkt auch das hochautomatisierte Fahren sein. Mit diesen digitalen Zusatzdiensten will Volkswagen in den nächsten Jahren zusätzliche dreistellige Millionenumsätze erlösen. BMW und Audi machen das schon länger so. Bei Vorreiter Tesla wiederum kann man schon länger Funktionen nachträglich freischalten.
Mars: Rätselraten um Wasserfund & NASA unterbricht Bohrungen – der Grund
Der Mars-Rover Perseverance hat seine beiden ersten Gesteinsproben sicher in seinen Probeentnahmebehältern aus Titan verstaut und versiegelt: Mars-Rover startet spektakuläre Bohrung und Perseverance gelingt zweite erfolgreiche Mars-Bohrung. Eine umfassende Auswertung dieser Proben, die sich nun im Chassis des Rovers befinden, soll in einigen Jahren auf der Erde erfolgen, mehr dazu lesen Sie in der Meldung Hammerplan: So will die NASA Bodenproben vom Mars zur Erde bringen. Doch neue Erkenntnisse über den Mars konnten die NASA bereits jetzt gewinnen .
Gegend war möglicherweise bewohnbar
Demnach war die Gegend, in der Perseverance unterwegs ist, einst vulkanisch aktiv. Zudem gab es dort längere Zeit Wasser. Die NASA hält es für möglich, dass diese Gegend einst potenziell bewohnbar war. Entscheidend für diese Einschätzung ist, dass dort Wasser über längere Zeit verfügbar war.
Der angebohrte Felsbrocken (siehe das Foto zu dieser Meldung) besteht aus Basaltgestein und könnte das Ergebnis von ausgetretener Lava sein. Im Vulkangestein fanden die Wissenschaftler kristalline Mineralien, mit deren Hilfe eine radiometrische Datierung möglich wird. Damit können die Wissenschaftler herausfinden, wie alt das Gestein ist und damit aus vielen Puzzleteilen eine Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte des Kraters erstellen. Zu diesen Ereignissen gehören die Bildung des Jezero-Kraters, das Auftauchen und Verschwinden des Jezero-Sees und die Veränderungen des Klimas auf Mars in der Vergangenheit.
Woher kommen die Salze?
Darüber hinaus entdeckten die Forscher in diesen Gesteinen Salze. Diese Salze könnten sich entweder gebildet haben, als Grundwasser durch das Gestein floss und die ursprünglichen Mineralien im Gestein veränderte, oder – was die Forscher für wahrscheinlicher halten – als flüssiges Wasser verdampfte und die Salze zurückließ. In diesen Salzmineralien könnten auch kleine Blasen von altem Marswasser eingeschlossen sein. Diese könnten dann als mikroskopische Zeitkapseln dienen, die Aufschluss über das frühere Klima und die Bewohnbarkeit des Mars geben. Denn auch auf der Erde speichern Salzmineralien Zeichen alten Lebens.
Wie lange existierte der See?
Die Forscher wissen bereits, dass einst ein See den Krater ausfüllte. Unklar ist, wie lange der See existierte. Vielleicht wurde der Einschlagskrater zwar schnell gefüllt, ist dann aber innerhalb von 50 Jahren wieder ausgetrocknet. Doch der Grad der Veränderung, den die Wissenschaftler in dem Gestein sehen, das die bisherigen Bohrproben lieferten, scheint darauf hinzuweisen, dass doch lange Zeit Grundwasser vorhanden war.
Unklar ist, ob dieses Grundwasser mit dem See, der einst in Jezero war, in Verbindung steht, oder ob es lange nach dem Austrocknen des Sees durch die Felsen geflossen ist. Die Wissenschaftler wissen zwar nicht, wie lange dieses Wasser vorhanden war, aber sie sind sich sicher, dass es lang genug war, um die Gegend in der Vergangenheit für mikroskopisches Leben attraktiver zu machen.
Wenn die Proben auf der Erde analysiert werden, können die Wissenschaftler hoffentlich die Abfolge und den zeitlichen Ablauf der Umweltbedingungen auf dem Mars rekonstruieren. Und sie wissen dann endlich, wie lange es Wasser auf dem Mars gab.
Bohrungen gehen 200 Meter weiter entfernt weiter
Übrigens wird Perseverance nicht ständig alle Probenentnahmebehäter mit sich herum fahren, sondern diese wahrscheinlich in verschiedenen Depots absetzen, von wo sie dann in einigen Jahren wieder aufgesammelt werden können. Seine nächsten Bohrungen wird Perseverance wahrscheinlich in dem 200 Meter entfernten Gebiet „South Séítah“ machen. Dort gibt es mit Sanddünen und Felsen bedeckt Bergrücken. Das dortige Gestein ist wahrscheinlich älter als das Gestein, das Perseverance bisher entnommen hat.
Die durch Perseverance gemachten Entdeckungen ergänzen die Beobachtungen, die die NASA-Forscher auf den Fotos machen, die ein anderer Mars-Rover, nämlich Curiosity, macht. Mehr dazu lesen Sie hier: Hammer-Video – Marsrover findet Salzreste und Hinweise auf Wasser.
Alles auf Halt!
Anfang Oktober 2021 stoppt die NASA aber erst einmal alle Marsmissionen für einige Wochen. Denn dann befindet sich der Mars in einer Solar-Konjunktion : Die Sonne befindet sich dann für rund 14 Tage zwischen Erde und Mars. Dadurch wird die Verbindung zwischen der Bodenstation auf der Erde und den Rovern auf dem Mars erschwert oder unmöglich gemacht. Perseverance wird seine nächsten Bohrungen also erst starten, wenn die Sonne nicht mehr zwischen Erde und Mars steht.