17. September: Jahrzehnte über Jahrzehnte
Macwelt wünscht einen Guten Morgen! Was, schon wieder Freitag? Keynote-Wochen sind gefühlt kurze Wochen, auch wenn Apple am Dienstag vieles geklärt und erklärt hat, blieben doch noch viele Frage offen. Es ist jedoch nicht der Apfel-Firma anzulasten, dass die Gerüchte über ein Always-on-Display und Satellitentelefon für das iPhone sowie ein eckigeres Design für die Apple Watch nicht der Realtiät entsprachen. Analysten, Auguren und Kaffeesatzleser haben zwar schon wieder so manchen Treffer gelandet, lagen aber in so vielen Punkten wie schon lange nicht mehr daneben.
Den Schuh müssen wir uns auch anziehen, in unserer freien Interpretation des Keynote-Mottos “Califoria Streaming” hatten wir die Möglichkeit, dass Apple ausführlich über sein Streamingangebot redet, als unwahrscheinlich betrachtet. Nun gut, wie lagen nicht völlig daneben, was Tim Cook in den ersten drei bis fünf Minuten über Apple TV+ erzählte, war das übliche Nebengeräusch zu Beginn einer Keynote. Setzt uns aber wieder vor ein paar Probleme: Denn einige der Serien des Sommers haben wir noch gar nicht zu Ende gesehen, da beginnt diese Woche schon die zweite Staffel “The Morning Show” – man darf gespannt sein, wie nahe die Fiktion an die Realität von Corona und Präsidentenwahl im Jahr 2020 kommt. Die Woche drauf geht es los mit “Foundation” nach den Romanen von Isaac Asimov. Man darf gespannt sein, wie nahe das Drehbuch an der Literaturvorlage bleibt. Der Trailer lässt vermuten, dass die Serie vor allem in der Ära spielt, die in der Foundation-Trilogie nur die erste 30 bis 50 Seiten der rund 1500 Seiten ausmacht. Und die Vorgeschichte, “Das Foundation Projekt” hat Asimov dann später in seiner Karriere noch mal auf 700 Seiten ausgebreitet. Von der Vorvorgeschichte und dem Sequel mit der Suche nach der Erde ganz zu schweigen. “Foundation” könnte, falls das Publikum es annimmt und Apple das finanziert, über ein Jahrzehnt oder länger auf Apple TV+ laufen.
Aber blicken wir, auch als Tipp für die heutige Freizeitgestaltung, mal drei Jahrzehnte zurück, auf den 17. September 1991: Deutschland war erst seit kurzem wiedervereinigt, die Sowjetunion zusammengebrochen und ein junger Ex-Gouverneur aus dem US-Bundesstaat Arkansas machte sich auf den langen Weg in das Weiße Haus, in dem George Bush der Ältere das Erbe der Reagan-Ära verwaltete. Das Musikfernsehen hatte Hochkonjunktur, die noch recht junge Kunstform des Musikvideos war nur dort zu sehen.
Am 17. September des Jahres stürmten Menschenmassen weltweit die Plattenläden, wie sie später die Apple Stores stürmen sollten, die es erst zehn Jahre später geben sollte. Musik konnte man sich zu jener Zeit nur noch per Kassettenmitschnitt aus dem Radio besorgen, meist quatschte aber der Moderator die letzten Takte zu.
Der Grund für den Aufruhr vor 30 Jahren: Das Doppelalbum “Use your Illusion” der US-Band Guns’n Roses, was den Höhepunkt des Schaffens von Slash, Axl, Duff und Co. bedeuten sollte. Heute noch gelegentlich im Radio gespielt: “Live and Let Die” (Cover des Bond-Songs der Wings…) von der ersten Platte und vor allem “November Rain” von der zweiten. Obwohl das zugehörige Video nur so von Kitsch tropfte, oder vielleicht gerade deshalb.
Slash und Axl haben lange nicht mehr miteinander geredet, ein Roses-Album ohne Slash ließ 15 Jahre auf sich warten, Konzerte mit beiden noch länger und Plattenläden sind aus dem Stadtbild verschwunden. Heute schauen wir, was es bei Apple Music Neues gibt, aber da haben uns die letzten Freitage schon neue Werke von Pat Metheny, Igor Levit und Iron Maiden erfreut – ja, letztere gibt es noch.
Übrigens: Vermutlich vollkommen unbeeindruckt von dem Wirbel um zwei durchaus beeindruckende Rockplatten veröffentlichte ein finnischer Informatikstudent mit dem Namen Linus Torvalds ein freies PC-Betriebssystem namens Linux an diesem 17. September 1991 in Version 0.01. Dass 30 Jahre später immer mehr Windows-PCs aus dem Stadtbild verschwinden, ist nicht nur diesem Ereignis zu verdanken, es spielt dabei aber eine nicht unwesentliche Rolle …
Lesetipps für den Freitag
Unterrascht : Je höher man seine Erwartungen an eine Apple-Keynote stellt, umso stärker ist die Enttäuschung, wenn eben nicht alles eintritt, was man so in den Gerüchteküchen des Internets aufgeschnappt hat. Diesmal fehlten neue Airpods, Always-On für iPhone Pro und Satellitentelefonie für Notrufe und überhaupt die Magie. Schon lange habe es keine Apple-Keynote ohne wirkliche Neuerungen gegeben, beklagt sich daher Michael Simon, der vermutlich immer noch sauer ist, dass sich die Spekulationen um Always-On in Luft auflösten (aber dafür läuft der Akku länger, ist auch was wert). Zwar hat Apple jedes seiner Produkte weiter entwickelt, aber nur variiert. Selbst das iPad Mini ist nur eine Variation, die Apple Watch hat nicht einmal ein neues Feature bekommen, sieht man vom Staubschutz und dem größeren Bildschirm mal ab. Vielleicht ist es gar nicht 2021, sondern einfach nur 2020s.
Einkaufsgefühl : Heute um 14 Uhr öffnet Apple die Vorbestellungen für das iPhone, das ab dem 24. September bei den Kunden ankommen soll oder am Freitag nächster Woche in den Apple Stores ausliegt. Wenn die potenzielle Kundschaft ähnlich unterrascht ist, wie der Kollege Michael Simon (siehe oben), dann sollte man einfach in den Store spazieren und sich eines auswählen können, aber auf derart geringe Nachfrage würden wir eher nicht vertrauen. Apple weist in einem Post in seinem Newsroom aber darauf hin, dass die Apple Stores in der realen Welt und in ihrem virtuellen Gegenstück unter apple.com/de/store der beste Anlaufpunkt für den Kauf wären. Apple verspricht ausführliche Beratung und Einrichtungshilfe vor Ort oder online, ebenso kann man bei Apple sein altes Gerät bequem in Zahlung geben. Woanders bekommt man womöglich mehr für ein ausrangiertes iPhone, aber bei Apple geht das bequemer. Für gut erhaltene Geräte der letzten Generation kann man bei Inzahlungnahme beim Neukauf bis zu 715 Euro angerechnet bekommen. Derart frische iPhones bringt man besser persönlich vorbei, ältere Telefone kann man auch per Post an Apple schicken. Das Paket bekommt man vom Hersteller zugesendet, die Gutschrift wird überwiesen. Sollte das iPhone nichts mehr wert sein, verspricht Apple immerhin kostenloses Recycling. In den USA bietet Apple erstmals schon vor dem Start der Bestellungen an, dass man das gewünschte Modell in den Einkaufswagen legt und die Zahlungsart auswählt. So benötigt man nur einen Klick, um bestellen zu können.
Neues Kabel: Die neue Apple Watch Series 7 wird sich schneller aufladen lassen, dazu bekommt sie auch ein Ladekabel mitgeliefert, das einen höheren Stromfluss garantiert. Dieser Magnetic Fast Charger hat einen USB-C-Stecker, um das Ladegerät oder den Anschluss an einen Rechner mit USB-C-Buchse müssen sich die Käufer selbst kümmern. Wie Macrumors auf Apples Website entdeckt hat, liefert der Hersteller ab sofort schon die Apple Watch SE mit USB-C-Kabel, also dem Schnelllader aus. Die Apple Watch Series 7 wird noch eine Weile auf sich warten lassen, Apple nannte keinen Termin.
Langer Streit: Der größere Bildschirm der Apple Watch Series 7 lässt nun eine virtuelle QWERTZ-Tastatur zu, die Apple “Quick Path Keyboard” nennt. Man wischt von Buchstabe zu Buchstabe, selbstlernende Algorithmen sollen gebräuchliche Wörter erkennen. Eine derartige Lösung gibt es schon länger, nur habe Apple den Entwickler Kosta Eleftheriou über Jahre dabei behindert, diese groß herauszubringen, klagt dieser gegenüber The Verge. Seine Tastatur-App Flick Type wurde 2019 veröffentlicht und beinahe sofort wieder aus dem App Store entfernt, weil sie damals gültige Richtlinien verletzt habe. Apple erklärt gegenüber Apple Insider, Eleftheriou habe eine überarbeitete App mit besseren Erklärungen wieder einreichen dürfen, der Entwickler, der als lauter Kritiker des App Stores bekannt wurde, sagt hingegen, dieser Prozess habe ein Jahr gedauert. Zeitgleich habe Apple ihm die App abkaufen wollen, nun vermutet er, dass Apple mit Methoden eines Monopolisten den Wert der App zu drücken, um sie günstiger zu bekommen.
Details: Das neue iPad Mini bekommt in der Mobilfunkversion 5G, wie die Spezifikationen auf Apples Website aber näher beschreiben, unterstützt der Chip nur die Sub-6-GHz-Bänder, nicht aber mmWave. Diese Frequenzbereiche bis 30 GHz erlauben in der Theorie Datenübertragungsraten von bis 4 Gbps. Die Netzabdeckung ist aber recht gering, da die Reichweite so kurz ist, müssen Funkmasten eng beieinander stehen. Das ist vor allem in Gegenden sinnvoll, in denen viele Nutzer gleichzeitig hohe Datenmengen benötigen, etwa in Sportstadien oder dereinst an belebten Kreuzungen für die Steuerung autonomer Fahrzeuge. mmWave hat in Deutschland bisher keine nennenswerte Verbreitung, vermissen wird daher kaum jemand die Technik im neuen iPad Mini.
Antrieb : mmWave indes wird mit den iPhones 13 nicht nur in den USA unterstützt. Aber vor allem die Tatsache, dass Apple mit iPhone 12 und 12 Mini noch zwei weitere 5G-iPhones im Angebot behält und nun sechs Modell mit der schnellen Funktechnik verkauft, treibe die Adaption von 5G voran, glaubt die Analystin Anisha Bhatia von Global Data. Wenn das die Telekom liest und die Digitalisierungsbeauftragen der Bundesregierung, dann wir aber endlich mal was vorangehen!
Nachruf: Im Alter von 81 Jahren ist gestern in London der Computer-Pionier Sir Clive Sinclair nach langer Krankheit verstorben. Sinclair gilt als Erfinder des Taschenrechners und mit dem Computer Spectrum ZX machte er den Heimcomputer populär. Der ZX konkurrierte zu seiner Zeit mit dem Commodore 64 und war vor allem bei Gamern beliebt. Weniger erfolgreich waren Sinclairs Entwicklungen des C5, eines elektrisch betriebenen Trikes und der TV80, ein Taschenfernseher.
Kernfusion: US-Forscher montieren HTSC-Magneten
Schon lange gilt die Kernfusion als potenzielle Möglichkeit, um umweltfreundlich Energie zu erzeugen. Doch bislang gelang es schlichtweg nicht, dieses neue Verfahren wirtschaftlich durchzuführen. Die schon in den 1950er Jahren gelegten Grundsteine wurden zwar stetig weiter erforscht, doch noch konnte keiner der Reaktoren energieeffizient betrieben werden.
In einem verdrehten Torus (Stellerator) oder einem Donut-förmigen (Tokamak) halten starke Magnetfelder das Plasma fest, in dem Wasserstoffkerne zu Heliumkernen verschmelzen sollen, im Tokamak fließt zudem im Plasma ein Strom, dessen Magnetfeld wiederum dabei hilft, das Plasma einzusperren. Daher ist die Geometrie des letzteren etwas einfacher gehalten. Problem beider Typen: Die äußeren Magnetfelder müssen extrem stark sein, wofür eine hohe elektrische Energie benötigt wurde, die bisher die Energieausbeute durch Fusion weit überstieg.
In Zusammenarbeit mit dem Plasma Science and Fusion Center (PSFC) des Massachusetts Institute of Technology ist es dem Commonwealth Fusion Systems (CFS) nun gelungen, einen ausreichend starken Magneten zu produzieren, der deutlich weniger Energie benötigt. Möglich machen das Spulen aus Hochtemperatursupraleitern (HTSC), die unter einer bestimmten Temperatur (in der Größenordnung von minus 170 Grad Celsius) den Strom verlustfrei leiten. Laut CNBC sind sich die Forscher sicher, schon in naher Zukunft einen saubere, nachhaltige und immer verfügbare Energiequelle anzapfen zu können. Der Optimismus ist ein wenig verfrüht, ein wichtiger Durchbruch ist der Magnet, der ein Feld von 20 Tesla Stärke erzeugen kann, aber schon.
Im Vergleich zu früheren Magneten verbraucht der neue Magnet nur ein Siebtel der Energie. Damit wäre es möglich, einen solchen Reaktor wirtschaftlich zu betreiben. Die neuen Magneten sollen nun in einer Testanlage namens SPARC eingesetzt werden. Diese soll jedoch erst 2025 in Betrieb gehen. Erst dann wird sich zeigen, ob die Kernfusion die Energieprobleme der Zukunft auf saubere Weise lösen kann.
PS5: Sony schützt sich mit neuer Strategie vor Scalpern
Auch fast ein Jahr nach dem Launch der neuen Playstation 5 ist die Sony-Konsole noch immer knapp. Interessierte müssen schnell sein und brauchen eine gehörige Portion Glück, um eine der begehrten PS5-Konsolen im Online-Handel zu ergattern. Während es im Sommer immer wieder Verkaufsaktionen bei Händlern wie Alternate, Otto oder Euronics gab, scheint Sony seine Strategie im September nun auf die großen Händler verlagert zu haben.
Bei Amazon war die Playstation 5 bereits mehrmals erhältlich – allerdings nur für Prime-Mitglieder. Bei den Elektronik-Riesen Media Markt und Saturn war die Konsole ebenfalls erhältlich. Hier genügte jedoch keine einfache Bestellung im Online-Shop mehr. Kaufinteressierte mussten die Konsole direkt in ihrem Markt bestellen und eine Anzahlung in Höhe von 100 Euro leisten. Hinter diesen neuen Aktionen könnte sich eine neue Verkaufsstrategie seitens Sony verbergen – zum Schutz vor Scalpern.
Während Sony im Sommer peinlich genau darauf geachtet hatte, dass nicht nur die großen Händler über Playstation-5-Kontingente verfügen, liegen die letzten Verkaufsaktionen bei kleineren Online-Shops nun mittlerweile mehrere Wochen zurück. Die Absicherung durch eine Prime-Mitgliedschaft bei Amazon sowie die Anzahlung bei Media Markt und Saturn könnte dazu führen, dass Scalper – welche die Konsolen in großen Stückzahlen einkaufen und dann teurer über Plattformen wie Ebay wieder verkaufen – schwerer an Hardware kommen. Die Strategie scheint aufzugehen. Laut dem Branchenmagazin Forbes mussten Scalper beim Weiterverkauf der Konsolen zuletzt Einbußen von bis zu 30 Prozent hinnehmen. Sony hat sich zu seiner neuen Verkaufsstrategie bislang nicht geäußert.
Intel muss Server-CPUs günstiger anbieten
Lange Zeit hatte Intel das Geschäft mit Server-CPUs fest in der Hand. In den meisten Rechenzentren weltweit arbeiteten Server mit Prozessoren von Intel. Seit einigen Jahren bietet jedoch auch Konkurrent AMD mit seinem Epyx-Prozessoren leistungsstarke Chips für Rechenzentren und Server an. Der Preiskampf sorgt nun offenbar dazu, dass Intel aufgrund verlorener Marktanteile seine Prozessoren günstiger anbieten muss. Die Branchenzeitung Digitimes aus Taiwan will von Planungen seitens Intel erfahren haben, die entsprechenden CPUs preiswerter anbieten zu wollen. AMD hätte weiterhin in den vergangenen Monaten große Kunden gewinnen können. So würden sich Amazon Web Services, Microsoft Azure und auch Google Cloud immer stärker für AMD-CPUs für Server interessieren. Alle drei Marktteilnehmer hätten Verträge mit AMD geschlossen, die die dritte Epyc-Generation umfassen. Mit Preissenkungen wolle Intel die verlorenen Kunden nun zurückgewinnen.
Auch wenn AMD derzeit nur knapp 10 Prozent der Server-Prozessoren stellt, sieht Intel offenbar eine immer größer werdende Konkurrenz in den Epyc-Chips. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 konnte AMD seinen Marktanteil von 5,8 Prozent auf 9,5 Prozent steigern. Im Gegenzug mußte Intel im gleichen Zeitraum eine Reduzierung des eigenen Marktanteils von 94,2 Prozent auf 90,5 Prozent hinnehmen. Da Rechenzentren meist für mehrere Jahre im Voraus planen, muss Intel entsprechend schnell reagieren, um das weitere Anwachsen des Marktanteils von AMD zu verhindern. Wie hoch diese Preissenkungen ausfallen könnten, bleibt noch offen. Intel hat die Gerüchte zudem noch nicht offiziell bestätigt.