Macwelt wünscht einen guten Morgen! Die älteren Leser werden sich erinnern: Es gab mal eine Zeit, in der der FC Bayern München nicht in jedem Jahr Meister wurde. Nur in fast jedem. Aber es war zumindest immer recht knapp, Spannung bis zum Schluss. Vor 36 Jahren etwa: am letzten Spieltag noch Werder Bremen überholt. Oder jenes irre Finish heute vor 21 Jahren, als der HSV (!) in der 90sten Minute Schalke (!!) für vier Minuten zum Meister machte, ehe der indirekte Freistoß zwar in Hamburg ins Netz traf, aber in Gelsenkirchen ins Herz. Ironie dabei: genau elf Jahre später klatschte ein Elfmeter in München an den Pfosten und traf den Serienmeister so tief ins Herz, dass wir über das Unglück, das die Schalker, Hamburger und Bremer in den letzten Jahren ereilte, nicht spotten wollen. Kann ja gut sein, alle drei nächste Saison wieder im Oberhaus zu sehen, immerhin in der zweiten Liga hat es Schalke geschafft, Meister zu werden – nicht nur der Herzen.
Was uns vom 19. Mai 2001 sonst noch in Erinnerung blieb und an dieser Stelle relevanter ist als alle schönen Nebensachen: An jenem Samstag eröffnete Apple die ersten beiden Filialen seiner eigenen Ladenkette in McLean, Virginia und Glendale, Kalifornien. Orte, die man kaum kennt, die aber in der Nähe weit bekannterer Städte liegen: Washington D.C. und Los Angeles.
Der Apple Store hat also eher klein angefangen, was mit Sicherheit keine schlechte Idee war. Denn so viele Markenshops von Computerherstellern sind mehr oder minder krachend gescheitert, vor Apple etwa Gateway. Warum sollte es Apple nicht genau so gehen? Weil Apple eben ein paar bessere Ideen hatte. Zum einen: Die Apple Stores liegen allesamt in erstklassigen Lagen, entweder direkt in belebten Einkaufsstraßen oder in gut besuchten Einkaufszentren. Die offene Architektur mit den bis an den Boden reichenden Glasfronten – der ganze Laden ein einziges Schaufenster. Und natürlich die Strahlkraft der Marke Apple, die zu jener Zeit, als die Stores eröffneten, aber noch ein ganzes Stück weg vom iPod war und meilenweit entfernt vom iPhone.
Dass die Apple Stores aber schon gut als die eines Computerherstellers funktionierten, war nicht zuletzt einer Idee zu verdanken, die der damalige Retail-Chef Ron Johnson kurz vor der geplanten Vorstellung der neuen Stores im Januar 2001 zur Macworld Expo hatte und die die Sache nochmals verzögerte: Anstatt den Store nach Produkten zu sortieren – hier iBook, dort iMac und in der Ecke Powerbook – schlug Johnson vor, die Produkte nach Lösungen zu sortieren. Also etwa: hier digital Hub, dort Office, da drüben Schule und in der Ecke professionelles Desktop-Publishing. Ausweislich der Biografie von Walter Isaacson war Steve Jobs über den Last-Minute-Vorschlag Johnsons derart aufgebracht, dass man “zur Schnecke machen” noch als Euphemismus bezeichnen muss. Doch nach einer Nacht des Überlegens ließ Jobs aber genau das umsetzen, was Johnson vorgeschlagen hatte.
Den Apple Store von heute erkennt man kaum in den kleinen Originalen vom Mai 2001 wieder, im Kern sind sie aber gleich geblieben: lösungsorientiert. Johnsons Nachnachfolgerin Angela Ahrendts, mittlerweile auch wieder aus dem Unternehmen ausgeschieden, wagte die größte Transformation seither: Der Apple Store solle zu einem Treffpunkt werden, von Gleichgesinnten, von Leuten, die etwas über digitale Fotografie erfahren oder von den allgegenwärtigen Genies hinter den Tresen. Der Verkauf des Produktes wird scheinbar zur Nebensächlichkeit.
Zwei Jahre lang blieben die Apple Stores weitgehend geschlossen oder öffneten nur unter Bedingungen. Das ist noch nicht vorbei, erste “Today at Apple”-Events finden schon wieder in Präsenz statt – wobei Apple auch diese Veranstaltungen sehr gut digitalisiert hat. Gestern bereitete die Meldung ein wenig Sorge, Apple würde wegen wieder ansteigender Infektionszahlen in den USA in den dortigen rund 100 Stores die Mitarbeitenden weiter zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes anhalten – oder sollte es uns eher beruhigen, da Apple die Situation weiterhin weit ernster nimmt als hiesige Ampeln?
Wir freuen uns aber dennoch auf den Herbst, das Oktoberfest findet für uns hingegen nicht auf der Theresienwiese statt, sondern im Apple Store, wo wir in der zweiten Septemberhälfte unseren Durst nach neuen iPhones werden stillen können. Die Maske bleibt dabei auf.
Lesetipps für den Donnerstag:
Bedingtes Risiko : Forschende der Technischen Universität Darmstadt haben eine Sicherheitslücke gefunden, die es erlaubt, Malware auf ausgeschaltete iPhones ab dem Modell 11 zu schicken. Diese halten auch nach dem Ausschalten den Bluetooth-Chip in einem energiesparenden Modus in Betrieb, damit sich das iPhone über “Wo ist?” aufspüren lässt. Aber genau dieser Modus ist angreifbar, wie die Gruppe in einem Video zeigt. Beunruhigend: Hierbei handelt es sich um einen Fehler der Hardware, der sich nicht mittels eines iOS-Updates beheben lässt, nur zukünftige iPhones könnten davor sicher sein, mit Korrekturen an der Hardware. Beruhigend: Bisher sind nur Jailbreak-iPhones auf diese Weise angreifbar, Hacker könnten aber in Zukunft Sicherheitslücken finden, um auch regulär betriebene iPhones anzugreifen. Immerhin gibt es doch einen Weg, mithilfe des iOS das Risiko zu minimieren, indem man die Ortung des iPhones über “Wo ist?” deaktiviert. Das kommt wiederum mit dem Risiko, ein verlorenes oder gestohlenes iPhone nicht mehr finden zu können.
Jetzt dann doch: Vor einem Jahr waren sich die üblichen Verdächtigen der Gerüchteküche einig: Die neue Apple Watch Series 7 werde ein Redesign bekommen und dabei flacher werden. Das hat sich als falsch herausgestellt, der Screen der Series 7 wurde nur etwas größer, einen neuen Prozessor oder neue Sensoren gab es nicht. Kurzfristig wird sich Apple nicht dafür entschieden haben, das neue Design über den Haufen zu werfen, wie dann einige der falsch gelegenen Leaker behaupteten. Nun soll die Series 8 aber das nachholen, was die Series 7 nicht halten konnte: die Uhr soll insgesamt flacher werden, vor allem der Bildschirm. Wie akkurat die Vorhersagen diesmal sind, wird man gegen Mitte September erfahren. Apple sollte aber dieser Tage die Entscheidung über die endgültige Form und Ausgestaltung der Apple Watch Series 8 treffen oder bereits getroffen haben.
Ausweitung der Produktion: Apple-CEO Tim Cook hat sich diese Woche mit dem vietnamesischen Premierminister Pham Minh Chinh im Apple Park in Cupertino getroffen, um über die Geschäfte Apples im Land zu sprechen. Schon jetzt lässt Apple in Vietnam Airpods Pro, Homepod Mini und iPads produzieren, in 31 Zulieferfirmen sind etwa 160.000 Arbeiter:innen beschäftigt. Apple würde die Produktion gerne ausbauen, um seine Lieferkette zu diversifizieren und unabhängiger von China zu werden – das ist ganz im Interesse Vietnams, wie der Regierungschef betont.
Mit Sicherheit : iTunes hat Apple vor fast drei Jahren mit macOS 10.15 Catalina auf dem Mac abgeschafft, dessen Aufgaben übernehmen seither mehrere Apps wie Music, Podcasts oder der Finder. Für Windows gibt es das Gesamtpaket aber noch – gestern hat Apple dafür das Update auf Version 12.12.4 herausgebracht. Funktional ist darin nichts neu, das Update schließt jedoch etliche Sicherheitslücken.
Noch eine Runde: In zwei Wochen wird Apple auf der WWDC einen ersten Blick auf iOS 16 geben und dabei ein paar neue Funktionen zeigen – wir hoffen etwa auf interaktive Widgets. Doch kaum war anfangs dieser Woche mit iOS 15.5 das vermeintlich letzte Update für den Vorgänger erschienen, begann gestern bereits die Testphase für iOS 15.6 mit der ersten Beta für Entwickler – die Public Beta sollte in Kürze folgen. Neue Funktionen kündigt Apple bisher nicht an, recht viele sind angesichts des kommenden iOS 16 auch nicht zu erwarten. Ähnlich verhält es sich mit macOS 12 Monterey: Am Montag kam Version 12.4, seit gestern liegt die erste Developer Preview von macOS 12.5 vor – und macOS 13 werden wir am 6. Juni vorgestellt bekommen.
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