Hersteller: Apple
Note : 1,3 sehr gut
Preis : ab 1249 Euro
Vorteile :
✅ Erstklassiges Kamerasystem
✅ Gute Performance
✅ Helles Display
✅ Lange Akkulaufzeit
✅ Gut verarbeitetes hochwertiges Gehäuse
✅ Lange Akkulaufzeit
Nachteile :
⛔️ Relativ groß und schwer
⛔️ Teleobjektiv etwas lichtschwach
⛔️ Nur Lightning statt USB-C
In den USA und in Asien sind Apples Max-Modelle ein Renner, im preisbewussten Deutschland schrecken viele Anwender aber vor Apples Premium-iPhone zurück. Es ist schließlich nicht nur schwer und groß, manchen erscheint Apples Luxus-iPhone vielleicht auch etwas zu protzig. Dabei kann ein Smartphone-Bildschirm oft gar nicht groß genug sein: Sei es um während der Bahnfahrt einen Spielfilm zu sehen, seine Videoaufnahmen zu sichten und zu bearbeiten oder eine Excel Datei in der U-Bahn schnell zu ergänzen. Oder in Pages Texte schreiben. Ältere Nutzer sollten nebenbei die größere Schriftdarstellung zu schätzen wissen.
Zu groß oder gerade groß genug?
Nimmt man ein iPhone Max erstmals in die Hand, ist mancher irritiert: Das Gerät wirkt im Vergleich zu einem SE oder gar iPhone 11 übergroß. Nach einigen Tagen Nutzung gewöhnt man sich aber an die Handhabung und das alte iPhone wirkt plötzlich unterdimensioniert. Was bei längerer Nutzung auffällt: Die Größe ist eigentlich weniger das Problem. Unhandlich und lästig wird das große Smartphone beim Herumtragen durch das stattliche Gewicht von 240 g (ohne Hülle) – leider ist es sogar einige Gramm schwerer als das 12 Pro Max geworden – unser größter Kritikpunkt. Damit ist es zwar deutlich leichter als das iPad Mini, wird aber in der Hosentasche zum sprichwörtlichen Klotz am Bein. Man muss das hohe Gewicht aber auch im Verhältnis zu Display und Akkulaufzeit setzten: Nutzt man etwa ein iPhone 13 Mini inklusive Apples neuer Magsafe Batterie, kommt gar auf 254 Gramm.
Bekommt man durch dieses halbe Pfund Smartphone aber eine Alternative zum iPad? Nach unserer Einschätzung leider nur begrenzt. Der größte Nachteil gegenüber einem iPad ist das andere Seitenformat: Ein iPad bietet ein weit breiteres Display und kann dadurch weit mehr Inhalte darstellen. Durch den sehr langen und schmalen iPhone-Bildschirm ist dagegen die nutzbare Fläche begrenzt – etwa bei breiten Webseiten, aber auch einem Tabellendokument oder PDF.
Kamera
Wie bei den aktuellen Pro-Modellen üblich, bietet das Max drei Kameras: eine Ultraweitwinkel-Kamera mit dem Blickwinkel eines 13-mm-Objektivs, die Hauptkamera mit 26 mm (bzw. der Blickwinkel einer Kleinbildkamera mit 26-mm-Objektiv) und eine Telekamera mit 77 mm. Die Kameras sind nun mit denen des kleineren Pro-Modells identisch, das iPhone Pro 12 Max hatte noch eine bessere Kamera als das kleine Schwestermodell. Weitere Test zu den drei Kameras haben wir bereits als Artikel und in Videoform veröffentlicht.
Was auffiel: Das Max bietet erstmals eine neue Tele-Brennweite von 77 mm, die in uns gemischte Gefühle erweckt. Eine starke Tele-Brennweite ist ein wichtiges Verkaufsargument, hier musste Apple gegenüber Konkurrenten wie Samsung und Huawei nachlegen. Sie hat aber nach unserer Meinung auch Nachteile: Gegenüber einem älteren Pro-Modell ist man „näher dran“, beim Umschalten zwischen Weitwinkel und Tele wird auch der Blickwinkel stärker verändert. Tippt man in der Kamera auf den Button “3x”, sorgt dies nun für einen abrupten Wechsel von 26 mm auf 77 mm statt wie bisher 50 mm. Im ungünstigen Fall ist man also erst zu weit weg und dann zu nah dran… Noch stärker ist dieser Effekt im Videomodus, durch den sogenannten “Crop”-Effekt wechselt man hier zwischen etwa 34 und 100 mm Brennweite. Nach einiger Zeit hat man sich aber umgewöhnt.
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Ein Vorteil ist, dass man nun öfter auf einen Digitalzoom verzichten kann, allerdings ist das Objektiv der Telekamera mit f/2,8 nun etwas lichtschwächer und wird in der Dämmerung wieder öfter von der Weitwinkelkamera (mit 3x Digitalzoom) ersetzt.

Foto-Stile oder RAW
Nicht unterschätzen sollte man die neue Funktion der Foto-Stile (Photographic Styles), mit der man seinen Fotos einen speziellen Look verleihen kann – etwa wärmere Fotos für Urlaub und Food-Photography oder kalte Farben für stimmungsvolle Großstadtfotos. Der Hintergrund: In der Standardeinstellung geben Apples Kameras die Wirklichkeit bisher sehr exakt wieder, was Puristen freut. Sie wirken gegenüber den “schöner” optimierten Fotos von Samsung- und Google-Handys etwas trist. Das Konzept erinnert uns an ähnliche Funktionen wie Nikons Picture Control oder Fujis Filmsimulation, und sollte viele Nutzer ansprechen. Leider kann man nur ein endgültiges Foto speichern, das parallele Aufnehmen von einem Standard- oder gar RAW-Fotos ist nicht möglich und in der Kamera-App ist das Aktivieren über den runden Mini-Button recht fummelig. Dafür sind die Ergebnisse sehr hochwertig und angenehm dezent. Apple setzt hier offenbar auf nur leichte Optimierungen, die wirklich alltagstauglich sind. Für manche Profis ist aber vielleicht die neue RAW-Aufnahmefunktion interessanter.

Kinomodus
Zu dem neuen Kinomodus (Cinematic Mode) ist schon viel geschrieben worden, mit der neuen Aufnahmefunktion sind tolle Aufnahmen möglich. Technisch erinnert das Prinzip stark an die Porträt-Fotofunktion, leider stellen wir auch ähnliche Qualitätsprobleme fest – etwa beim Freistellen von Personen. Nach unserer Einschätzung ist die Funktion weniger für Filmprofis als für Hobbyfilmer ein Gewinn – die aber schließlich auch 99 Prozent der Nutzer ausmachen. So scheitert der Profi-Anspruch wohl schon an der Tonqualität, hat Apples Smartphone nicht einmal einen Filter gegen Windgeräusche. Für Profis ist aber sicher schon die Unterstützung von Dolby Vision ein Gewinn, später soll schließlich noch Unterstützung für das Profi-Format ProRes folgen.

Neues Display
Eine deutliche Verbesserung zum Vorgänger ist das große und helle Display, das erstmals 120 Hz Bildwiederholrate unterstützt. Letzteres nennt Apple Pro Motion und ermöglicht die automatische Anpassung der Bildwiederholrate an den Bildschirminhalt – das Display läuft nämlich nicht immer mit 120 Hz. Beim Scrollen durch eine Webseite oder beim Gamen stellt das Display bis zu 120 Bilder pro Sekunde dar, was eine optimale Bildqualität und fließende Bewegungsdarstellung ermöglicht. Diese Bildrate erhöht den Energieverbrauch, weshalb bei fehlendem Bedarf die Bildrate stark gesenkt wird – bei einem Film mit 24 Bildern pro Sekunde eben auf diese Bildrate.
Schon auf den ersten Blick fällt die hervorragende Helligkeit auf, auch im hellen Sonnenlicht ist der Bildinhalt ablesbar und auch die Blickwinkelabhängigkeit sehr gering. Laut Tests der Seite Displaymate ist der von Samsung hergestellte Bildschirm in den Bereichen Farbgenauigkeit und Kontrast unschlagbar. Laut Messungen ist der Energiebedarf des Bildschirmes außerdem niedriger als beim iPhone 12 Pro Max.
Wie bei OLED-Displays üblich, erfolgt die Helligkeitssteuerung per PWM, was einige sensiblere Nutzer wahrnehmen könnten. Davon sind aber alle OLED-Displays betroffen.

Performance
Ausgezeichnet ist die Performance, der neue A15-Chip bringt eine gute Leistungssteigerung in den Bereichen CPU-Leistung, Grafik und Machine Learning (ML). Bei unseren ersten Geekbench-Tests erzielte das iPhone 12 Pro im Single-Core-Test einen Wert von 1736, im Multicore-Test 4840 Punkte – das iPhone 11 Pro 1327 bzw. 3289 Punkte und das iPhone 12 1599 bzw. 4059 Punkte. Eine gute Verbesserung aber doch eher im Bereich von 20 Prozent: Eine echte Leistungssteigerung sollte man eher beim Umstieg von einem iPhone 11 oder noch älter spüren. Deutlicher ist der Leistungssprung in der Grafikperformance, der Benchmark Wild Life bescheinigt gegenüber dem Vorgänger eine Steigerung von 6444 auf 9740, beim Test Manhattan von 10886 auf 15766 Punkte – ein Sprung um fast 50 Prozent. Als internen Speicher verbauen Smartphone-Hersteller oft langsame Speicherzellen, die vorwiegend beim Schreibvorgängen nur sehr lahm sind. Anders bei unserem Max mit 512 GB Speicher: Beim Lesen messen wir mit Antutu 1661 MB/s, beim Schreiben 1801 MB/s – das entspricht aktuellen SSDs. Beim Import und Export von Daten nützt einem dies leider wenig, hier wird man durch Lightning auf knapp 40 MB/s gebremst, kaum schneller als bei einer Übertragung per Airdrop.

5G
5G ist deutlich schneller als LTE und steigert das Surftempo auch im Alltag spürbar: Durch die niedrigere Latenz bauen sich Seiten in Sekundenbruchteilen auf und Updates sind in Sekunden geladen. Angesichts der immer noch sporadischen Verfügbarkeit in Deutschland profitiert man aber noch viel zu selten vom schnellen Mobil-Turbo. Wechselt man sein Smartphone aber nur alle paar Jahre, oder ist häufig in Ländern mit gutem 5G-Netz, ist 5G-Unterstützung allerdings eine sinnvolle Investition.
Gibt es Gründe für ein Upgrade?
Gegenüber dem iPhone 12 Pro Max bietet die neue Version solide Verbesserungen. Es fällt aber schwer, ein Upgrade vom direkten Vorgänger zu rechtfertigen. Nicht-Gamern wird die Pro-Motion-Technologie kaum auffallen, die neue Tele-Kamera hat Vor- und Nachteile und auch die Akkulaufzeit des Vormodells war schon hervorragend. Für Besitzer eines iPhone XS Max oder iPhone 11 Pro Max liefert das Modell aber eine Vielzahl attraktiver Verbesserungen – nicht zuletzt tolle Performance und 5G. Will man ein iPhone mit 6,7-Zoll-Bildschirm, zahlt man bei Apple einen satten Aufpreis. Ab 1.249 Euro kostet das Pro Max, das in unserem Test mit einigen echten Stärken brillierte, vor allem bei Display, Akkulaufzeit und Kamera.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit des iPhone 13 Pro Max ist hervorragend, die langen Laufzeiten resultieren aus einem vergrößerten Akku und zahlreichen neuen Stromsparfunktionen. Ganze sechzehn Stunden hält der Akku in unserem Video-Test. Als Test spielen wir mit Apples TV-App mehrere lokal gespeicherte Spielfilme ab – mit hundert Prozent Helligkeit. Trotz größerem und hellerem Display Stunden läuft das Gerät dabei fünf Stunden länger als etwa ein iPhone 12 Pro (ein iPhone 12 Max stand nicht zum Vergleich zur Verfügung). Im zweiten Test, dem Aufrufen von (hellen) Webseiten bei 50 Prozent Helligkeit, schafft das Max 16 Stunden und zehn Minuten – das iPhone 12 Pro nur zehn Stunden. Allerdings sind viele Apps von Drittherstellern noch nicht angepasst . Bei der Nutzung von dieser App kann man aktuell noch unangenehme Überraschungen erleben. So funktionieren manche Stromsparfunktionen nicht immer, was zu kurzen Laufzeiten führt. So hielt unser Max beim Abspielen eines Videos mit VLC nur vier Stunden durch und erwärmte sich spürbar. Wie bei OLED-Displays üblich hängt der Energieverbrauch stark vom Bildschirminhalt ab. Heller Hintergrund auf Webseiten oder helle Videos sorgen für höheren Energieverbrauch, weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund für niedrigen: Das Display kann die Pixel, die schwarze oder dunkle Bildinhalte darstellen, einfach abschalten. Für die Akkutests mussten wir deshalb die Testinhalte sehr sorgfältig auswählen.
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Soll man auf das iPhone 14 Max warten?
Wohl mancher hätte gerne ein iPhone 13 mit größerem Display und kann auf Edel-Design und Kamera-Trio verzichten. Diese ist natürlich erstklassig und macht Systemkameras Konkurrenz, nicht jeder benötigt aber so viel Video- und Kamerapower. Laut Mark Gurman soll aber im nächsten Jahr eine günstige Version ohne “Pro” erscheinen. Eine günstigere Version des Pro Max wäre eine tolle Bereicherung für die iPhone-Plattform. Vielleicht ist das neue Max-Modell sogar leichter? So ist auch das iPhone 13 knapp 15 Prozent leichter als iPhone 13 Pro.
Fazit
Schwachpunkt des iPhone 13 Max ist das hohe Gewicht, ein Preis, den man für edles Design und dicken Akku wohl zahlen muss. Schließlich ist die Laufzeit erstklassig und die Qualität des Displays atemberaubend. Für Nutzer des iPhone Pro 12 Max ist ein Upgrade eigentlich nicht erforderlich, Nutzer eines noch älteren Modells sollten sich das neue Max aber näher ansehen. Wir sind gespannt, ob Apple nächstes Jahr wirklich ein günstigeres Modell vorstellen wird, dann könnte das XXL-iPhone vielleicht auch in Deutschland häufiger zu sehen sein.