4. Oktober: Assistenten
Macwelt wünscht einen guten Morgen! “Hey, Siri, ich bin heute früh noch sehr müde, koch’ mir Kaffee und bring’ ihn mir an den Schreibtisch!” Wer nicht gerade mit einer Person namens Siri zusammenlebt, wird darauf keine vernünftige Antwort bekommen. Und wenn es eine vernünftige Person namens Siri sein sollte, würde die vielleicht eher sagen: “Dir auch einen guten Morgen, Schatz. Wie heißt das Zauberwort mit den zwei t? “Aber flott!” ist es übrigens nicht …”
Nun haben wir den großen Vorteil mit einer vernünftigen Person zusammen zu leben, die ihrem Morgenmuffel von Morgenredakteur auch ohne jedwede Worte den Kaffee in sicherer Entfernung vom Rechner hinstellt. Auf die Idee, an Apples digitale Assistentin eine solche Bitte zu richten, kommen wir ohnehin nicht, im Wissen ihrer Beschränktheit. Klar könnte man die Kaffeemaschine an eine schlaue Steckdose stecken und diese morgens per Siri aktivieren, aber erstens müsste man das Kaffeemehl über Nacht sein Aroma verlieren lassen und das Wasser wird auch nicht besser, wenn es herumsteht. Außerdem fällt Morgenmuffeln von Morgenredakteuren selbst Maschinen gegenüber vor Sonnenaufgang die mündliche Ansprache schwer.
Seit Siri auf iPhones und später auf anderen Apple-Geräten aktiv ist, haben Witzbolde weltweit Möglichkeiten ausgelotet, Siri zu mehr oder minder witzigen Antworten zu bringen. Das ging mal besser, mal schlechter, Siri hat nur den Humor, den ihr Apple-Ingenieure einprogrammiert haben – Cupertino ist für Vieles gerühmt, aber nicht für überbordenden Witz oder feine zeitgeistige Ironie. Was wir aber heute auf alle Fälle versuchen sollten, wenn uns der erste Kaffee die Zunge gelockert hat: “Hey Siri, alles Gute zum Geburtstag!” Mal sehen, wie die Dame, die keine ist, da sie auch mit Herrenstimme oder einer neutralen antworten kann, darauf reagiert.
Schon im Vorfeld jenes 4. Oktober 2011 hatte sich Siri bemerkbar gemacht. Apple hatte im Jahr davor die gleichnamige Firma, die sich auf Spracherkennung spezialisierte, übernommen und die Keynote zur Einführung des iPhone 4S unter das doppeldeutige Motto “Let’s talk iPhone” gestellt. Bewusst ohne jedwede Interpunktion, so konnte man zweierlei herauslesen: Apple würde über das iPhone sprechen und dieses auch zum Sprechen auffordern – was dann auch geschah.
Nie war die Wartezeit auf ein neues iPhone länger gewesen, das iPhone 4 hatte Apple im Vorjahr noch im Sommer vorgestellt, zur WWDC. Der neue Herbst-Termin mag damit zusammen gehangen haben, dass die Entwicklung von Siri für das iPhone einfach etwas länger dauerte, aber wie schon in den Jahren zuvor, als neue iPods jeweils rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft kamen, erwies sich die Verschiebung der Saison als Treffer. Das neue Betriebssystem iOS 5 hatte Apple in jenem Jahr auch nicht bei einem Extratermin im März präsentiert, sondern zusammen mit OS X 10.7 Lion und der verbindenden iCloud auf der WWDC, die für derartige Ankündigungen am Besten geeignet ist.
Siri ist aber weit mehr als eine digitale Assistentin (oder ein Assistent), die Spracherkennung ist nur ein Teil davon. Selbst lernende Algorithmen sollen auf dem iPhone, dem iPad, dem Mac und der Apple Watch verstehen, was die Besitzer der Geräte in welchem Moment damit anfangen wollen, ohne dass sie fragen müssten. Apple hat im letzten Jahrzehnt ohne Frage viel investiert, um Siri schlauer und nützlicher zu machen, dabei aber davon abgesehen, alles auszureizen, was möglich wäre. Denn jeder selbstlernende Algorithmus wird vor allem dann besser, wenn er viele Daten zur Verfügung hat und zur Not die Rechenleistung einer gesamten Cloud. Aber, wie Apple einmal in Las Vegas plakatierte, was auf dem iPhone passiert, soll auch auf dem iPhone bleiben – zumindest weitgehend. Aus den Daten, die zur Verbesserung etwa von Verkehrsmeldungen herangezogen werden, sollen keine Rückschlüsse auf Individuen möglich sein, verspricht Apple. Und dass die meisten Berechnungen auf dem Gerät selbst passieren, reduziert die Gefahr von Datenlecks gewaltig. Für die Sprachanalyse war bis vor kurzem aber immer noch eine Internetverbindung notwendig. Ist eben eine komplexe Angelegenheit.
Die iPhones sind zehn Jahre später weit leistungsfähiger als es das iPhone 4S war, erst heute funktioniert Siri auch offline, zumindest in den meisten Fällen. Die Technik macht Fortschritte. Bis sie aber wie Eto Demirzel (Foundation) wie aus Fleisch und Blut zu sein scheint, vergehen noch viele Jahrhunderte, so das denn je passieren wird.
Lesetipps für den Montag
Programm: Der September war groß für Apple mit neuen iPhones und iPads. Der Oktober wird nicht minder wichtig werden, es stehen jede Menge Neuheiten an. Einige sind sicher wie Shows auf Apple TV+ und Arcade-Spiele, anderen höchst wahrscheinlich wie der Verkaufsstart der Apple Watch Series 7 und das Update auf iOS 15.1 und iPadOS 15.1 sowie die Veröffentlichung von macOS 12 Monterey. Noch ein wenig ungewiss ist das potenzielle Highlight: Eine Keynote, die sich um neue Macbooks Pro und womöglich Airpods dreht. Jason Cross hat die Details.
Update: Eine erste Oktoberveröffentlichung hat es indes bereits am Freitag gegeben, mit iOS 15.0.1. Apple behebt darin laut Releasenotes den Fehler mit dem Entsperren des iPhones per Apple Watch, der bei etlichen Nutzern aufgetreten war. Auch weitere kleine Fehlerbehebungen bringt das Update, so konnte die App Einstellungen etwa Speichermangel anzeigen, während aus Audio-Meditationen versehentlich Workouts für Fitness+-Kunden starteten.
Abo-frei: Schon morgen bringt Microsoft für den Mac die Suite Office 2021 für den Mac, im Prinzip eine Version von Office 365, die es zu einem einmaligen Preis statt im Abo gibt. Während Office 365 pro Monat 7 US-Dollar pro Einzelplatzlizenz und 10 US-Dollar für die Familie pro Monat kostet (70 respektive 100 US-Dollar pro Jahr), ist die “Home and Student”-Version von Office mit Word, Powerpoint, Excel, OneNote und Teams für 150 US-Dollar im einmaligen Kauf zu haben. Die Version “Home and Business” inkluive Outloook und der Erlaubnis, sie eingeschränkt für Geschäftszwecke zu nutzen, kostet 250 US-Dollar.
Erinnerung: Anlässlich des morgigen zehnten Todestages von Apple-Gründer Steve Jobs kursieren in den einschlägigen Gazetten diverse Erinnerungen an den Produktvisionär. Einige der Geschichten hat man so noch nicht gehört, etwa die des heute für Cnet tätigen Journalisten Roger Cheng, der im Frühjahr 2007 beim Wall Street Journal Besuch von einer Delegation Apples inklusive Steve Jobs und eines iPhone-Prototypen bekam. Angesprochen auf die Frage, wie haltbar denn das iPhone sein, nahm Jobs des Protopen und schleuderte ihn in die Ecke des Raumes, wo er auf dem Teppichboden zu liegen kam. Weder bekam das iPhone eine Schramme ab noch stellte es die Funktion ein, Jobs’ Wurf war aber gewiss nicht ohne Risiko. Nur war das erste iPhone dank seines Kunststoffrückens und seiner kompakten Form etwas robuster als heutige Geräte mit ihren Glasrückseiten.
Gaming: Apple ist der erfolgreichste Gaming-Anbieter der Welt, der Profit von 8,5 Milliarden US-Dollar im Jahr übersteigt den kombinierten Gewinn von Nintendo, Activision Blizzard, Sony und Microsoft um gut zwei Milliarden US-Dollar. Das folgt laut einer Analyse des Wall Street Journals aus den Dokumenten, die im Prozess Apples gegen Epic Games öffentlich wurden. Apple bestreitet die Zahlen, sie wären weit höher als in der Realität, da in die Rechnung die mit Spielen verbundenen Kosten des App Stores nur zu einem kleinen Teil eingingen. Die Spiele bezogenen Umsätze hätten 15,9 Milliarden US-Dollar betragen.
Preissteigerung: Die Chip-Produktion könnte sich weiter verteuern, berichtet Bloomberg. Aufgrund von Produktionseinschnitten in China sein der Preis für den Rohstoff Silizium in den letzten beiden Monaten um 300 Prozent gestiegen. Auch andere Industrien sind von der Rohstoffknappheit betroffen, Silizium dient auch als Basis für Glas, Beton und Silikon. Der Grund für die teilweise um 90 Prozent gesunkene Produktion sind Stromknappheit in den chinesischen Fabriken, die aus Sand hochreines Silizium herstellen, heitß es.
Weitere Nachrichten:
E-Scooter-Akku explodiert: Frau in Lebensgefahr
In der Stadt Eisenberg (Donnersbergkreis) in Rheinland-Pfalz ist Donnerstagnacht gegen 20.40 Uhr der Akku eines E-Scooters explodiert, wie die Polizei meldet . Dabei wurden drei Menschen verletzt, darunter eine Frau, die jetzt in Lebensgefahr schwebt. Das berichtet die Zeitung “Die Rheinpfalz”.
Der Akku befand ich in der Erdgeschoss-Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Die Fenster der Erdgeschoss-Wohnung wurden herausgeschleudert, so groß war der Druck durch die Explosion. Der Grund für die Explosion des Akkus ist derzeit noch unbekannt. Laut SWR soll am kommenden Montag ein Gutachter die schwer beschädigte Wohnung untersuchen. Die Höhe des Sachschadens ist derzeit noch unklar.
Neben der schwer verletzten Frau zogen sich einige Hausbewohner Rauchgasvergiftungen zu. Die Bewohner durften nach der Explosion auch nicht wieder in ihre Wohnungen zurück, weil die Feuerwehr gefährliche Gase am Explosionsort gemessen hat. Neben der Feuerwehr, die rasch am Ort des Geschehens eintraf, weil sie in der Nähe eine Übung abhielt, wurde auch der Gefahrstoffzug des Landkreises informiert.
100 % in 15 Minuten: Schnellste E-Auto-Ladestation
ABB hat mit Terra 360 die laut eigenen Angaben aktuell schnellste Ladestation für Elektrofahrzeuge entwickelt. An der All-In-One-Ladestation können bis zu vier Fahrzeuge mit einer maximalen Leistung von 360 kW gleichzeitig aufgeladen werden und das ist in einem rasanten Tempo. Innerhalb von 3 Minuten wird das E-Auto-Akku soweit geladen, dass es für eine Reichweite von 100 Kilometern reicht. Nur 15 Minuten dauert das vollständige Aufladen.
An den Ladestationen befindet sich ein Beleuchtungssystem, mit dem der Ladevorgang und der Ladezustand der Batterie verfolgt werden kann. Sie sind außerdem leicht für Rollstuhlfahrer zugänglich und besitzen ein ergonomisches Kabelmanagmentsystem. Der Hersteller verweist auch darauf, dass die Ladestationen nur eine geringe Stellfläche benötigen, von dem Kunden einfach personalisierbar sind und auch die Möglichkeit für die Integration eines 27-Zoll-Bildschirms verfügbar ist, über den Videos und Bilder wiedergegeben werden können.
“Um den Klimawandel zu bekämpfen, ergreifen Regierungen auf der ganzen Welt Maßnahmen zur Förderung von Elektrofahrzeugen und Ladenetzwerken. Vor diesem Hintergrund ist die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, insbesondere nach Stationen, die schnell, bequem und einfach zu bedienen sind, größer denn je“, so Frank Muehlon, Leiter der ABB-Division eMobility. „
Die Terra-360-Ladestationen werden ab Ende 2021 in Europa und dann ab 2022 in den USA, Lateinamerika und im asiatisch-pazifischen Raum ausgeliefert.
Netflix kauft Spiele-Entwickler Night School Studio
Wie der Indie-Entwickler Night School Studio in dieser Woche bekannt gibt, wurde das Unternehmen von Netflix gekauft. Night School ist damit das erste Videospiel-Studio, das Netflix im Rahmen seiner neuen Gaming-Strategie übernimmt. „ Night School möchte seine erzählerischen und gestalterischen Ambitionen auf unverwechselbare, originelle Spiele mit Herz ausdehnen. Netflix bietet Film-, Fernseh- und jetzt auch Spieleherstellern eine noch nie dagewesene Möglichkeit, exzellente Unterhaltung für Millionen von Menschen zu schaffen und anzubieten,“ heißt es in der offiziellen Ankündigung .
„Das Netflix-Team hat sich sehr darum bemüht, unsere Studiokultur und unsere kreative Vision zu schützen. Wir werden weiterhin Oxenfree 2 entwickeln. Wir werden weiterhin neue Spielwelten erschaffen“ , sagt Night-School-Gründer Sean Krankel. Night School Studio wurde 2014 von Adam Hines, zuvor leitender Autor bei Telltale Games, und Sean Krankel, zuvor Senior Game Designer bei Disney Interactive, ins Leben gerufen. In den vergangenen Jahren veröffentlichte Night School unter anderem das Adventure „Oxenfree“, für das 2022 ein Nachfolger erscheinen soll.