12. Oktober: Alles andere als flach
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Die Theorie der flachen Erde hat Anhänger rund um den Globus – es stimmt wohl, was Einstein angeblich über die Unendlichkeit der menschlichen Dummheit gesagt hat. Die Kugelgestalt der Erde (genauer: ein Geoid, an den Polen aufgrund der Rotation ein wenig abgeflacht) ist im Prinzip seit dem Altertum bekannt. Die ollen Griechen waren somit viel klüger als die selbst ernannten “Querdenker” von heute. An der Schwelle vom Mittelalter zu einem neuen Zeitalter war daher die Idee dieses Genuesers in spanischen Diensten, nach Westen zu segeln, um nach Osten zu kommen, gar nicht weit hergeholt.
Sicher, Kolumbus und die meisten seiner Zeitgenossen waren der Ansicht, dass sich die Sonne um die Erde drehe und nicht umgekehrt, aber von der Kugelgestalt wussten alle. So musste Kolumbus nicht fürchten, jenseits der Säulen des Herakles von der Erdscheibe zu fallen. Ließe sich also der beschwerliche Seeweg nach Indien verkürzen? Denn Afrika ist groß und das “Kap der Stürme”, wie die Südspitze des Kontinents damals noch hieß, nicht gerade ein freundliches Segelrevier.
Der griechische Naturforscher Erastothenes hatte den Erdumfang gut 1700 Jahre vor Kolumbus Aufbruch nach Westen recht gut berechnet, an sich hätte sich der Seefahrer wundern müssen, schon auf gut halbem Weg auf Land zu stoßen, am 12. Oktober 1492. Aber dass es sich hier um einen neuen Kontinent handelt und nicht um eine Abkürzung nach Indien, wollte Kolumbus nie akzeptieren. So nennen eben heute noch Leute aufgrund einer über 500 Jahre alten Realitätsverweigerung die Ureinwohner des Kontinents jenseits des Atlantiks “Indianer”. Und mit “westindische Inseln” sind eben nicht die Malediven südwestlich Indiens gemeint, sondern die Antillen, auf denen die ersten Inspektionen nach Westen landeten. Lateinamerika begeht jedes Jahr am 12. Oktober den Kolumbustag, die USA immer am zweiten Montag im Oktober – das war gestern.
In diesem Jahr häufen sich aber die zehnjährigen Gedenktage. Siri am 4. Oktober, Steve Jobs Tod am 4. Oktober und heute ist der Dienst dran, den der verblichene Apple-Gründer bei seiner letzten WWDC der Öffentlichkeit präsentiert hatte: iCloud. Am 12. Oktober 2011, einem Mittwoch, ging der Service in Betrieb, drei Jahre nach dem eher missglückten Versuch mit Mobile Me.
So wie die Menschheit den heute Amerika genannten Kontinent Amerika mehrfach entdeckte, hatte Apple auch den Weg in das mehrmals in seiner Geschichte gefunden. Aus dem ersten Versuch in den frühen Neunzigern namens eWorld war letztendlich AOL hervorgegangen, Ende der Neunziger versuchte Apple mit seinen iTools, den Mac als Internetmaschine schmackhaft zu machen. Die Zeit für Grußkartenservices war aber schneller vorbei als gedacht, der Rest firmierte als .Mac um – langjährige Macianer sind immer noch unter einer auf @mac.com endenden E-Mail-Adresse zu erreichen.
Apple wollte aber mehr – und scheiterte im Jahr 2008 mit dem Nachfolger Mobile Me zunächst grandios. Der Dienst war im Prinzip schon so angelegt wie das heutige iCloud und sollte Daten auf allerlei unterschiedlichen Geräten synchron halten. Nur richtig funktioniert hat es nicht. Immerhin lernte Apple daraus und stellte mit iCloud einen weit funktionstüchtigeren Nachfolger vor, der von Anfang an so arbeitete wie er sollte und den Apple in den Jahren seit 2011 immer mehr ausgebaut hat – in diesem Jahr mit iCloud+, das unter anderem mit Private Relay eine Art VPN bringt.
Den Start von iCloud konnte Steve Jobs ein paar Monate nach der Präsentation leider nicht mehr erleben. Aber der Service würde ihm heute bestimmt gefallen.
Lesetipps für den Dienstag:
Zweiter Fix: iOS 15.0.2, das Apple gestern Abend veröffentlicht hat, behebt einige Fehler, die mit dem neuen Betriebssystem für das iPhone aufgetreten waren. So konnten etwa in der Fotomediathek gespeicherte Bilder, die man via Nachrichten-App bekommen hat, sich wieder löschen, wenn man die zugehörige Unterhaltung löschte, einige Leder-Magsafe-Hüllen ließen sich nicht in “Wo ist?” finden, ebenso in einigen Fällen Airtags. Ebenso ist ein Fehler mit Carplay behoben und einer mit der Wiederherstellung des Gerätes über iTunes oder Finder. Zudem schließt iOS 15.0.2 eine Sicherheitslücke. Bereits vor einer Woche musste Apple mit iOS 15.0.1 einen ersten Fix bringen, der das Problem mit dem Entsperren des iPhones via Apple Watch löste, was nach dem Update auf iOS 15 bei einigen nicht mehr ging.
Erster Fix: Auch für die Apple Watch gibt es ein Wartungsupdate, watchOS 8.0.1. Laut Apple behebt dies zwei Probleme mit der Apple Watch Series 3, die Apple immer noch im Programm hat: Der Fortschritt von Update-Prozeduren sei nicht korrekt dargestellt und einige Anwender könnten nicht korrekt auf die Bedienungshilfen zugreifen.
Umbau: Apple wird das iPhone früher oder später auf USB-C umstellen müssen, schlägt die EU-Kommission zur Vereinheitlichung von Ladesteckern vor. An sich sollte das kein großes Problem sein, USB-C haben bereits iPad Pro und iPad Mini. Dass es prinzipiell mit aktuellen iPhones auch geht, zeigt der Ingenieur Ken Pillonel in seinem Video “World’s First USB-C iPhone”, in dem er ein iPhone X auf USB-C umrüstet. Laut Pillonel empfängt das iPhone X über den Port nicht nur Energie, sondern auch Daten. Die Schwierigkeit habe darin bestanden, eine passende Leiterplatte zu finden und sie so weit zu schrumpfen, damit sie in das iPhone passt.
Wartezeit: Wer noch in diesem Jahr ein neues iPhone kaufen möchte, muss sich allmählich sputen. Nach Analyse der Credit Suisse sind iPhone 13 und 13 Pro in diesem Jahr so schwer lieferbar wie noch selten zuvor. Vier Wochen und mehr müsse man nach Bestellung auf das Gerät warten, zuletzt hatte es vor vier Jahren, als das iPhone X neu war, ähnliche Lieferengpässe gegeben. Die Marktforschung betrachtet jedoch nur die Lieferzeiten des Apple Online Store und ignoriert die Ladengeschäfte ebenso wie die Handelspartner und Mobilfunkprovider, bei denen man das neue Gerät unter Umständen schneller bekommt. Gar fünf bis sechs Wochen betrug bei unserer eigenen Stichprobe die Wartezeit auf ein neues iPhone 13 Pro. In der Regel sind lange Lieferzeiten ein gutes Zeichen für Apple, das iPhone scheint heiß begehrt zu sein und der Hersteller mit der Produktion nicht mehr hinterherzukommen. Doch ist in diesen Zeiten mit allgemeinem Chip-Mangel die Lage eine andere, auch wenn Apple die Produktion von A15-Chips für das iPhone priorisiert und TSMC lieber die Aufträge anderer Kunden hinten anstellt, könnte in diesem Herbst in der Tat der Lieferengpass mehr mit mangelndem Angebot zu tun haben als mit überbordender Nachfrage.
Zuwachs: Nach den Daten der Marktforscher von Canalys ist nach fünf Quartalen mit zweistelligem Wachstum der globale PC-Markt im dritten Kalenderquartal 2021 nur noch um fünf Prozent auf 84,3 Millionen Stück gewachsen. Grund seien vor allem Lieferschwierigkeiten für Komponenten. Apple ist von der Chipknappheit weiterhin weniger betroffen als der Rest, Canalys schätzt, Cupertino habe im Berichtszeitraum 7,82 Millionen Macs verkauft, 14,4 Prozent als vor einem Jahr. Der Marktanteil Apples ist von 8,5 Prozent auf 9,3 Prozent gestiegen. Stückzahlen nennt Apple schon seit Jahren nicht mehr, nur noch die Umsätze in der Sparte. Im vierten Quartal 2019/20 hatte Apple einen Umsatz von 9,032 Milliarden US-Dollar mit Macs ausgewiesen. Die Bilanz für 2020/21 legt Apple am Donnerstag, den 28. Oktober gegen 22.30 Uhr MESZ vor.
Weitere Nachrichten:
LunaNet: NASA plant Internet für den Mond
Die NASA plant unter der Bezeichnung LunaNet eine Art Internet auf dem Mond. Den mit dem Artemis-Programm will die NASA bekanntlich zurück auf den Mond. Doch wenn die NASA dann länger beziehungsweise dauerhaft auf dem Mond bleiben will, dann werden neue und robustere Kommunikations-, Navigations- und Netzwerk-Möglichkeiten benötigt, als sie bisher in der Raumfahrt zur Verfügung stehen. Dafür will die NASA das LunaNet entwickeln.
Vier große Themenbereiche soll LunaNet abdecken: Netzwerk, Navigation, Entdeckung und wissenschaftlicher Forschung. Zwischen Erde und Mond sollen jederzeit Kommunikation und Datenaustausch möglich sein, oder dass dafür bestimmten Zeitpläne eingehalten oder Zeitfenster festgelegt werden müssen.
Geräte und Personen, die auf dem Mond im Einsatz sind, sollen über LunaNet miteinander kommunizieren können. So ähnlich wie auf der Erde via WLAN oder Bluetooth. Ganz wichtig ist dabei der Aspekt Navigation: Über LunaNet sollen Astronauten bei ihren Ausflügen auf dem Mond zurück zur Basis finden. Zudem sollen die Astronauten damit Gefahren aus dem All wie zum Beispiel Sonnenstürme erkennen beziehungsweise direkt vor diesen frühzeitig gewarnt werden können, wenn sie gerade auf dem Mond unterwegs sind.
Dieses LunaNet-Framework soll es außerdem Industrie-Partnern, akademischen Einrichtungen und anderen internationalen Partnern ermöglichen, LunaNet-Knoten neben denen der NASA einzurichten und zu betreiben. Über diesen Knotenpunkt sollen die Daten zwischen Absender und Empfänger geleitet werden. Die Knoten („Nodes“) sollen Daten auch zwischenspeichern, falls die Verbindung einmal gestört sein sollte.
Langfristig soll LunaNet sogar über den Mars hinaus reichen. LunaNet soll also keineswegs auf den Mond beschränkt bleiben, sondern der Einsatz auf dem Mond ist nur der erste Schritt.
Schüler spielen “Squid Game” nach – Lehrer warnen vor Netflix-Hit
Auf Netflix ist die südkoreanische Serie “Squid Game” ein Riesenerfolg und ein weltweiter Hit. In der Serie spielen hunderte stark verschuldete Menschen diverse Kinderspiele und verlieren ihr Leben, wenn sie in den Spielen verlieren. Als Preisgeld winken 45,6 Milliarden Won, was umgerechnet einem Betrag von knapp 33 Millionen Euro entspricht. Eine belgische Schule hat über Facebook die Eltern und die Öffentlichkeit darauf hingewiesen, dass auf ihrem Schulhof die Schüler “Squid Game” nachgespielt hätten. Die Verlierer der Kinderspiele wurden dabei offenbar ins Gesicht geschlagen, wie die Schule mitteilt.
“Unsere Schüler spielen Spiele wie 1-2-3 Sonne (wie in der Serie gezeigt) und der Verlierer wird geschlagen”, heißt es in dem Facebook der Schule, der bisher über 39.000 Mal geteilt wurde. Und weiter: “Wir sind sehr wachsam, um dieses ungesunde und gefährliche Spiel zu stoppen! Wir zählen auf Ihre Unterstützung und Ihre Mitarbeit, um Ihre Kinder auf die Folgen aufmerksam zu machen, die dies haben kann! Gegen Kinder, die dieses Spiel fortsetzen, werden Sanktionen verhängt.”
“Squid Game” auf Netflix ist eine spannende, äußerst vielschichtige und großartige Serie, die sich aber an Erwachsene richtet. Eine der besten Netflix-Serien der letzten Jahre. Hierzulande ist die Serie ab 16 Jahren freigegeben, in vielen anderen Ländern erst ab 18 Jahren. Und das hat auch einen guten Grund, denn körperliche und psychische Gewalt spielen in “Squid Game” ein Rolle.
Am Wochenende berichteten auch britische Medien darüber, dass Schulen die Eltern auffordern, ihre Kinder nicht die Netflix-Serie “Squid Game” anschauen zu lassen.
Whatsapp: Starke Neuerung bei Sprachaufzeichnungen
WhatsApp entwickelt eine neue Funktion für Sprachaufnahmen. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit Sprachaufzeichnungen zu unterbrechen und die Aufnahme danach wieder fortzusetzen („Pause voice recordings“). Das berichtet Wabetainfo.
Der Vorteil der neuen Funktion: Sie können eine Sprachaufzeichnung jederzeit beginnen und beliebig oft unterbrechen, falls Sie während der Aufzeichnung zum Beispiel gestört werden oder noch etwas über den Inhalt Ihrer Sprachaufzeichnung nachdenken müssen. Danach setzen Sie die begonnene Sprachaufzeichnung über einen Klick auf den entsprechenden Button zu einem beliebigen Zeitpunkt fort. Sie müssen also nicht noch einmal von vorn beginnen und alles wieder neu aufsprechen. Wabetainfo demonstriert die neue Funktion hier in einem kurzen Videomitschnitt.
Diese neue Funktion ist noch in der Entwicklung und noch nicht für Beta-Tester erhältlich. Wabetainfo entdeckte die Neuerung in einer Testversion für iOS, doch Whatsapp soll diese Neuerung auch für Android planen. Diese neue Möglichkeit soll dann in einer der künftigen neuen Versionen von Whatsapp für iOS und Android enthalten sein.