Meine Frau ist sehr geduldig mit mir. Sie muss es ertragen, dass ich mich jedes Mal beschwere, wenn wir in unserem Auto Satellitenradio hören und ein DJ auflegt. “Du willst einfach nicht Leute reden hören”, erkennt sie vollkommen richtig. Ich akzeptiere, dass andere Leute dem Moderatorengeschwätz gerne zuhören, aber ich hasse es und schalte so lange um, bis ich wieder ein Lied höre. Ich will nicht wissen, wer gerade wo auf Tournee ist, oder wer bei einer Show etwas Interessantes gesagt hat, oder von den Details hinter der Entstehung eines Songs. Nicht, wenn ich nur versuche, Musik zu hören.
Das ist das Tolle an Musikstreamingdiensten wie Apple Music: Egal, ob man eine kuratierte Wiedergabeliste oder sogar einen “Radiosender” hört, man kann Lieder, die man nicht mag, überspringen, und es gibt kein aufdringliches Gerede. Es geht nur um die Musik.
Oder zumindest war es so. Aber in jüngster Vergangenheit hat Apple Music einige Änderungen vorgenommen, und die sind katastrophal. Offensichtlich ist im Hauptquartier von Apple Music eine neue Geschmackspolizei auf den Plan getreten und hat beschlossen, dass aggressives Marketing für zahlende Kunden die Lösung für ein Problem ist, das buchstäblich niemand hatte. Das Ergebnis ist ein verschlechtertes Apple Music-Erlebnis.
Werbefrei… außer für Eigenwerbung

Wie mein ehemaliger Macworld-Kollege Jim Dalrymple feststellte , baut Apple jetzt Werbung in seine “werbefreien” On-Demand-Radiosender ein. Ja, es handelt sich um Werbung für andere Apple-Music-Radiosendungen, aber ist das wichtig? Tatsache ist, dass Sie, wenn Sie bei Apple Music einen Streaming-Radiosender wie Classic Rock oder Alternative hören, irgendwann eine 40-sekündige Werbung für Zane Lowe oder Strombo oder andere voraufgezeichnete Apple-Music-Radioshows hören werden. Was früher ein werbefreies Musikerlebnis war, wird jetzt von… Werbetexten unterbrochen.
Es gibt viele werbegestützte Musikdienste. Der Unterschied zu den kuratierten Wiedergabelisten und Radiosendern von Apple Music besteht darin, dass wir dafür bezahlen und erwarten, dass es dabei um die Musik geht, und nichts anderes als die Musik.
Könnte Jim dieses Problem nicht dadurch lösen, dass er seinen Finger in der Nähe der Überspringen-Taste (oder der entsprechenden Tastenkombination) hält, sodass er sie einfach überspringt, wenn in seiner Radiosendung eine Werbeeinblendung erscheint? Sicher, obwohl ich darauf hinweisen möchte, dass man nicht immer in einer Situation ist, in der man sofort einen Sprung erzwingen kann – wenn man nicht in der Nähe der Fernbedienung oder der Tastatur ist oder wenn man nicht gezwungen sein möchte, Siri anzuschreien, um zum nächsten Titel zu gehen.
Aber das geht völlig am Thema vorbei. Egal, ob wir Musik hören, um uns beim Schreiben zu konzentrieren, uns am Ende eines langen Tages zu entspannen oder irgendetwas dazwischen, es ist störend, aus der Musik herausgerissen zu werden und gezwungen zu sein, eine Werbung zu hören. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Werbung für andere Apple-Music-Programme, den Car-Glas-Song oder ein Angebot zum Verschenken von Goldbarren handelt – eine Werbung ist unabhängig vom Inhalt eine Unterbrechung.
Wiedergabelisten und zusätzlicher Schrott

Jims Beschwerden kamen mir sehr gelegen, da ich mich kürzlich über die Entdeckung einer anderen neuen Marketingtechnik von Apple Music beschwert habe: das Einfügen von Werbe-Interviews in die von Apple zusammengestellten Wiedergabelisten. Ich habe zu meiner Arbeit lange Zeit Apples Wiedergabeliste ALT CTRL gehört, in der das Neueste aus dem Bereich Alternative Rock zu hören ist. Es war einmal eine fantastische Wiedergabeliste mit den neuesten Stücken von Måneskin und Maggie Rogers
Vor einiger Zeit hat Apple Music seine Wiedergabelistenseiten so umgestaltet, dass neben Bildern der Künstler, die in dieser Woche in der Wiedergabeliste zu hören sind, auch Textpassagen zu diesen Künstlern erscheinen. Ich fand das etwas seltsam – und es verströmte den schwachen Geruch von öligem Marketing -, aber ich konnte mich einfach entscheiden, es nicht zu lesen, also habe ich mich nicht allzu sehr darüber geärgert.
Dann kam Schritt zwei des Prozesses: Apple fügte einen “Spoken-Word”-Titel in die Wiedergabeliste ein, der ein kurzes Mini-Interview mit dem in der Woche vorgestellten Künstler enthielt. Das grundlegende Konzept einer Wiedergabeliste besteht darin, dass sie aus Liedern besteht. Jetzt enthalten Apples Wiedergabelisten auch Werbeeinblendungen für den Künstler, der in dieser Woche die Runde macht.
Gibt es dafür keine Einstellung?
Nichts davon wäre wirklich schlimm… wenn Apple nur eine Möglichkeit für Leute wie mich hätte, sich dagegen zu entscheiden. Apple rühmt sich gerne seiner großen Wertschätzung der Musik, und natürlich passiert hier alles über Software. Das bedeutet, dass Apple Music an der Schnittstelle von Musik und Technologie lebt. Bietet die Musik-App jedoch irgendwelche Funktionen, mit denen ich Apples Werbung und Promos vermeiden kann? Nein, das tut sie nicht.
Fangen wir mit der dümmsten Funktion von allen an: Obwohl Apple den Track mit dem Künstlerinterview sorgfältig direkt über einem Song des Künstlers platziert, lasse ich die “ALT CTRL”-Wiedergabeliste im Zufallsmodus abspielen. Die Musik-App fügt den gesprochenen Titel nicht an den Musiktitel an und überspringt ihn auch nicht bei der Zufallswiedergabe. Sie macht das Dümmste, was möglich ist: Der gesprochene Titel wird so geshuffelt, dass er während einer Sitzung zufällig erscheint und somit gar keinen Sinn ergibt.
Langjährige iTunes-Benutzer erinnern sich, dass es früher das Konzept eines nicht markierten Titels gab, eines Titels, den man in seiner Mediathek behielt, der aber nie abgespielt wurde. Wie mich ein Leser, Mario P., nach der Veröffentlichung dieses Artikels daran erinnerte, gibt es diese Funktion immer noch – wenn man in der Musik-App unter macOS das Kontrollkästchen “Liederliste” aktiviert. Sie können zwar keinen Song aus einer kuratierten Wiedergabeliste löschen, aber Sie können die Markierung eines Songs aufheben – entweder, indem Sie die Wiedergabeliste in die Ansicht “Titel” umschalten oder indem Sie mit der rechten Maustaste auf einen Song klicken und “Auswahl deaktivieren” wählen. Der Titel wird dann ausgegraut und nicht mehr abgespielt. ( Eine sehr nützliche Funktion auch für weihnachtlichen Jazz, den man in den Monaten Januar bis November nicht hören will, shuffelt man sich durch seine gesamte Mediathek, Anm. d. Red. )

Leider fügt Apple Music seinen Wiedergabelisten ständig neue Titel und neue Audioeinblendungen hinzu. Sie müssen also ständig Whac-A-Mole spielen, wenn Sie die Interviews nicht hören möchten.
Auf dem Mac können Sie einen Titel auch “ablehnen”, aber das füttert zwar Apples Algorithmen (auf iOS heißt es uneinheitlich, aber korrekt “weniger so spielen”), verhindert aber nicht, dass der abgelehnte Titel abgespielt wird.
Unser Fazit: Apples Entscheidung, Dinge, die keine Lieder sind, in seine Liedersammlungen aufzunehmen, hat die kuratierten Wiedergabelisten und algorithmischen Radiosender von Apple Music erheblich verschlechtert. Und gleichzeitig hat sich die Musik-App als wenig hilfreich für Menschen erwiesen, die nicht wollen, dass ihre Musik mit Werbung und fröhlichem Gerede vermischt wird.
Der Weg nach vorne für Apple Music ist einfach: Schalten Sie die Werbung aus, bis Ihre App so weit ist, dass wir sie unter allen Umständen abschalten können. Aber bis dahin, wenn Sie darauf bestehen, uns diese Nicht-Musik aufzudrängen, verfluche ich Sie zu einer Ewigkeit, in der Sie nichts anderes als Car-Glas-Werbung hören. Ihr habt mich verstanden.
Dieser Artikel ist zuerst auf unserer Schwestersite Macworld.com erschienen.