13. Oktober: Monster im Zaum
Macwelt wünscht guten Morgen! Ein Jahr ist nun Apples virtuelle Keynote “Hi Speed” her – die Nachfolgemodelle der seinerzeit präsentierten iPhone 12 sind längst im Handel, aber beinahe noch schwerer zu bekommen als die ersten iPhones mit 5G-Modem. Seit gestern wissen wir auch, wann die Oktober-Keynote stattfindet: am 18. Oktober, mal wieder an einem Montag, den Apple eher selten für Events außerhalb der WWDC nutzt.
Über die Inhalte braucht man nicht lange spekulieren, neue Macs sind fällig und die dritte Generation der Airpods Pro geradezu überfällig. Natürlich hätte Apple auch einfach nur die Produkte in seinen Store stellen und Pressemitteilungen aussenden können, aber das von Apple im Englischen verwendete Motto “Unleashed” lässt darauf spekulieren, dass Apple wahre Rechenmonster von der Leine lassen will.
Heute vor sechs Jahren hatte es auch schon neue Macs gegeben, aber wenig spektakulär waren die Innovationen, eine Presseaussendung hatte seinerzeit genügt. Nur ein paar Details hatte Apple in seiner Mac-Palette überarbeitet, die iMacs bekamen neue Chips und das kleinere Modell etwa ein Jahr nach dem größeren endlich auch ein Retina-Display.
Kurios war aber die Entscheidung bei der Magic Mouse, die einen wiederaufladbaren Akku bekam. Während des Ladevorgangs ist die Maus aber nicht arbeitsfähig, da Apple die Lightning-Buchse am Boden des Geräts angebracht hat. Damit will man stressgeplagte Büroarbeiter nicht zu Pausen zwingen, sondern vermeiden, dass sie das Lightning-Kabel mit einem Mauskabel früherer Jahrzehnten verwechseln. Das würde das Lightning-Kabel, das nichts weiter ist als ein Verschleißteil, nicht sonderlich lange durchhalten.
Im Motto Apples für die nächste Keynote sehen wir natürlich wieder eine musikalische Anspielung. “Monster on a Leash” hieß das 91er-Album der Soulband Tower Of Power aus Oakland, Kalifornien, über die Bucht schräg drüber auf der anderen Seite vom Silicon Valley gewissermaßen. Im Titelsong sind mit dem Monster, das man tunlichst im Zaumzeug halten sollte, unbedachte Wut und grenzenlose Gier gemeint. Wenn Apple aber kommenden Montag das Monster loslässt, gieren wir nur auf Geschwindigkeiten nahe des raumverzerrenden Warpspeeds, wie die Animation der Einladung verspricht.
Dabei hätte sich doch auch – nach dem beschaulichen “California Dreaming” noch etwas Musik aus dem Werk von Paul Simon für das Motto angeboten. Simon wird heute 80 Jahre alt und “The Sounds of Silence” sind das, was die hocheffizienten M1X-Macs selbst unter monsterartiger Hochlast abgeben, nämlich kein Lüfterbrüllen, allenfalls sanftes Gesäusel. Noch ist Apple nicht auf an seinem Ziel angekommen, alle Macs von Intel-Chips auf eigenes Silizium umzurüsten, die Brücken führen über bewegtes Wasser. Aber am Ende könnte Graceland warten, ein abstraktes, nicht das konkrete Domizil in Memphis, Tennessee. Und natürlich das Monster, das mit dem Instrumental “Mr. Toads Wild Ride” endet. Wir machen uns für den Montag auf einen wilden Ritt gefasst.
Lesetipps für den Mittwoch
Weniger: Nun schlägt offenbar der weltweite Chip-Mangel auch auf Apples Angebot durch. Die recht langen Lieferzeiten für iPhone 13 und Apple Watch Series 7 sind nichts Besonderes und könnten auch hoher Nachfrage geschuldet sein, doch Bloomberg berichtet nun, dass Apple seine eigenen Erwartungen an die Produktion um zehn Millionen Stück zurückschrauben muss, wie man den Partnern aus der Lieferkette mitgeteilt habe. Ursprünglich wollte Apple in den letzten drei Monaten des Jahres 90 Millionen Geräte bauen, Zulieferer wie Broadcom und Texas Instruments seien aber nicht in der Lage, ausreichend Komponenten zu liefern. Texas Instruments baut Teile für die Displays, währen von Broadcom Wireless-Technologie beisteuert – auch andere Zulieferer seien in Verzug.
Design oder nicht sein : Die Notch soll angeblich nächstes Jahr verschwinden, zumindest aus den iPhone 14 Pro. Die Frage ist weiter ungeklärt, wo dann Selfie-Kamera und True-Depth-System hinkommen. Ein Vorschlag wäre der dünne Rahmen des iPhone, ein anderer ein Loch-Design, so ähnlich, wie es etwa Samsung vormacht. Der Designer Ben Geskin hat sich nun Gedanken gemacht, wie Apple das umsetzen könnte – und ist auf eine Position oben in der Mitte des Bildschirms gekommen. Ist zwar kleiner als eine Notch, aber eben immer noch mitten im Bild. Mal sehen, zu welchen Lösungen Apple kommen wird.
Das Gleiche in Grün: Der auf Displays spezialisierte Analyst Ross Young ist sich sicher, dass die Macbooks Pro mit M1X-Chips, die Apple aller Voraussicht nach kommenden Montag von der Leine lassen wird, auch mit Mini-LED kommen werden. Die Technik, die hohen Kontrast bei geringem Stromverbrauch ermöglicht, hat Apple im Frühjahr dieses Jahres mit dem iPad Pro 12,9 Zoll vorgestellt. Die Lieferanten für Macbook Pro 14” und 16” sollen die gleichen sein. Sicher ist sich Ross nicht, ob die neuen Displays auch eine Bildwiederholrate von bis zu 120 Hz bieten werden (Pro Motion), das halte er aber für recht wahrscheinlich.
Vage: Der gleiche Analyst munkelt, man solle nicht überrascht sein, wenn Apple im kommenden Jahr, wenn die Apple Watch Series 8 ansteht, man aus drei Displaygrößen auswählen könnte. Das ist allerdings auch schon in diesem Jahr der Fall, jedoch auf eine andere Weise. Apple bietet drei mal zwei Optionen: Die Apple Watch Series 3 in 38 und 42 mm, die SE in 40 und 44 mm und die ab Freitag ausgelieferte Series 7 in 41 und 45 mm. Das scheint Ross Young aber nicht zu meinen, im Gegenteil werde die Apple Series 8 eben in drei Bildschirmdiagonalen ausgeliefert, eine dritte, noch größere könnte hinzukommen. Bewusst hat Apple bei den Apple Watches nie eine Einteilung zwischen Damen- und Herrenuhren vorgenommen, wobei die kleineren Ausgaben eher bei Damen beliebt sein dürften.
Schwache Werbung : Wir hatten uns bereits letzte Woche über Intels neue Kampagne mokiert, in der angebliche Hard-Core-Apple-Fans im Rahmen einer Fokusgruppe vom vermeintlich Besserem bekehrt würden und sich über Features von Intel-getriebenen Notebooks begeisterten. Natürlich war daran nichts echt, die angeblichen Apple-Anwender bezahlte Schauspieler. Das Macalope, gehörnter Kolumnist der Macworld, zerlegt die Werbung in bekannt sarkastischer Weise und befindet wie wir, dass im Clip der wesentliche Unterschied nicht betont werde: Die Notebooks mit Intel-Chips laufen eben mit Windows und nicht mit macOS. Intel schießt sich selbst ins Bein: Die gezeigten Features könnten genau so mit AMD-Chip realisiert werden, selbst Apples eigenes Silizium würde keine Notebooks mit zwei Bildschirmen oder einem abnehmbaren verhindern, Apple hat ganz andere Gründe dafür, diesen Unsinn sein zu lassen. Außerdem spielt die Werbung falsche Tatsachen vor: Die gezeigten Asus Zen lassen sich eben nicht mit mehr RAM nach dem Kauf nachrüsten, da das Modul fest auf die Platine gelötet ist, wie es Apple seit etlichen Jahren vorführt.
Unter ferner liefen: Apple TV+ ist zwar ein starkes Angebot, das ausschließlich auf Originale setzt, im weltweiten Wettstreit der Streamingdienste hinkt Apples Angebot hinterher. Nach einer Marktforschung der Analysten von Digital TV Research legt Disney+ in den nächsten fünf Jahren am stärksten zu und werde bis Ende 2026 140 Millionen neue Abonnenten gewinnen. Mit dann geschätzten 284 Millionen Kunden stehe Disney+ vor Netflix auf dem ersten Platz, das 270 Millonen Kunden haben werde, nur 53 Millionen mehr als heute. Hinter den beiden Platzhirschen werde sich Amazon Prime auf dem dritten Platz halten, mit 243 Millionen Usern. Apple werde in fünf Jahren noch hinter den Chinesen Tencent und iQivy liegen und hinter den Landsleuten von HBO mit gerade einmal 36 Millionen Abonnenten. Hochrechnungen über fünf Jahre sind aber mit großen Fehlern behaftet …
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Zweibeiniger Roboter kann fliegen und Skateboardfahren
Wissenschaftler von Aerospace Robotics and Control an der Caltech (USA, Kalifornien) demonstrieren in einem Youtube-Video die Fähigkeiten des von ihnen entwickelten zweibeinigen Roboters namens Leonardo. Die Besonderheit an diesem Roboter: Er kann nicht nur gehen und laufen, sondern er hält sich auch nicht lange mit Treppensteigen oder Springen auf. In den Armen des Roboters befinden sich nämlich Propeller, die Leonardo immer dann einsetzt, wenn er vor einem Hindernis steht. Der Roboter kann die Propeller immer dann einsetzen, wenn sie ihm dabei helfen, die Balance zu halten.
Leonardo kann aber noch mehr. In dem Video wird auch gezeigt, wie der 75 Zentimeter große und 2,5 Kilogramm leichte Roboter auf einem Skateboard fährt und seine Slacklining-Künste vorführt. Der Roboter kann über ein über einen Abgrund gespanntes Seil laufen. Mit Leo, so der Spitzname, habe man eine “völlig neue Art der Fortbewegung, die zwischen Gehen und Fliegen liegt” entwickelt, berichten die Wissenschaftler.
Leonardo steht für “LEgs ONboARD drOne”, auch bei der Kreation des Akronyms war man also sehr kreativ. Zu den Möglichkeiten von Leo wird erklärt: “Roboter mit einer multimodalen Fortbewegungsfähigkeit sind in der Lage, sich effizienter durch schwierige Umgebungen zu bewegen als herkömmliche Roboter, indem sie in geeigneter Weise zwischen den ihnen zur Verfügung stehenden Fortbewegungsmitteln wechseln.”
Die leichten Beine von Leo sollen die Schubdüsen entlasten, indem sie den Großteil des Gewichts tragen. Da die Schubdüsen jedoch synchron mit den Beingelenken gesteuert werden, besitzt Leo ein überragendes Gleichgewicht. Durch die Kombination von Fliegen und Gehen wird auch die Akkulaufzeit gesteigert, denn Fliegen kostet mehr Energie als das Laufen.
Namensrechte: FIFA-Spiele könnten bald anders heißen
Seit mehreren Jahrzehnten erhält die FIFA-Reihe von Electronic Arts auf nahezu allen Plattformen pünktlich einmal im Jahr einen neuen Ableger. Die Fußballsimulation beschert dem Publisher seit 1993 entsprechend hohe Verkaufszahlen. Damit könnte es aber bald vorbei sein, denn EA denkt laut über eine Umbenennung der Reihe nach. Aktuell überprüfe man die Vereinbarung mit der FIFA über die Namensrechte der Spiele. Nach aktuellen Planungen endet die mit der FIFA getroffene Vereinbarung schon am 31. Dezember 2022. Zwar stehe eine Verlängerung der Lizenzvereinbarung im Raum, doch dies könnte eventuell gar nicht im Interesse des Publishers sein. Schließlich hat EA bei den zuständigen Behörden in Großbritannien und der EU bereits eine neue Markenbezeichnung eingereicht. Eine Umbenennung der beliebten FIFA-Reihe dürfte damit bereits ausgemachte Sache sein.
Eventuell könnte schon das nächste FIFA-Spiel den Namen „EA Sports FC“ oder „EA Sports Football Club“ tragen. Eine offizielle Bestätigung für diese Umbenennung gibt es aber noch nicht. Hauptgrund für die Abkehr des über Jahrzehnte genutzten Titels dürften die hohen Lizenzkosten sein. DailyMail will erfahren haben, dass der Vertrag über die Namensrechte derzeit 86 Millionen Euro schwer ist. Durch eine Umbenennung könnte sich EA genau diese Kosten sparen. Aufgrund des Wegfalls der bisherigen Namensrechte könnte die FIFA-Reihe aber nicht mehr weiterhin so benannt werden. Nach Angaben des Chefs von EA Sports, Cam Weber, sei der Wegfall der Namensrechte aber nicht mit dem Verzicht auf die übrigen Lizenzen und Partnerschaften verbunden. Mit vielen Ligen und Spielern habe man eigene Verträge geschlossen. Die Umbenennung würde entsprechend nicht alle lieb gewonnenen Inhalte aus dem Spiel entfernen. Auch an weiteren Partnerschaften würde man bereits arbeiten. Auf die Lizenz für die offizielle Fußballweltmeisterschaft müsste EA dann aber ebenfalls verzichten. Da in „FIFA 22“ aber zahlreiche Nationalmannschaften fehlen, spielt dieser Modus schon jetzt keine so große Rolle mehr.
Neue Sicherheits-Updates für Acrobat und Reader
Adobe hat beim Patch Day im Oktober nur wenige Sicherheits-Updates bereitgestellt. Sie beseitigen zehn Schwachstellen in vier Programmen. Betroffen sind Acrobat und Reader, Acrobat Reader für Android, Campaign Standard, Commerce, Ops-CLI und Connect. Laut Adobe wird bislang keine der Lücken für Angriffe genutzt.
In den PDF-Werkzeugen Acrobat und Reader hat der Hersteller vier Schwachstellen beseitigt, von den er zwei als kritisch einstuft. Diese könnten ausgenutzt werden, um mit präparierten PDF-Dateien beliebigen Code einzuschleusen, der mit Benutzerrechten ausgeführt würde. Abhilfe schaffen Updates für Acrobat und Reader DC sowie die älteren Versionszweige 2020 Classic und 2017 Classic, die für Windows und macOS erhältlich sind.
Der Acrobat Reader für Android enthält bis einschließlich Version 21.8.0 eine Schwachstelle (CVE-2021-40724), die Adobe als hohes Risiko einstuft. Ein Angreifer könnte beliebigen Code einschleusen und ausführen. Das Update auf Adobe Reader Mobile 21.9.0 (für Android 7 und neuer) schließt diese Lücke.
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