Die zweitbeste Methode nach gewerkschaftlicher Organisierung scheint offenbar zu sein, dem Arbeitgeber mit gewerkschaftlicher Organisierung zu drohen, meint in seiner mal wieder höchst lesenswerten Kolumne The Macalope . Das Beispiel Apples in den USA, wo in einigen Stores sich die Mitarbeitenden bereits zusammen getan haben und es in weiteren planen, stützt diese These.
Zunächst hat Apple den Lohn erhöht, gegenüber dem Niveau von 2018 komme ein Plus von 45 Prozent zustande. Jetzt will Apple der Belegschaft auch in Sachen Arbeitszeit entgegenkommen, berichtet Bloomberg . Demnach biete der Arbeitgeber Dinge an, die beispielsweise in Deutschland völlig normal sind, da von Arbeitsgesetzen geregelt und vielerorts von Betriebsräten kontrolliert.
So sollen etwa nun mindestens zwölf Stunden zwischen zwei Schichten in den Stores liegen, bisher waren es zehn – gesetzlich sind es in Deutschland elf Stunden. Mehr als fünf Tage am Stück muss keiner mehr im Store arbeiten und auch nicht öfter als drei Mal in der Woche nach acht Uhr abends, außer, man meldet sich freiwillig für die Spätschicht. Vollzeitbeschäftigte haben zudem alle sechs Monate Anspruch auf einen speziellen freien Wochenendtag.
Apples Retail-Chefin mag keine Gewerkschaften oder Betriebsräte
Ob Apple mit diesen Maßnahmen Gewerkschaften in den Stores verhindern kann, bleibt indes fraglich. Apples Retail-Chefin Deirdre O’Brien betonte in einem Video , das sie an Angestellte des Apple Stores schickte und das Bloomberg vorlag, dass zwar jede(r) das Recht habe, einer Gewerkschaft beizutreten, aber auch die Freiheit bestünde, das sein zu lassen. Apple würde offenbar zweiteres besser gefallen: “Wir haben eine Beziehung ( zu den Mitarbeitern, Anm. d. Red. ), die auf einer offenen, kooperativen und direkten Zusammenarbeit beruht, was sich meiner Meinung nach grundlegend ändern könnte, wenn eine Filiale von einer Gewerkschaft im Rahmen eines Tarifvertrags vertreten wird. Und ich mache mir Sorgen darüber, was es bedeuten würde, eine andere Organisation in die Mitte unserer Beziehung zu stellen. Eine Organisation, die kein tiefes Verständnis für Apple oder unser Geschäft hat, und vor allem eine, von der ich nicht glaube, dass sie unser Engagement für Sie teilt.”
In Deutschland hatte der erste Apple Store im Dezember 2008 in München auch ohne einen Betriebsrat begonnen, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi setzte im Jahr 2012 die Wahl eines solchen durch . Infolgedessen war es möglich, über einen Konzernbetriebsrat Vereinbarungen zum Arbeitsschutz auch in den anderen Filialen durchzusetzen. Mitarbeitende hatten sich über zu hohe Lärmpegel in den Stores beschwert und über vom Arbeitgeber angesetzte Überstunden. Akribische Taschenkontrollen sind weltweit ein Ärgernis für die Beschäftigten, immerhin wurde Apple dazu verurteilt, die Wartezeit am Ausgang als Arbeitszeit zu vergüten .