14. Oktober: Genormte Normalität
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Was ist schon normal? Gut, dass es keine normalen Menschen gibt sondern lauter Individuen, die sich voneinander unterscheiden, mal mehr, mal weniger. “Normal” kann man in dem Zusammenhang eher als durchschnittlich oder nicht zu weit vom Mittelwert abweichend bezeichnen, aber selbst an den entgegen gesetzten Enden der Gauß’schen Glockenkurve finden wir nichts anormales. “Genormt” wiederum bedeutet etwas ganz anderes, das wollen wir in der Gesellschaft nun wirklich nicht haben, eine wie der andere, im Gleichschritt, Marsch.
In der Technik hingegen sind Normen ein Segen. Wenn der Stecker des Herstellers A nicht zur Buchse von B passt oder gerade so, dann aber Daten nicht in der erwarteten Geschwindigkeit oder Energie nur mit sehr wenig Leistung überträgt, würde uns das überhaupt nicht freuen. Immerhin steht dem die Internationale Standardisierungsorganisation ISO entgegen: Normierungen und Standards sind die Basis der technologisierten Wissensgesellschaft.
Begonnen hat die ISO heute vor 75 Jahren in London, wo sich Delegierte aus 25 Ländern zu einer zweiwöchigen Konferenz trafen, um eine Internationale Organisation für Normung zu schaffen, eben die ISO. Seit dem Jahr 1970 ist der 14. Oktober der Weltnormentag oder World Standards Day.
Apple hat bekanntlich immer wieder mal eigene Standards gesetzt, an die sich Dritte halten müssen. Wir erinnern nur an den 30-poligen Dock-Connector des iPod, der später auch noch in iPhones und iPad auftauchte, ehe ihn die ebenso proprietäre Lightning-Schnittstelle ersetzte. Es vermag sich aber auch Apple an Standards und Normen halten, nicht nur an die eigenen. Lightning war ohnehin wohl nur eine Folge einer aus Sicht Cupertinos zu lange dauernder Standardisierung des neuen USB-C, also hat man eben aus den annähernd gleichen Zutaten seine eigene Suppe gekocht. An Lightning dürfte Apple ebenso stark hängen wie am Apple Desktop Bus (ADB) oder Firewire, das der Mac-Hersteller fast ebenso exklusiv einsetze, also so gut wie gar nicht. Wenn die EU ernst macht, wird es für Handys bald keine andere Buchse als USB-C geben dürfen. Apple wird dann eben USB-C in die iPhones bauen – oder gar keine Buchse mehr, induktiv kann man ja auch laden.
Was wiederum ein normaler Blutdruck ist, entzieht sich jeder Normierung. Hängt sehr vom Individuum ab, dauerhaft über 140 zu 95 mag ungesund sein, unter 100 zu 60 ist auch nicht vergnüglich. Man sollte den eigenen “Normdruck” aber einigermaßen kennen, unserer war am Dienstag Abend wieder höher als sonst, als wir von der geplanten Keynote nächsten Montag erfuhren. Da Apple außer der WWDC nie irgendwas an einem Montag zeigt, also fast nie, hatten wir ein paar Abendtermine auf die Montage gelegt, aber nun gut, planen wir eben um. Was für ein Stress, bloß wegen ein paar neuer Macbooks!
Im Bereich der “Normalwerte” dürfte der Blutdruck von Apple-CEO Steve Jobs am Vormittag (Ortszeit Cupertino) des 14. Oktober 2008 gelegen haben, 110 zu 70 hatte auf der Keynote-Folie gestanden, die eine ungewöhnliche Fragerunde im Anschluss an die Vorstellung neuer Macbooks einleitete und weitere Fragen zum Gesundheitszustand Jobs’ untersagte. Denn es war dem Apple-Chef anzusehen, dass mit seiner Gesundheit etwas nicht stimmte. Ein Vierteljahr später musste er sich auch in eine medizinische Auszeit begeben, eine Stoffwechselstörung habe ihn abmagern lassen. So kann man die Rückkehr des Krebs, der eine Lebertransplantation erforderlich machte, natürlich auch umschreiben.
Normal ist seit jenem Oktobertag aber das, was Apple mit seinen Macbooks macht: Das so genannte Unibody-Design hatte Premiere, mit einem Macbook Pro (mit Firewire) und einem Macbook (ohne Firewire), das Gehäuse (ohne Deckel) ist dabei aus einem Aluminiumblock gefräst, was eine bedeutende Materialersparnis mit sich bringt. Längst verwendet Apple zudem Aluminium aus Recycling, was aber nicht nur die Umwelt schont, sondern Apple wesentlich günstiger kommt als “frisches” Material. auf dem Weg zur Kohlenstoffneutralität sind aber noch ein paar Hürden in der Lieferkette zu überwinden. Immerhin gibt es nun bereits Aluminium, das bei der Produktion ganz ohne Kohlenstoff auskommt, nicht nur bei der Energieerzeugung, sondern auch bei der Opferanode. Normal ist das nicht.
Lesetipps für den Donnerstag:
Fluch und Segen: Wie sagte Tim Cook letztens im Interview mit Bustle über die Gefahren für die geistige Gesundheit, die von Technologie ausgeht: “Wir möchten, dass die Menschen mit ihren Geräten etwas tun, wie die Fotoausstellung, die wir beide genossen haben, oder sich mit Familie und Freunden über FaceTime verbinden. Nicht endloses, sinnloses Scrollen.” Nach Ansicht des Macworld-Kolumnisten Dan Moren “stehen wir mit der Technologie am Rande eines Abgrunds: In den letzten Jahrzehnten hat sie uns immer mehr Möglichkeiten eröffnet, die Welt vernetzt und große Veränderungen ermöglicht. Aber sie hat auch einige der schlimmsten Triebe und Verhaltensweisen der Menschheit ans Licht gebracht.” Genau das könnte Apples Problem bei seinen nächsten Schritten der technologischen Entwicklung sein. Bisher haben wir Geräte und Services genutzt, allmählich leben wir mit ihnen in einer technologischen Welt. Wie wird Apples künftige Denke diesbezüglich sein? Mit der Apple Watch gibt es bereits ein sehr persönliches Gerät, das nicht mit “endlosem Scrollen” ablenkt. Wenn aber etwa AR/VR-Produkte von Apple so eingeschränkt werden, dass sie in einer Nische verkümmern, wäre der Sache auch nicht gedient.
Verlängert: Vor einem Jahr hatte Apple bereits ein Reparaturprogramm für Airpods Pro mit Soundproblemen aufgelegt und dies nun um ein weiteres Jahr verlängert. “Ein kleiner Prozentsatz” der Airpods Pro würden durch “knisternde oder statische Geräusche, die in lauter Umgebung, bei Bewegung oder beim Telefonieren zunehmen”, negativ auffallen. Auch die aktive Geräuschunterdrückung könnte betroffen sein, heißt es. Dabei würde der Bass schwächer und die Außengeräusche nähmen zu. Alle Airpdos Pro, die vor Oktober 2020 gefertigt wurde, qualifizieren sich für das Programm, wenn sie diese Fehler zeigen. Hilfe bekommt man im nächsten Apple Store oder beim autorisierten Fachhändler.
Zielgerade : Apple hat gestern die zehnte Developer Preview von macOS 12 Monterey veröffentlicht, die Public Beta sollte heute folgen. Von Neuerungen gegenüber vorhergehenden Betas ist bisher nichts bekannt. Kommenden Montag wird Apple voraussichtlich neue Macs vorstellen, die mit Monterey zur Auslieferung kommen sollten, daher ist wahrscheinlich, dass gegen Ende der kommenden Woche macOS 12 Monterey in finaler Version vorliegen sollte. Gleichzeitig haben Entwickler die vierte Beta von iOS 15.1 zur Verfügung gestellt bekommen, hier wird die finale Fassung noch ein wenig länger auf sich warten lassen.
Erste Blicke: Unser Testgerät ist noch unterwegs, die erste Welle von Publikationen hat die Apple Watch Series 7 bereits erhalten und hat ihre Rezensionen veröffentlicht. Die Meinungen gehen nicht weit auseinander: Der größere Bildschirm sei zwar nett, aber gegenüber der Apple Watch Series 6 handelt es sich um nur marginale Änderungen bei Batterielaufzeit und Leistungsfähigkeit. Allenfalls das etwas schnellere Aufladen mit dem neuen “Puck” sei noch erwähnenswert.
Gefälscht: Der Twitter-User @RobertCFO will eine Sicherheitslücke in iOS bis hin zu Version 15.0.2 entdeckt haben, die via Bluetooth LE das Löschen von iPhones und iPads erlaube – Apple antwortet aber auf die Veröffentlichung, dass es sich hier um eine Falschaussage handele. Der angebliche Entwickler wolle mit Apples Sicherheitsteam kommuniziert haben, das ihm geantwortet habe, das Thema sei bekannt und man werde es mit iOS 15.1 beheben, das in der Woche ab 25. Oktober erscheinen werde. Apple dementiert die Existenz eines solchen Vorgangs, niemals würde man auch konkrete Daten zur geplanten Veröffentlichung von Updates auf diese Weise kommunizieren.
Halb so wild: Bloombergs Debby Wu hatte diese Woche davon berichtet, Apple würde die Produktion von iPhones im vierten Kalenderquartal 2021 um zehn Millionen Stück reduzieren – die Chipkrise. Wall-Street-Analysten sind laut der Nachrichtenagentur Reuters darob nicht in Sorge geraten. Apple würde nach wie vor gut durch die Lieferengpässe für Halbleiter kommen, der eigenen Marktmacht und der hohen Kundenloyalität zur Folge. Analysten rechnen weiter im Durchschnitt mit 45 Millionen verkauften iPhones im Septemberquartal und 79,3 Millionen Stück im Weihnachtsgeschäft. Das schlimmste, was Apple passieren könne, sei eine Verschiebung des Umsatzes: Wenn die Lieferzeiten zu lange werden, kaufen die Kunden eben etwas später, aber wechseln nicht die Marke, meint etwa die Investmentbank Morgan Stanley.
Weitere Nachrichten:
Gerücht: Apple will eigene Handheld-Konsole entwickeln
Nintendo freut sich aktuell über 90 Millionen verkaufte Exemplare seiner Handheld-Konsole Switch. Derweil steht Valve mit seiner Steam Deck getauften Mobil-Konsole in den Startlöchern. Laut iDrop News soll auch Apple an einer Premium-Hybrid-Konsole arbeiten. Wie diese genau aussehen soll, bleibt unklar. Mit der Apple Arcade hat Apple auch schon ein monatliches Abo für 5 Euro im Angebot, in dem zahlreiche Spiele ohne nervige Werbung enthalten sind. Diese lassen sich bereits auf dem iPhone, iPad, Apple TV oder am Mac nutzen. Gut möglich, dass eine Handheld-Konsole auf Basis der leistungsstarken iPhone-Hardware bei der Kundschaft ebenfalls gut ankommen würde. In der Hybrid-Konsole soll sich ein Apple-eigener Prozessor befinden, der sogar die Leistung von Microsofts und Sonys aktuellen Konsolen übertreffen soll. Ob eine Mobilkonsole jedoch tatsächlich mehr Performance bieten kann als eine Playstation 5 oder Xbox Series X darf bezweifelt werden. Mit dem M1-SoC hat Apple aber bereits eine Kombination aus CPU und GPU im Angebot, die in einigen Bereichen sogar starke AMD- oder Intel-Chips in den Schatten stellen kann.
Angeblich soll Apple darüber hinaus auch an eigenen Triple-A-Spielen arbeiten, die qualitativ auf einem ähnlichen Niveau wie Nintendos „Zelda: Breath of the Wild“ oder „Super Mario Odyssey“ rangieren sollen. Diese würden der neuen Hardware sicherlich gut zu Gesicht stehen. Bliebe noch die Frage nach dem Preis eines solchen Systems: Laut iDrop News würde Apple einen Verkaufspreis zwischen 449 und 549 US-Dollar anpeilen. Für eine solche Plattform von Apple würde sprechen, dass der iPhone-Hersteller immer stärker auf den Gaming-Markt vordringen möchte. Entsprechend könnte eine eigene Spielkonsole tatsächlich eine logische Folge dieser Entwicklung sein.
Video: So kommen Mars-Proben zur Erde ohne gefährliche Keime
Die NASA hat weitere Details zu dem atemberaubenden Vorhaben veröffentlicht , wie Proben vom Mars zur Erde zurückgebracht werden sollen. Zur Erinnerung: Die NASA will in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA zahlreiche Gesteins-, Boden- und Luftproben, die der Mars-Rover Perseverance auf der Marsoberfläche einsammelt oder mit seinem Bohrer aus Gesteinsbrocken herausbohrt und in kleinen zylinderförmigen Gefäßen aus Titan luftdicht verschließt, zur Erde zurückbringen lassen. Den Ablauf, der als Mars Sample Return bezeichnet wird, stellen wir in dieser Meldung ausführlich vor: S o will die NASA Bodenproben vom Mars zur Erde bringen.
Die ersten erfolgreichen Bohrungen hat Perseverance bereits hinter sich ( nachdem der erste Bohrversuch erfolglos verlaufen war ). Der Mars-Rover fährt also bereits die ersten versiegelten Proben mit sich herum. Dieses Proben-Einsammeln wird noch lange dauern, denn erst 2028 soll die Überführung der eingesammelten Proben in seine entscheidende Phase eintreten, wenn neben Perseverance ein weiteres NASA-Raumschiff landet und seinerseits einen Rover auf dem Mars absetzt.
Dieser zweite Rover soll dann zu Perseverance fahren und diesem die Proben abnehmen beziehungsweise die Proben, die Perseverance auf dem Marsboden abgelegt hat, einsammeln und diese in einer kleinen Rakete, die zusammen mit dem zweiten Rover (den die ESA baut) gekommen ist, verstauen. Diese Rakete soll dann autonom mit den Proben starten und zu einem um den Mars kreisenden Raumschiff/Orbiter (den ebenfalls die ESA baut) fliegen. Die kleine Rakete schickt die eingesammelten Proben dann in einem Transportbehälter zu der Rakete, die diesen sicher verstaut und den gesamten Transportbehälter seinerseits versiegelt. Zusammen mit den Proben fliegt das Raumschiff dann zurück zur Erde, die sie 2031 erreichen soll. Diese Video zeigt eine Simulation dieses atemberaubenden Manövers:
Während des gesamten Transports ist es wichtig, dass die Marsproben nicht kontaminiert werden.
Zwar kann Perseverance bereits vor Ort die Proben etwas analysieren. Doch auf der Erde stehen für die Untersuchung der Staub-, Gesteins- und Luftproben viel mehr Möglichkeiten und leistungsfähigere Geräte zur Verfügung. Zudem lassen sich hier auf der Erde in modernen Labors die Proben viel schneller untersuchen.
Das Hauptziel der Untersuchungen ist die Beantwortung der Frage: Gab es einmal Leben auf dem Mars? Falls ja: in welcher Form? Denn Hinweise auf Wasser haben die Forscher bereits reichlich gefunden. Wo Wasser ist, da ist auch Leben.
Zwar ist es sehr unwahrscheinlich, dass mit den Proben auch noch lebende Keime zur Erde gelangen. Doch ausschließen kann man das nicht. Deshalb müssen die Wissenschaftler Vorsorge treffen, damit die Erde nicht mit Keimen vom Mars verseucht wird. So versiegelt Perseverance alle Proben luftdicht, damit nichts austreten kann. Der Transportbehälter innerhalb des Orbiters wird ebenfalls versiegelt und die Versiegelung wird sterilisiert. Bei der Versiegelung des Transportbehälters experimentiert die NASA derzeit mit einem Hartlötverfahren. Dabei dürfen die Proben aber nicht zu sehr erhitzt werden, damit deren Inhalt nicht beschädigt oder verfälscht wird.