22. Oktober: 20 Jahre
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Es ist auch schon wieder zehn Jahre her, dass das Bayerische Fernsehen in den Redaktionsräumen der Macwelt eine Expertenmeinung – oder eher eine Expertenerinnerung – einholte: Wie war das damals, zehn Jahr davor, als uns plötzlich scheinbar weiße Kabel aus den Ohren wuchsen?
Der iPod, den Apple am 23. Oktober 2001 der Öffentlichkeit präsentierte, hatte zwar enorme Auswirkungen auf Kultur und Technik des Musikhörens, aber so schnell wie es im Rückblick der nunmehr letzten 20 Jahre aussieht, ging es dann doch nicht. Der iPod kam nicht nur zu einer Zeit gedämpften Konsumverhaltens – sechs Wochen nach den traumatischen Erlebnissen von 9/11 – er war anfangs auch noch ein Nischenprodukt zum Premiumpreis. Wir weigerten uns beispielsweise vehement, noch vor Weihnachten 1000 Mark für ein Musikabspielgerät auszugeben und kauften dafür lieber nach Silvester für 500 Euro ein …
Aber Spaß beiseite: Der iPod stieß wie Jahre später das iPhone auf Unverständnis und die nicht einmal so fern liegende Nachfrage, wer denn das Gerät kaufen sollte. Alle Welt – also zumindest die Mac-Welt – rechnete seinerzeit mit einer Neuauflage des Newton. War das skalierbare neue Betriebssystem Mac-OS X nicht geradezu prädestiniert, den Taschencomputer neu zu erfinden? Das sollte dann ja noch kommen – 2001 war Apple noch nicht soweit, hatte aber anders als alle anderen eine Idee, wie man denn die von Toshiba entwickelte 1,8-Zoll-Festplatte mit ihrer Kapazität von 5 GB nutzen könnte.
Der Rest der Welt außerhalb des Apple-Universums nahm den iPod im Herbst vor 20 Jahren eher amüsiert zur Kenntnis. Fünf Gigabyte Speicher? Schön und gut – aber warum braucht man dann einen Mac, um das Gerät zu befüllen? Und überhaupt: Der Preis.
Schon ein Jahr später sollte sich das aber ändern, der zweite iPod brachte nicht nur gleich 10 GB Speicher, sondern optional auch USB 2. Dazu gab es iTunes für Windows, laut Steve Jobs “die beste Software, die je für Windows geschrieben wurde.” Wenn das stimmt, wollen wir alle anderen Programme nicht einmal ansatzweise ausprobieren. So richtig nahm der iPod dann aber erst ab 2004 Fahrt auf, als der iPod Mini zum deutlich reduzierten Preis und mit einer großen Farbauswahl die Herzen und Ohren der Musikfreunde erwärmte. Die Festplatte darin war mittlerweile auf 1 Zoll geschrumpft und sollte schon anderthalb Jahre später von Flash-Speicher verdrängt werden, als der iPad Nano den Mini ablöste.
Die weißen Kopfhörerkabel, das besondere Distinktionsmerkmal des iPods von Anfang an, waren endgültig zum Alltagsgegenstand geworden und zeigten auf gewisse Weise, dass die Träger sich überteuerte und überflüssige Luxusgüter leisten und sich ein Raub womöglich lohnen könnte – in den Anfangszeiten des iPod trugen dessen Besitzer in manchen Gegenden lieber unauffälligere Hörer.
Nun wachsen uns keine Kabel mehr aus den Ohren, dafür scheinen aber immer mehr Leute morgens nach dem Zähneputzen die Bürstenköpfe von ihren Elektrobürsten ab- und ihre Ohren rein zu stecken – aber der Schein trügt. Auch die Airpods hatten vor fünf Jahren reichlich Spott abbekommen, da sie aber von Anfang an für jedweden Musikplayer mit Bluetooth geeignet sind, ist zumindest Apples Konkurrenz das Lachen im Halse stecken geblieben. Nur für den originalen iPod, von dem sicher irgendwo da draußen noch vereinzelte Exemplare ihren Dienst verrichten dürften, sind die Must-Have-InEars nicht geeignet, so ganz ohne Kabel.
Erneut hat Apple mit den Airpods einen Nerv getroffen. Es gibt zwar auch jede Menge anderer tauglicher True-Wireless-Lösungen, bei denen der Ohrhörer zu einem Knopf im Ohr schrumpft, aber das Design mit Stiel hat eben Stil (sorry für den Kalauer zu solch früher Stunde). Von plumpen Nachahmungen, die den Straftatbestand des Betrugs erfüllen bis hin zu “sklavischen Kopien” wie Steve Jobs es nennen würde zu sehr gut tauglichen Lösungen, die ebenso einen Premiumpreis tragen: Nicht die Augen der Mitmenschen haben Stiele bekommen, sondern die Ohren. Jetzt reicht es aber mit den Flachwitzen.
Werden wir lieber wieder ein bisschen ernster, denn der iPod ist kurz vor seinem 20sten Geburtstag von uns gegangen. Nach der letzten Keynote am Montag und der damit verbundenen Überarbeitung des Apple Online Store ist auch der letzte seiner Art aus der Navigation von apple.com verschwunden. Den zuletzt 2019 mit A10 aktualisierten iPod Touch findet man zwar noch, wenn man ihn sucht, aber Apple hat ihn gut versteckt. Damit ist vermutlich auch die Frage beantwortet, was denn mit dem iPod Touch passieren wird. Die Antwort lautet: Apple lässt ihn langsam aussterben, weil es keine vernünftige Antwort mehr auf die Frage gibt, wer denn den iPod Touch kaufen soll, eine Art iPhone SE der ersten Generation, mit dem man nicht telefonieren kann.
Das Prinzip iPod lebt aber weiter, seitdem das iPhone als “drei Geräte in einem” im Jahr 2007 Premiere feierte, als “Telefon, iPod mit Breitbildtouchscreen und bahnbrechendes Internetgerät”. In der Zwischenzeit sind noch ein paar Geräte mehr hinzugekommen, wie ein Navigationsgerät, eine Kamera und ein Gesundheitsmonitor, dafür aber heißt die für Musik zuständige App schon lange nicht mehr “iPod” wie in den Jahren seit 2007, sondern “Musik”.
Der iPod und das was ihm wurde, zeigt aber sehr gut, dass für Firmen der IT-Branche gilt, dass Tradition nicht das Bewahren der Asche bedeutet, sondern das Weitergeben des Feuers. Und das iPhone ist mehr denn je “on fire” und wird seinerseits den zwanzigsten in ein paar Jahren nicht in der Nische respektive Gruft verbringen, in der der iPod heute steckt. Im Jahr 2027 wird das iPhone aber vermutlich schon neidisch auf das blicken, was es bald ablösen, respektive überflüssig machen wird. Das hat bei Apple gute Tradition.
Lesetipps für den Freitag
Watt in die Ohren? : Nicht jeder hat damit gerechnet, dass Apple die Airpods der zweiten Generation im Angebot behält und sie nicht ersatzlos streicht. Auf den zweiten Blick ist das aber sinnvoll: Die Airpods 2 werden günstiger, die Airpods 3 setzen sich auf ihren einstigen Preispunkt und die Airpods Pro haben mit ANC und Silikonpassformen noch ein Alleinstellungsmerkmal. Jason Cross erklärt die Unterschiede im Detail.
Unvergleichlich: Googles Smartphones kann man schon lange nicht mehr mit dem iPhone verwechseln, besonders, seitdem die Pixel jener auffällige Balken auf der Rückseite ziert. Mit dem Pixel 6, das Google diese Woche vorgestellt hat, folgt der Konzern aber Apples Beispiel und baut einen Chip nach eigenem Design ein, Tensor genannt, der das Pixel 6 um 80 Prozent schneller machen soll als den Vorgänger. Wie Apple verspricht Google hier Fortschritte bei der KI auf dem Gerät, etwa der Computational Photography und mehr Energieeffizienz. Michael Simon hat alle Details und zieht den Vergleich.
Charts: Die Analysten von Nielsen nehmen nun auch Inhalte von Apple TV+ in ihre Listen auf. In der Woche nach den Emmy konnte sich “Ted Lasso”, das den Fernsehpreis als beste Comedy-Serie bekam, auf dem fünften Platz einordnen, mit akkumulierten 509 Millionen Minuten, die Zuseher mit der Show verbracht hatten. Netflix dominiert die Cahrts, einsam an der Spitze thront “Squid Game” mit 1,9 Milliarden Minuten. Apple nennt wie auch andere Streaminganbieter selbst keine Daten, erwähnte nur, das “Ted Lasso” von der ersten zur zweiten Staffel seine Zuschauerzahlen versechsfacht hat.
Budget: Zu gerne würde man aber wissen, wie all die anderen Serien von Apple TV+ beim Publikum ankommen. Für Apple offensichtlich zufriedenstellend genug, von den bisher gelaufenen Serien ohne klaren Abschluss (“Defending Jacob”) hat bisher nur “Her Voice” keine weitere Staffeln bekommen. Indes werden die Projekte immer ambitionierter, “The Morning Show” nähert sich in seiner zweiten Staffel unaufhaltsam dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem beginnenden Präsidentschaftswahlkampf mit all ihren Verwerfungen, “Foundation” will etwas frei nach Isaac Asimov vom Fall eines galaktischen Imperiums und dem Wiederaufstig aus Ruinen in bis zu acht Staffeln erzählen und nun startet die nächste Science-Fiction-Serie nach große Vorbild. “Invasion” lehnt sich an H.G. Wells “Krieg der Welten” an und ist ab heute mit den ersten drei Folgen im Stream zu sehen, sieben weitere sollen wöchentlich folgen. Die Episoden spielen auf fünf Kontinten, der Cast ist recht prominent besetzt, etwa mit Sam Neill (“Jurassic Park”) als Sheriff, der erst Spuren der Außerirdischen entdeckt. 200 Millionen US-Dollar soll Apple für die Produktion der Serie ausgegeben haben.
Science ohne Fiction: Von einer interessanten astronomischen Erkenntnis berichtet heise.de. Demnach hätte eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen in dem 95 Lichtjahre von der Erde entfernten System HD 172555 Überreste einer Kollision zweiter Planeten gefunden, bei denen mindestens einer wesentliche Teile seiner Atmosphäre verloren habe. Die kosmische Katastrophe dürfte vor rund 200.000 Jahren passiert sein, in astronomischen Maßstäben also erst vor sehr kurzer Zeit, weswegen das beim Zusammenprall in das All entwichene Kohlenstoffmonoxid noch nachweisbar war. Ein ähnlicher Zusammenprall der Proto-Erde mit einem vermutlich Mars großen Himmelskörper hat vor etwa vier Milliarden Jahren das System Erde-Mond geformt. Erst die stabilisierende Wirkung des Mondes machte die Erdrotation und die Bahn des Systems um die Sonne so stabil, dass sich über Milliarden von Jahren langsam Leben entwickeln konnte, das sogar in der Lage ist, Planeten weit außerhalb des eigenen Systems zu untersuchen, ohne dort hingelangen zu können. Oder von Hyperraumsprüngen und galaktischen Imperien zu träumen.
Nächste Runde: Nach Ansicht des Leakers dylandkt wird Apple im kommenden Jahr das Macbook Air gründlich renovieren. Die seit 2008 bekannte Keilform werde Apple aufgeben und das Macbook Air im Design wieder mehr den Macbooks Pro ähneln lassen. Weitere Features von den gerade erst vorgestellten Profigeräten werde man übernehmen, die 1080p-Kamera sei sicher, Mini-LED wahrscheinlich. Über ein Kameragehäuse aka “Notch” konnte der Leaker nichts sagen, auch nicht über die Spezifikationen des Apple Silicon der nächsten Generation, des SoC M2. Von Farben, die denen des iMac M1 ähneln sollen, ist auch nicht mehr die Rede.
Weitere Nachrichten:
Boring Company: Tunnelsystem in Las Vegas genehmigt
In dieser Woche hat eine Kommission des Clark County im US-Bundesstaat Nevada Pläne für den Bau eines Tunnelsystems unter der Stadt Las Vegas genehmigt . Das sogenannte Vegas-Loop-System soll von Elon Musks Transportunternehmen The Boring Company gegraben werden. Der 50-jährige Konzessionsvertrag, dem nun stattgegeben wurde, markiert den Beginn des Genehmigungsverfahrens, welches wiederum zum Baubeginn des Tunnelsystems führen soll.
Elon Musk und sein Unternehmen wollen unter Las Vegas ein aus Tunneln bestehendes, 24 Kilometer langes Doppelschleifensystem bauen. Im Resort Corridor sollen dann unterschiedliche Haltestellen für die wichtigsten Hotels in Las Vegas angelegt werden. Hier steigen Fahrgäste unterirdisch zu und aus und werden im Tunnelsystem von privaten Tesla-Fahrzeugen zum Allegiant Stadium und zur University of Nevada transportiert.
Die aktuelle Genehmigung bezieht sich nur auf die Ausrichtung der vorgeschlagenen Strecke. Für jeden der geplanten 51 Haltepunkte muss The Boring Company eine separate Genehmigung zur Flächennutzung erwirken. Zum Bau der Tunnel ist außerdem noch eine Konzessionsvereinbarung mit Las Vegas notwendig.
The Boring Company will die Strecke in einzelnen Phasen bauen. Ist ein Haltepunkt fertig gestellt, soll er sofort in Betrieb genommen werden. Bereits sechs Monate nach Baubeginn sollen so fünf bis zehn Stationen unterirdisch erreichbar sein. Im Anschluss sollen jährlich 15 bis 20 neue Stationen hinzu kommen. Nach der kompletten Fertigstellung soll das Vegas-Loop-System dann rund 57.000 Fahrgäste pro Stunde befördern können.
Corona-Warn-App 2.12: Schnellerer Zugriff auf Scanner & mehr Statistiken
Universeller QR-Code-Scanner an einer zentralen Stelle
Die Corona-Warn-App liegt in der Version 2.12 vor. Mit der neuen Version wurde der universelle QR-Code-Scanner für Tests, Zertifikate und Check-ins in die Registerkarte der Corona-Warn-App integriert. Damit gibt es nun eine zentrale Stelle zum Scannen von QR-Codes in der App. Daneben steht der QR-Code-Scanner aber auch weiterhin an den bekannten Punkten in der Corona-Warn-App zur Verfügung, wie die Macher betonen.
Das Projektteam hat zudem die Symbole auf der Registerkarte angepasst. In der Mitte befindet sich nun der bereits erwähnte universelle QR-Code-Scanner, zum Startbildschirm gelangen Nutzer über „Status“.
Mehr Statistiken
Außerdem sind in den Statistiken der App nun auch die 7-Tage-Inzidenz der Hospitalisierung (also die Zahl der Menschen, die wegen einer COVID-19-Diagnose in eine Klinik kommen. Die Zahl bildet die übermittelten Fälle über eine Woche pro 100.000 Einwohner ab) und die Zahl der COVID-19-Erkrankten auf Intensivstationen (welchen Anteil COVID-Patienten bei der Belegung der Intensivbetten in Deutschland ausmachen) verfügbar.
Mitteilungseinstellungen vereinheitlicht
Nutzer können Einstellungen zu Benachrichtigungen der Corona-Warn-App nun in den Geräteeinstellungen ihres Smartphones definieren. Dort können sie Benachrichtigungen ein- oder ausschalten und auch Benachrichtigungstypen festlegen. Zuvor konnten Nutzer die Benachrichtigungen in der Corona-Warn-App nur entweder zulassen oder nicht erlauben.
iPhone-Nutzer ziehen nach
iOS-Nutzer können nun ebenfalls QR-Codes aus Bildern oder PDF-Dokumenten importieren. Nachdem sie den QR-Code-Scanner geöffnet haben, können sie unten links „Datei öffnen“ auswählen und darüber einen QR-Code aus ihrer Bild- oder Dateibibliothek importieren. Für Android-Nutzer steht diese Funktion bereits seit Version 2.11 zur Verfügung.
Die Corona-Warn-App 2.12 liegt für iOS und Android vor. Bei Android kann es sein, dass die tatsächliche Verfügbarkeit noch einige Stunden dauert.