27. Oktober: Ist das Kunst oder kann das weg?
Macwelt wünscht einen guten Morgen! Im Jahr 2016 hatte Apple noch eine späte Keynote am 27. Oktober angesetzt, nur zweimal hatte man die interessierte Öffentlichkeit noch später eingeladen, jeweils an einem 10. November in den Jahren 1997 und 2020. Aber wie der Kalender nun mal so fällt, der 27. Oktober war ein Mittwoch, in der jeweiligen Kalenderwoche lud Apple öfter ein.
Was Tim Cook und Kollegen aus der Apple-Führungsriege sowie einige Gäste an jenem Mittwoch zeigten, versprach nicht weniger als eine Revolution. Der Bildschirm des Macbook Pro würde nach unten, also in Richtung Tastatur hin verlängert, mit einem interaktiven und kontextsensitiven Streifen aus OLEDs, der Touchbar. Die bekam zusätzlich noch eine Touch-ID und wurde von einem Chip gesteuert, den Apple selbst entwickelte, dem T2, der beim Systemstart zudem einige Sicherheitsfunktionen übernahm.
Was Apple dabei unglücklicher Weise übertrieben hat: In der oberen Leiste verschwanden nicht nur alle Funktionstasten, sondern auch die Escape-Taste. Selbst wer der Touchbar eher wohlwollend oder allenfalls gleichgültig, aber nicht ablehnend begegnete, konnte darob nur den Kopf schütteln. Verzweifelt waren wir kurz davor, unseren beliebten Ratgeber zur Escape-Taste zu löschen, besannen uns dann doch eines Besseren: Das Macbook Air kam weiterhin mit feststehen Funktionstasten und der ESC links oben, es gab sogar noch ein Macbook Pro 13 Zoll ohne Touchbar zum Einstiegspreis.
Fünf Jahre später ist es genau umgekehrt: Das Einsteiger-Macbook-Pro hat als einziges noch die Touchbar, die neuen Macbook Pro sind zurück zu festen Funktionstasten gegangen – die fehlende ESC-Taste hatte Apple schon Ende 2019 auf das Macbook Pro 16” zurück gebracht. Das Macbook Air, das selten eine Mode mitmachen muss, bleibt stabil, hat nur die durchaus sinnvolle Touch-ID bekommen.
Eine andere Designentscheidung des damals in Cupertino noch allmächtigen Jony Ive hat Apple schon vorher zu korrigieren begonnen. Die Tastatur des Macbook Pro bekam den anderthalb Jahre zuvor eingeführten Schmetterlingsmechanismus des Macbook 12 Zoll, um das neue Profi-Notebook noch flacher zu bekommen. Nur hielt die Tastatur überhaupt nicht, was sie versprach, Vielschreiber klagten über hängende Tasten und vor allem ziemlichen Lärm. Jahr für Jahr besserte Apple nach, seit dem Macbook Pro 16” vom November 2019 ist der Scherenmechanismus mit seinem deutlich größeren Hub von 1 mm zurück.
Nicht mal Apple ist gefeit vor Irrtümern oder Misserfolgen bei der Zielgruppe. Nur kann man Designentscheidungen für die Software schneller revidieren, wie beim neuen Safari von macOS Monterey zu sehen ist. Bei Hardware dauert eben alles etwas länger. Wer sich also an der Notch der Macbooks Pro von 2021 stört, kann sich schon mal das Jahr 2026 in den Kalender schreiben …
Lesetipps für den Mittwoch:
Mehr Sicherheit: Apple hat gestern Abend die Updates auf iOS 14.8.1 und iPadOS 14.8.1 veröffentlicht, die es für jedes iPhone oder iPad empfiehlt, das noch nicht auf iOS 15 oder iPadOS 15 aktualisiert ist. Mit den Updates sind etliche Sicherheitspatches verbunden, Apple nennt die Details auf seiner Website. Darunter sind einige schwere Lücken, die teilweise bereits ausgenutzt wurden.
Ganz sauber : Mit macOS Monterey führt Apple auf dem Mac ein Feature ein, das bisher von iPhone und iPad bekannt war: “Einstellungen und Inhalte löschen”. Damit bereitet man den Mac recht einfach auf den Verkauf oder die Weitergabe in der Familie, dem Bekannten- oder Kollegenkreis vor, kann sich damit aber auch selbst einen Gefallen tun. Den so ist nun ein “Clean Install” des neuen Betriebssystems möglich, wie es bisher nur mit Hilfe eines externen Mediums gelang. Wer seinen Mac über Jahre hinweg immer nur aktualisiert und über bestehende Fehler ein neues System drüber bügelt, muss nicht erwarten, dass dies alle Fehler behebt, manche werden durch mitgeschleppte Dateien und Einstellungen aus früheren Zeiten sogar noch schlimmer. Nun besteht aber die Möglichkeit, den Mac einfach auf Werkseinstellungen zurückzusetzen und ein sauberes Monterey zu bekommen. Dafür muss man nur einmal auf herkömmliche Weise über die Systemeinstellungen aktualisieren.
Kaum Auswirkungen: Während Facebook auf seiner Bilanzpressekonferenz darüber klagte, Apples restriktive Maßnahmen zur Kontrolle von Ad-Trackern würden das Geschäft schädigen, verspürt Twitter nach eigenen Angaben keine Auswirkungen durch den Schutz der Privatsphäre. Im Septemberquartal war der Umsatz mit 1,284 Milliarden US-Dollar nur knapp unter den Erwartungen der Wall Street geblieben, aber um 37 Prozent höher als vor einem Jahr. Auch im vierten Quartal erwarte man nur einen bescheidenen Einfluss der Ad Tracking Transparency (ATT) auf den Umsatz.
Aufgeschraubt: Auf die notorischen Zerleger von iFixit warten wir noch, auf Reddit tauchen nun aber erste Bilder von Teardowns der neuen Macbooks Pro in 14 Zoll und 16 Zoll auf. Damit sind einige Erkenntnisse verbunden: Aufschrauben ist so leicht oder schwer wie bisher, Pentalobe-Schrauben und einige Klammern halten das Macbook zusammen. Die Batterie ist nicht fest verlötet oder streng verklebt, sondern von einem Adhessiv gehalten, was den Austausch erleichtert. Die Tastatur zu wechseln, erscheint dank des Unibody-Designs dagegen eher kompliziert zu sein. Die Lüfter sind größer als im Macbook Por M1 13 Zoll, aber kleiner als in den bisherigen Intel-Modellen – ein erwartbares Ergebnis. Der Leaker L0vetodream indes hält den Chip M1 Max für recht groß, aber dass der auch nicht mehr so kompakt daher kommt, wie der M1 konnte man ebenso vermuten.
Äpfel und Birnen: Das Macalope regt sich in seiner jüngsten Kolumne wieder tierisch auf, nicht zum ersten Mal über schräge Vergleiche. Der M1X sei gar nicht so schnell wie Apple behauptet, der Alder Lake von Intel viel besser, behauptet etwa Seeking Alpha. Und begeht dabei mehrere Fehler. So ist der M1 Max aktuell verfügbar, der Alder Lake ein Chip der Zukunft. Intel behauptet, der sei “doppelt so schnell”, nennt aber keine konkrete Referenz im Portfolio. Zum Vergleich herangezogen ist zudem das zweitniedrigste aller Geekbenchergebnisse, Seekung Alpha räumt immerhin ein, dass es sich um einen Desktop-Chip handelt, der aber auch in Laptops zum Einsatz kommen soll. Ja, Apple plant sicher auch keine Desktop-Version des M1 Max…. Mit einem Wort: Apple ist mal wieder kurz vor dem Niedergang.
Weitere Nachrichten:
Reddit expandiert nach Deutschland
Nach Australien und Kanada expandiert Reddit nun auch nach Deutschland. Wie das Unternehmen in dieser Woche bekannt gibt , hat Reddit ein Büro in Berlin eröffnet. Das dort ansässige Team beschäftigt sich mit der Community-Betreuung, Vertrieb und Vermarktung sowie der Produkt-Entwicklung. Bereits jetzt pflegt das Büro laut Reddit Kooperationen mit deutschsprachigen Moderatoren und Werbepartnerschaften mit Unternehmen wie Apple, Intel und Amazon.
„Unser Start in Deutschland ist der erste Schritt eines langfristigen Engagements auf dem Markt und der Expansion über englischsprachige Länder hinaus“ , erklärt Reddit-CEO Steve Huffman. „Wir freuen uns darauf, unsere lokale Belegschaft auszubauen, weitere deutsche Communities zu gründen und deutschen Werbetreibenden die Möglichkeit zu geben, mit unseren Nutzern in Kontakt zu treten.“
Reddit hat in Deutschland eigenen Angaben zufolge seine fünftgrößte Nutzerbasis weltweit. Der durchschnittliche deutsche Reddit-Nutzer verbringt täglich etwa 27 Minuten auf der Plattform. Monatlich steuern deutsche Nutzer etwa 151 Millionen Beiträge, Kommentare und Votings bei.
Orbital Reef: Jeff Bezos plant Raumstation bis 2030
Der US-Milliardär und Amazon-Gründer Jeff Bezos hat erst neulich seinen ersten Flug ins All angetreten. Mit seiner Weltraumfirma hat Bezos jedoch noch viel größere Pläne: In einer privaten Raumstation sollen betuchte Touristen Urlaub machen können. Das ambitionierte Projekt namens „Orbital Reef“ soll in einer Höhe von 500 Kilometern die Erde umkreisen und zwischen 2025 und 2030 fertiggestellt sein. Damit dreht „Orbital Reef“ 100 Kilometer höher seine Runden als die Internationale Raumstation ISS. Dafür wäre die Raumstation von Bezos mit 830 Kubikmetern jedoch etwas kleiner.
Mit der Station will Blue Origin die Schwerelosigkeit erforschen. Daneben sind auch touristische Flüge möglich, die jedoch teuer ausfallen dürften. Für den Bau kooperiert Blue Origin mit dem kommerziellen Raumfahrtunternehmen Sierra Space. Zudem sollen der US-Flugzeughersteller Boeing und die Arizona State University Wissen und Erfahrung beisteuern. In der Station werden bis zu zehn Personen gleichzeitig Platz finden. Durch die großen Fenster der Station lassen sich pro Tag 32 Sonnenauf- und -untergänge miterleben. Den Gästen soll es gleichzeitig an nichts fehlen, es stünden alle Dienstleistungen und Annehmlichkeiten bereit, die den Weltraumaufenthalt bequemer machen.
Noch hat Blue Origin mit „New Shepard“ jedoch nur eine Rakete, die in eine Höhe von knapp über 100 Kilometern vorstoßen kann. Daher will das Unternehmen mit „New Glenn“ eine weitere Rakete entwickeln, die neben Personen auch Fracht in die Erdumlaufbahn bringen kann. Für die geplante Mondlandemission der NASA hat es jedoch nicht gereicht. Hier hat sich die US-Regierung für den Konkurrenten SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk entschieden.