Unsensible machen sich manchmal über ältere Menschen lustig, die „mal wieder vergessen haben, ihre Pillen zu nehmen“. Spätestens beim dritten oder vierten Medikament mit differierenden Einnahmezeiten kann aber jeder die Übersicht verlieren. Es ist deshalb sicher sinnvoll, dass Apple in iOS 16 und watchOS 9 seine Health-App um eine neue Medikamenten-Funktion erweitert. Diese erinnert den Nutzer an die Einnahme und bietet einige interessante Zusatzfunktionen.

In iOS 16 ist die neue Funktion als eigenes Modul der Health-App zu finden – unter „Entdecken“ ruft man sie über „Medikamente“ auf. Die Aufnahme eines neuen Medikaments erinnert ein wenig an einen Task-Manager: Über „Medikament hinzufügen“ erstellt man einen neuen Eintrag und gibt Schritt-für-Schritt Name, Art und Stärke an.
Auch die Form und Farbe kann man ergänzen, was bei der Unterscheidung der Medikamente hilft. Wichtig ist aber vor allem die Eingabe der Einnahmezeit, nach Eingabe der Daten wird man von iPhone und Apple Watch per Erinnerungsfunktion an die Einnahme erinnert. Man muss die Einnahme übrigens eigens bestätigen. Dadurch wird die Einnahme protokolliert und man weiß dann zweifelsfrei, dass man das Medikament schon genommen hat. Ein Export der Medikamentenliste als PDF ist möglich, etwa für die Weitergabe an einen Arzt.
Ein großer Vorteil von Health: watchOS 9 wird unterstützt und Träger einer Apple Watch werden über ihre Smartwatch an die Einnahme erinnert. Apple hob dies bei der Vorstellung der Funktion besonders hervor, wertet die neue Funktion doch die Health-Funktionen der Apple Watch deutlich auf. Schade: Die Nutzung aber setzt watchOS 9 voraus – die Funktion kommt also nicht auf eine Apple Watch 3.
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Nur für US-Nutzer

Eine weitere Funktion steht bisher nur in den USA zur Verfügung: Statt den Produktnamen und weitere Daten einzugeben, kann ein US-Nutzer eine optionale Kamera-Funktion verwenden. Per iPhone-Kamera kann man dann seine Medikamente einscannen, das System erkennt das Medikament allein anhand der Packung und trägt den Namen ein.
Das funktioniert aktuell übrigens nur mit US-Medikamenten, offensichtlich greift Apple hier vorerst nur auf eine US-Datenbank zu. Über diese US-Datenbank prüft die App die Medikamente außerdem auf Wechselwirkungen. Nimmt man zwei Medikamente, die bekannte Wechselwirkungen haben oder gleiche Inhaltsstoffe, sollte man dann über die App darauf hingewiesen werden. Ob diese beiden Funktionen bald auch für deutsche Anwender verfügbar sein werden, ist bisher nicht bekannt.
Auf US-Patienten ist noch eine weitere neue Funktion von Health zugeschnitten. Über die Körpermesswerte kann man nämlich ein augenärztliches Rezept einlesen, in Deutschland „Brillenverordnung“ genannt. Bei einem US-Rezept werden die Daten automatisch übernommen, in anderen Regionen kann man das Rezept immerhin abfotografieren und in der Health-App speichern.
Alternativen für deutsche Anwender

Für die Medikamenteneinnahme gibt es für deutsche Anwender eigentlich bereits weit funktionsreichere Apps wie Mediteo, Vimedi und gesund.de. Alle bieten die einfache Verwaltung von Medikamenten und Einnahmeterminen. Im Unterschied zu Apples App sind die Apps auf deutsche Standards optimiert und greifen auf deutsche Datenbanken zu. Auch die Dateneingabe ist sehr einfach möglich. Erhält man von seinem Arzt einen Medikationsplan mit QR-Code, kann man die Daten inklusive Eingabeterminen per iPhone-Kamera direkt übernehmen.
Auch einzelne Medikamente können die Apps per Kamera einscannen. Apps wie Vimedi und gesund.de bieten außerdem eine integrierte Bestellmöglichkeit. Zusätzlich zur Verwaltung der Medikamente kann man über ausgewählte Apotheken Medikamente frühzeitig nachbestellen. Mediteo ist in einer kostenpflichtigen und kostenlosen Version zu haben, die anderen Apps sind kostenlos nutzbar. Unterstützung von watchOS fehlt bei den Apps allerdings bisher.