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Warum Apples Verzicht auf Stromadapter sinnvoll ist

21.09.2020 | 10:45 Uhr |

Apple legt nicht mehr in jede Schachtel USB-Netzteile, und das ist eine gute Sache.

Während Apples Event " Time Flies. " am 15. September machte Lisa Jackson, bei Apple als Vice President, Environment, Policy and Social Initiatives auch für Umweltfragen beauftragt, eine etwas kontroverse Ankündigung. Die Apple Watch wird nicht mehr mit einem USB-Netzteil in der Schachtel ausgeliefert. Es gibt Gerüchte, dass die diesjährige Version des iPhone 12 diesem Beispiel folgen wird.

Jackson kündigte die Änderung für die Apple Watch während des Programmteils über die Fortschritte des Unternehmens im Umweltbereich an und bezeichnete dies als eine großartige Möglichkeit, Elektronikschrott zu reduzieren. Wenn das die Position des Unternehmens ist, wäre es falsch, den USB-Netzadapter nicht aus der Schachtel des  iPhone 12 zu entfernen.

Und wissen Sie was? Apple hat recht. Es ist an der Zeit, damit aufzuhören, Netzteile in jede Box zu legen. Sicher, es kommt gewiss das Argument "Diese Produkte kosten wie viel? Und dann liegt nicht mal ein Stecke bei?" –  aber sobald man darüber nachdenkt, dass Apples diese Entscheidung nicht zugunsten einer höheren Marge getroffen hat, versteht man besser.

Sie brauchen einfach kein weiteres USB-Netzteil

Als sich die Nachricht verbreitete, dass Apple die diesjährigen iPhones ohne den USB-Netzadapter in der Verpackung ausliefern würde, lautete der häufigste Refrain etwa so: "Apple verlangt bereits zu viel für seine Smartphones und jetzt will es die Kosten noch weiter senken und uns alle dazu bringen, ein überteuertes Netzteil separat zu kaufen!"

Sie werden von mir kein Argument gegen Apples zu hohe Margen und scheinbar willkürliche Preise (besonders für bestimmte Mac-Konfigurationen!) hören, aber jede einzelne Person, die sich darüber beschwert, keinen USB-Netzadapter in der Schachtel zu bekommen, hat eine Schublade voll davon. Apples Preisentscheidungen sind ein ganz anderes Thema.

Sie haben Netzstecker im Laufe der Jahre mit einer Menge anderer Apple-Produkte erhalten, mit jedem anderen mobilen Gerät, das Sie jemals gekauft haben, mit Digitalkameras, drahtlosen Kopfhörern, Gamecontrollern von Drittanbietern, die Liste geht weiter und weiter. Sie haben die Möglichkeit, ein Ding mit einem USB-Anschluss in eine Steckdose zu stecken und dann das mitgelieferte USB-zu-Lightning-Kabel daran anzuschließen. Sie wissen, dass Sie das können.

Es ist einfach schlecht für die Umwelt

Apples Argument, uns dafür zu begeistern, dass wir keine USB-Stromversorgungsadapter mehr bekommen (wenn man das so nennen kann), war unkompliziert: "Manchmal kommt es nicht darauf an, was wir herstellen, sondern was wir nicht herstellen", erklärte Lisa Jackson. "Wir wissen, dass Kunden USB-Netzadapter angesammelt haben und dass die Herstellung von Millionen nicht benötigter Adapter Ressourcen verbraucht und zu unserem CO 2 -Fußabdruck beiträgt. Deshalb entfernen wir in diesem Jahr den USB-Netzadapter von der Apple Watch".

Sicher, sie lässt praktischerweise aus, dass Apple durch die reduzierten Kosten und die kompaktere Verpackung dieses Jahr zig Millionen Dollar sparen wird, oder hunderte Millionen, wenn das iPhone 12 nachzieht. Das sind kleine Fische für ein Unternehmen, das jedes Jahr fast 300 Milliarden Dollar Umsatz macht, aber sie hat nicht Unrecht.

Die Herstellung und der Versand dieser Dinge bereitet ein Müllproblem. Wenn man bedenkt, dass alle anderen Marken der Unterhaltungselektronik Netzteile versenden, die dann doch nun in einer Schublade vergammeln, kommt ein ziemlich beachtlicher Haufen zusammen. Apple tut das Richtige für die Umwelt. Punkt.

Apple muss den Preis für das USB-Netzteil senken

In Zukunft sollte Apple aber drei Änderungen an seinen Produkten vornehmen, um das richtige Gleichgewicht zwischen Kundenbetreuung und Umweltschutz zu finden.

Erstens sollte das Unternehmen bei all seinen Produkten mit kleineren Batterien, die sich langsamer aufladen, keine USB-Netzadapter mehr verwenden. Bei AirPods ist dies bereits der Fall (Sie erhalten ein USB-zu-Lightning-Kabel, aber keinen Netzadapter). iPads erhalten für eine Weile eine Gnadenfrist, aber innerhalb von ein paar Jahren sollte Apple davon ausgehen, dass die Kunden mindestens ein Ladegerät haben, das mehr als 5 Watt liefern kann, und auch keine Adapter mehr mitliefern. Macs sollten immer mit einem Netzteil geliefert werden, da sie eine viel höhere Ausgangsleistung benötigen, um sich gut aufzuladen. Wir haben keine Schubladen voller Laptop-Adapter.

Zweitens sollte Cupertino endlich konsequent auf USB-C setzen. Wenn schon nicht auf der Geräteseite (wo Lightning noch eine Weile existieren wird und Apple Watch einen proprietären induktiven Lade-Puck verwendet), dann zumindest auf der Netzteilseite. Das bedeutet neue Apple-Watch-Ladekabel mit USB-C an den Enden und USB-C-zu-Lightning-Kabel in Airpod-Boxen (Airpods Pro enthält bereits eines!). Smartphones sind derzeit ein Mix, wobei das iPhone SE und das iPhone 11 mit USB-A-Kabeln und Adaptern, das iPhone 11 Pro jedoch mit USB-C-Kabeln und Adaptern ausgestattet ist.

Da Apple die Netzadapter aus der Schachtel herausnimmt, sollte diese nur USB-C-auf-Lightning-Kabeln enthalten, sodass ein Adapter mit all unseren Apple-Geräten funktioniert.

Drittens muss das Unternehmen USB-C-Stromadapter erschwinglicher machen. Der aktuelle 18-W-USB-C-Netzadapter kostet 29 Euro. Sie können einen vergleichbaren Netzadapter eines Drittanbieters von einer angesehenen Marke für weniger als die Hälfte davon erhalten. Apples 18- oder 20-W-USB-C-Stromversorgungsadapter sollte 15 Euro kosten, und es sollte weiterhin den USB-A-Stromadapter je nach Bedarf anbieten, ihn aber auslaufen lassen, wenn das Unternehmen auf USB-C wechselt.  Netzteile sollten für Apple kein wirklicher Geldbringer sein, und was vielleicht noch wichtiger ist, sie sollten auch nicht den Anschein erwecken, einer zu sein.

Wir mögen es nicht, wenn Firmen wie Apple, die teure Premium-Produkte herstellen, an der falschen Stelle geizig wirkend keine USB-Netzteile mehr mitliefern. Aber es ist an der Zeit, unseren egoistischen Wunsch aufzugeben, immer mehr für weniger zu bekommen, auch wenn wir es nicht brauchen. Netzteile müssen nicht in einer Schublade liegen, wenn sie objektiv schlecht für den Planeten sind.

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