Einige kritische Passagen auf den Seiten Editorial , Szene und Publish der Macwelt 1/99 veranlaßten Apple Deutschland zu einem ausführlichen Leserbrief. Wir entsprechen der Bitte um Veröffentlichung gerne, da der Marketingleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Stefan Heimerl, einige interessante Aussagen darin macht. So bestätigt er unter anderem eine Teilnahme Apples an der Cebit im kommenden Jahr und Apples starke Fokussierung auf den "professionellen kreativen Anwender". Das Statement im Wortlaut:
Zum Kommentar in der Szene "1999 macht sich Apple auf Messen rar":
- Die Aussage, daß Apple nur noch auf Apple-zentrierten Messen
auftreten wird, ist falsch. Beispiel dafür sind Apple's Beteiligung an
internationalen Cross-Plattform-Messen wie der IPEX (Birmingham), der IBC
(Amsterdam), der OrBIT (Zuerich) und natürlich der CeBIT (Hannover) in
diesem Jahr. Auch in Zukunft wollen wir diese strategischen Messen
in unseren Kernmarktsegmenten beziehungsweise Märkten bedienen. Richtig ist, daß wir die Messen, auf denen wir auftreten, nach Möglichkeit in unseren
Kernmarktsegmenten in positiver Weise dominieren wollen.
- Konkret: Die Planungen für unser Engagement auf der CeBIT 99 laufen
bereits. Eine Beteiligung bei der Funkausstellung ist noch nicht
entschieden. In Bezug auf die Digimedia haben wir gegenüber den
Messeveranstaltern Bedenken bezüglich des Konzeptes angemeldet und sind in Diskussion.
- Es ist richtig, daß wir Siemens auf der MacWorld in Düsseldorf die
kalte Schulter gezeigt haben. Doch wenn Sie die Messe studiert haben,
dann wird Ihnen das minimale Besucherinteresse bei den NT-Kollegen nicht
entgangen sein. Desweiteren haben wir und das Publikum in den
zahlreichen Podiumsdiskussionen (zum Beispiel Digital Solution Center)
kompetente NT-Vertreter zum Thema Publishing vermißt. Ein
Microsoft-Offizieller hat sich zudem zu der Aussage hinreißen lassen,
daß "Windows NT in der Version 4.x noch nicht für den Publishing-Markt
vorbereitet sei." - Angst vor NT? Respekt vor den Erfolgen dieser
Plattform in anderen Marktsegmenten, ja. Im Publishing braucht der
Anwender jedoch funktionierende Komplettlösungen mit höchster
Produktivität und Zuverlässigkeit. Teure Experimente können sich nur
wenige leisten - viele, die es getan haben, wechseln von Windows NT
bekehrt zurück zu Mac OS (zum Beispiel der Axel Springer Verlag und andere).
- Es gibt keine Wagenburgmentalität bei Apple - dem direkten Vergleich
mit dem Mitbewerb auf Messen, Roadshows und anderem in Bezug auf Leistung, Produktivität und Anwenderfreundlichkeit stellen wir uns gerne.
Zum Kommentar auf der Publish-Startseite "Vernachlässigung Kerngeschäft":
- Die Behauptung, Mac-Anwender in der Druckvorstufe beschweren sich über
Apple's Marketing- und Produktpolitik, da sich alles nur noch um den
iMac drehe, widerspricht dem Feedback, daß wir aus dem Markt bekommen.
- Wir konzentrieren uns mit umfangreichen Marketingaktivitäten auf das
Segment des professionellen Design und Publishing. Im Oktober wurde zum Beispiel die Apple und Pantone Color Tour mit Lösungspartnern zum Thema
Farbmanagement durchgeführt - 2500 Fachbesucher bei 6 Veranstaltungen
zeugen von sehr guter Resonanz. Im November war das Highlight die
MacWorld in Düsseldorf, die durch Ihre 94 Prozent Fachbesucher nahezu
vollständig auf den professionellen Bereich ausgerichtet war. Dort
waren wir mit 400 Quadratmeter Hauptstand und umfangreichen Begleitveranstaltungen
vertreten, die auf das Fachpublikum ausgerichtet waren. Der iMac wurde
separat präsentiert, um unsere Fokussierung eindeutig zum Ausdruck zu
bringen. Wir gründen mit ausgewählten Fachhandelspartnern im Markt
sogenannte Apple CompetenceCenter für einzelne Publishing-Themen, um unseren Firmenkunden noch bessere Lösungskompetenz bieten zu können. Und vieles mehr.
- Trotz umfangreicher Personalkürzungen in den Jahren '95 und '96 haben
wir zu keinem Zeitpunkt die Abteilung aufgelöst, die sich um das
Kernmarktsegment Publishing und die dazugehörigen Kunden kümmert.
- Apple fokussiert mit seinen Aktivitäten auf die professionellen,
kreativen Anwender. Die Adressierung der Privatanwender über den iMac
interpretieren wir als zusätzliches Geschäftsfeld, jedoch nicht als
Ersatz für unsere Kernklientel.
Zum "Editorial":
- Steve Jobs als "Visionär von gestern" zu bezeichnen zeugt von tiefer
Verbitterung - warum eigentlich? Sogar seine ärgsten Widersacher, wie
zum Beispiel Andy Grove von Intel, gestehen ihm visionäre Züge in der
Gegenwart und für die Zukunft zu - ob es nun mit Pixar oder Apple ist.
- Es ist richtig, daß Apple in Allianzen, Partnerschaften und
Technologieabkommen eingebunden ist. Ebenfalls richtig ist, daß Apple
über seine hohen Investitionen in Forschung & Entwicklung bei
PC-Systemen innovativer als jedes andere Unternehmen ist. In einer
globalisierten Wirtschaft sind isolierte Einzelkämpfer auch zum
Scheitern verurteilt - unsere Philosophie lautet, daß wir uns bei
Industriestandards integrieren wollen, in der Gesamtleistung jedoch
herausragen wollen. Und wo möglich setzen wir selbst die neuen
Industriestandards (zum Beispiel QuickTime).
- Im Antitrust-Verfahren gegen Microsoft wurden Apple-Manager vom
Department of Justice in den Zeugenstand gerufen und haben
wahrheitsgemäß ausgesagt. Unser Verhältnis zu Microsoft ist gut -
international wie auch lokal. Die bisherigen Auseinandersetzungen wurden
letzten Sommer zwischen Steve Jobs und Bill Gates beigelegt.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Heimerl
Marketingleitung DACH
Apple Computer GmbH