Dass Apple keinen Spaß versteht, wenn Logos von anderen Unternehmen Ähnlichkeiten mit dem berühmten angebissenen Apfel aufweisen, ist hinreichend bekannt. Im juristischen Kampf gegen den Dienst Prepear hat Apple möglicherweise über das Ziel hinausgeschossen. Der Stein des Anstoßes: Ein Logo in Form einer Birne.

Der Dienst Prepear ist auf den ersten Blick ganz harmlos: Mithilfe der App, die sowohl im App Store als auch im Google Play Store kostenlos verfügbar ist, lassen sich aus Rezepten Kochbücher erstellen und Einkaufslisten anlegen. Eine nette Hilfe für Hobbyköche. Doch wenn es nach Apple geht, wird Prepear Änderungen vornehmen müssen. Denn das Logo, so Apple, orientiere sich zu stark an Apples eigenem Logo und sei somit rechtswidrig. Das ist nicht nur für die Verantwortlichen von Prepear nicht nachvollziehbar, auch in der Öffentlichkeit regt sich Widerstand.
Vor zwei Wochen berichteten wir erstmals über den Rechtsstreit. Immer wieder kommt es vor, dass Apple Unternehmen wegen ihres Logos juristisch angreift. In manchen Fällen ist dieses Vorgehen durchaus nachvollziehbar, nämlich wenn sich die Logos derart ähnlich sind, dass tatsächlich eine Verwechslungsgefahr besteht. Manchmal jedoch erscheint das Vorgehen Apples überzogen, so auch in diesem Fall. Denn das Logo von Prepear hat mit Apples vor allem eines gemeinsam: Es handelt sich um Obst.
Dennoch geht Apple mit harten Mitteln gegen Prepear vor und setzt das kleine Team vor allem mit finanziellen Mitteln unter Druck. Und zwar so stark, dass sich Prepear laut eigenen Angaben schon gezwungen sah, einen Mitarbeiter zu kündigen, um die finanziellen Mittel für den Rechtsstreit aufbringen zu können. Und es könnte noch teurer werden, denn Apple hat einen zweiten Einspruch gegen die Registrierung des Birnen-Logos als Marke eingelegt, diesmal in Kanada. Das berichtet iPhone In Canada.
Ein Kommentar von Reinhold Riedel, Diplom-Designer, FH
Ich habe als Diplom-Designer auch Urheberrecht studiert.
Nach meinem Verständnis ist das Birnenlogo gestalterisch zu weit vom Apple-Logo entfernt. Das sollte man im "Hausfrauen-Test" ermitteln, wie weit der Konsument da draußen verwechselt.
Aber wirklich ausschlaggebend ist, dass das Birnen-Logo nicht für Hard- oder Software steht oder damit Geld erwirtschaftet! Nur dann wäre – möglicherweise – etwas einzuwenden.
Zum Beispiel hat Ritter Sport nichts gegen quadratische Pizzakartons, sehr wohl aber, wenn die Konkurrenz quadratische Schokoladentafeln vertreibt. Der Markenschutz soll also den Wettbewerb schützen. Und natürlich den Design-Schutz des Schöpfers. Ich kann das Apple-Logo auch in Öl abmalen, das ist legitim, erst wenn ich damit in der Branche Geld verdienen würde, greift das Copyright.
Reinhold Riedel, Diplom-Designer FH
Stuttgart
Ob Prepear es schafft, den Rechtsstreit in zwei Schauplätzen zu führen, ist noch ungewiss. Viele kleine Marken haben sich in der Vergangenheit der Übermacht Apples ergeben und ihr Logo gewechselt. Diesmal steht das kleinere Unternehmen aber nicht alleine da. Bereits 220.000 Menschen haben eine Petition unterschrieben, die verlangt, dass Apple den Angriff auf Prepear einstellt. Gestartet wurde von Russel Monson, Mitbegründer von Prepear. Ob der öffentliche Druck reicht, um Apple von seinem Vorhaben abzubringen, bleibt abzuwarten.