Mit den richtigen Objektivaufsätzen holt man noch mehr aus der iPhone-Kamera heraus. Wir geben einen Überblick.

Im Gegensatz zu Systemkameras mit Wechselobjektiven, ist man beim iPhone auf eine oder zwei Brennweiten beschränkt. Das iPhone kommt standardmäßig mit einem leichten Weitwinkel, damit kommt man jedoch in einem engen Raum schnell an seine Grenzen, und auch wenn es darum geht weiter entfernt liegen Objekte näher ran zu holen, ist näher ran gehen nicht immer eine Option.
Filmen mit dem iPhone
In unserer Serie für iPhone-Videofilmer sind bisher erschienen:
Sandmarc Wide Lens Edition
Wolffilms 10-in-1 Premium Objektivkit
ArktisPro CinemaMount Objektiv
Wolffilms 18mm Wide Lens und Anamorphic Lens
Empfehlung
Hier bieten sich Objektivvorsätze an, die es in einer großen Zahl gibt. Da das iPhone keinen Anschluss für Objektivvorsätze hat, gibt es zwei Varianten das Problem zu lösen: Eine Klammer, die das Objektiv am iPhone festklemmt oder eine spezielle Hülle mit einem Gewinde.

Sandmarc Wide Lens Edition
Eine sehr durchdachte Konstruktion kommt von Sandmarc aus Kalifornien. Passgenaue Hüllen bilden die Grundlage für verschiedene Objektive, die mit einem Schraubgewinde montiert werden. Die Hülle ist in schlichtem matten Schwarz gehalten und sitzt perfekt an unserem iPhone 8.
Wir haben uns als Objektiv ein Weitwinkel ausgesucht, mit dem das iPhone auf eine Bilddiagonale von 110 Grad kommt. Das ist fast eine Verdopplung gegenüber dem normalen Objektiv unseres iPhone 8. Mit einem Gewicht von 71 Gramm ist es kein Leichtgewicht, gibt uns aber ein gutes Gefühl von Wertigkeit. Dazu trägt auch der Durchmesser des Objektivs von 42 mm bei. Sandmarc hat sogar passende Filter (Pol- und ND-Filter) im Programm, die wir aber nicht ausprobiert haben.

Vom Gewicht und der Haptik positiv beeindruckt, sind wir auf die ersten Bildergebnisse gespannt. Ob Architektur, Gegenlicht oder feine Strukturen, das Wide Lens fällt nicht negativ auf. Ganz im Gegenteil: Die Bildqualität hält auch anspruchsvollen Augen stand.
Beim direkten Gegenlicht kommt es zu leichten kreisförmigen Abbildungen, die aber sehr gut in den Griff zu bekommen sind. Auf Seitenlicht reagiert es trotz fehlender Sonnenblende nicht empfindlich. Eine für Weitwinkel typische kissenförmige Verzeichnung können wir auch feststellen. Die ist aber gering und fällt nur bei Architektur auf. Zu höheren chromatischen Aberrationen neigt das Wide Lens auch nicht.

Der erste Eindruck täuscht bei dem Wide Lens nicht. Die Bildergebnisse sind sehr gut, da merkt man nicht, dass man hier mit einem Vorsatz filmt und fotografiert. Besonders hat uns die Kombination mit der Hülle gefallen. Sorgt diese doch dafür, dass das Objektiv immer perfekt vor dem iPhone-Objektiv sitzt. Da kann nichts verrutschen.
Neben dem von uns getesteten Weitwinkel-Objektiv, gibt es noch ein Fisheye, ein Makro und ein Tele. Möchte man nicht die sehr gute Hülle einsetzen, weil es zum Beispiel mal schnell gehen soll, liegt zusätzlich noch eine Klammer bei, um das Objektiv zu fixieren. Damit aber die richtige Position zu finden ist nicht immer leicht.

Das einzige, was uns nicht gefallen hat ist der Objektivdeckel. Die Montage ist etwas fummelig und man kann sie schnell wieder verlieren. Der Preis von rund 150,- Euro für das Set ist in Anbetracht der sehr guten Qualität gerechtfertigt. Man bekommt das Set bei arktis.de oder direkt beim Hersteller in den USA.
Sandmarc Wide Lens Edition |
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Hersteller: |
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Preis: |
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Vorteile: |
Sehr gute Bildqualität, für viele Smartphones erhältlich, Filter als Zubehör, Clip und Hülle im Lieferumfang, sehr schöne schlanke Hülle |
Nachteile: |
Objektive nicht ohne Hülle erhältlich |
Wolffilms 10-in-1 Premium Objektivkit
Das Premium Objektivkit von Wolffilm beinhaltet eine riesige Auswahl an 10 Objektivvorsätzen, die ganz universell mit einer Klammer vor dem iPhone fixiert werden.

Zu einem sehr niedrigen Preis von nur 24,90 bekommt man folgende Objektive beziehungsweise Vorsätze:
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Polarisationsfilter zum reduzieren unerwünschter Lichtreflexe
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Kaleidoskop-Objektive mit 3-fach Effekt
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Kaleidoskop-Objektive mit 6-fach Effekt
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Flow-Filter-Linse für Unschärfe und Dynamik
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Star-Filter-Objektiv um bei Nacht Lampen und Scheinwerfer mit einem Strahlen zu versehen
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Radial-Filter-Linse für kreisrunden Unschärfeverlauf
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2-fach Telefoto-Linse
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Fisheye-Objektiv 198°
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0,63x Weitwinkel-Objektiv
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15x Makro-Objektiv
Die vielen verschiedenen Vorsätze sind ein Wort, doch wenn man sich die Auswahl genauer ansieht, dann fallen die Effektfilter für den seriösen Videofilmer raus. Somit beschränken wir uns in der Qualitätsbeurteilung auf den Polfilter und die Objektive für Makro, Tele und Weitwinkel. Ein Makrovorsatz ist ein ungemein praktischer Vorsatz und die Qualität ist auch ganz gut. Der Schärfebereich ist sehr gering, gestalterisch lässt sich das aber schön einsetzen.

Was man aber nicht vergessen sollte, ist, dass die Verwacklungsgefahr zunimmt, ganz zu schweigen davon, dass es schwierig ist ohne Stativ einen Ausschnitt zu halten. Am Ende hat man mit freier Hand viele unscharfe Bilder. Mit einem Teleobjektiv am iPhone zu Fotografieren und zu Filmen ist ein ganz ungewohntes und schönes Erlebnis. Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse auch scharf – zumindest in der Bildmitte. Am Rand fällt eine deutliche Unschärfe und chromatische Aberrationen auf. Noch deutlicher hingegen ist die starke kissenförmige Verzeichnung am Horizont eines Bildes zu erkennen.

Beim Weitwinkelobjektiv fällt auf, das es in Kombination mit dem Makro an der Klemme montiert wird. Das finden wir so auch bei dem später besprochenen CinemaMount Objektiv wieder. Die ersten Bildergebnisse sind ernüchternd. Schärfe gibt es nur in der Bildmitte und die Ränder sind extrem unscharf.
Wolffilms 10-in-1 Premium Objektivkit |
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Info: |
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Preis: |
24,90 Euro |
Vorteile: |
Günstiger Preis, sehr kompakte, viele Vorsätze im Lieferumfang |
Nachteile: |
Teilweise schlechte Bildqualität |
ArktisPro CinemaMount Objektiv
Das CinemaMount ist ein Rig mit Handgriff und einem mitgelieferten Objektiv, welches in das Gewinde am Rig eingeschraubt wird. Die Handhabung ist gut und Objektiv und iPhone sitzen immer sehr gut.

Der Bildwinkel wird nahezu verdoppelt und entspricht in etwa dem des Sandmarc-Weitwinkel. Durch seine Größe macht es auf den ersten Blick einen guten Eindruck, auch weil die Schutzkappe ordentlich sitzt.

Die Bildergebnisse lassen den ersten positiven Eindruck aber schnell verfliegen. Die Bildmitte ist zwar scharf, aber zu den Rändern wird es sehr unscharf. Zwar etwas besser als beim 10-in-1 Premium Objektivkit, aber nicht wirklich gut.
ArktisPro CinemaMount Objektiv |
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Info: |
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Preis: |
49,90 Euro |
Vorteile: |
stabiles RIG, Filtergewinde, günstiger Preis |
Nachteile: |
unscharfe Ränder |
Wolffilms 18mm Wide Lens und Anamorphic Lens
Das dritte Weitwinkel-Objektiv von Wolffilms in unserem Test ist auch das professionellste Objektiv des Händlers Arktis. Schon beim Auspacken wird klar: Man möchte mit den besten Objektiven am Markt konkurrieren.
Wie auch beim Mitbewerber Sandmarc werden die Objektive an einer Schutzhülle befestigt. Damit sind die Ähnlichkeiten aber auch schon erschöpft. Die Hülle gehört zur Fraktion der robusten Hüllen mit dicken Stoßkanten. Daher geht die Montage auch nicht so leicht von der Hand. Trotzdem lassen sich die Tasten am iPhone sehr gut bedienen, daher spricht nichts dagegen die Hülle täglich montiert zu lassen.

Das Objektiv – wobei „das“ eigentlich nicht ganz richtig ist, es gibt neben dem 0,6fach Weitwinkel noch ein anamorphes Objektiv für perfekten Kino-Look – wird über ein Bajonett befestigt. Das klappt super und hält vor allem sehr gut. Gut mitgedacht von Wolffilms ist auch der Lieferumfang mit einem praktischen Stoffbeutel, einem Mikrofasertuch und einem Novum eine Ersatzschutzkappe für die Hinterlinse am Bajonett. Damit sind die positiven Eigenschaften aber nicht zu Ende, so ist auch die Schutzkappe für die Frontlinse sehr gut zu handhaben. Ein weiteres Novum ist die Sonnenblende. Zur Montage wird sie einfach nur aufgesteckt und klemmt sich so fest.
Nach dem ersten sehr positiven Eindruck hatten wir hohe Erwartungen an die optische Leistung. Zu schlagen gilt es das sehr gute Weitwinkel von Sandmarc. Die ersten Aufnahmen mit Landschaften zeigen auch eine sehr gute Schärfe bis zum Rand, fotografiert in JPEG korrigiert die iPhone-Software auch die Randabschattungen sehr gut. Der nächste Versuch mit Architektur hat uns überrascht. Eine Verzeichnung ist kaum zu sehen, das ist für eine Vorsatzlinse ausgezeichnet. Die Streulichtneigung bei Gegenlicht ist gestalterisch sehr gut zu kontrollieren und bei schrägem Einfall macht die Sonnenblende einen tollen Job.
Alles in allem ist das neue Weitwinkel von Wolffilms ebenbürtig mit dem Mitbewerber aus USA und damit eines der besten Objektive auf dem Markt. Als Zubehör gibt es für 19,90 Euro einen Filterhalter mit 52-mm-Gewinde für den Einsatz von Schraubfiltern.
Neben dem Weitwinkel gibt es derzeit noch ein anamorphe Objektiv für 2.40:1 breites Kinobild. Für den Einsatz ist die Film-App FiLMIC Pro empfohlen, die das gestauchte anamorphe Bild automatisch in ein Breitbild streckt.
Damit zu filmen ist ein ganz neues Erlebnis. Das breite Bild öffnet eine Bühne wie beim Kinofilm, da wird beim Betrachten sofort der Ruf nach einem sehr großen Fernseher oder Beamer laut. Die Qualität kann sich sehen lassen, am Rand sind im Nahbereich leichte Verzeichnungen sichtbar, die aber im Film nicht so stören wie es bei Fotos der Fall wäre. Die Schärfe kann überzeugen und der besondere Bild-Look durch die Lens Flares bei starken Lichten sorgt für eine schöne Stimmung.
Info: |
Arktis ( 16-mm-Objektiv , Anamorph-Objektiv ) |
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Preis: |
Wolffilms 18mm Wide Lens 99,90 Euro, Wolffilms Anamorphic Lens 149,90 Euro, Smartphonehüllen je 19,90 Euro |
Vorteile: |
Sehr gute Bildqualität, sehr einfach Montage, robuste Hüllen |
Nachteile: |
keine |
Handhabung im Vergleich
Zusatzobjektive sind sehr praktisch, machen sie doch erst spannende Szenen wirklich möglich. Für aktive Videofilmer sind die Clips aber keine gute Lösung. Der Halt ist zu schlecht, stößt man gegen den Clip, verrutscht er. Auch ist eine Montage an einem iPhone mit Schutzhülle nicht immer möglich. Bei unserem iPhone 8 hatten wir in Verbindung mit Schutzhüllen mit Abschattungen zu kämpfen und beim iPhone X hat die Doppelkamera eine sichere Positionierung verhindert.
Am besten hat die Montage geklappt, wenn wie beim iPhone 8 das hervorstehende Objektiv in die Aussparung des Clips gepasst hat. Dazu musste aber immer die Schutzhülle entfernt werden. Aus diesem Grund ist für aktive Videofilmer eine feste Fixierung wesentlich besser. Entweder über eine angepasste Schutzhülle wie bei Sandmarc und Wolffilms oder einem Rig mit fest montiertem Objektiv wie das Beastgrip Pro.
Empfehlung
Zugegeben, das 10-in-1-Premium-Objektivkit ist mit 24,90 Euro schon extrem günstig und eigentlich nur für kreative Aufgaben zu gebrauchen. Denn am Ende haben uns eher die Effektfilter überzeugt als Weitwinkel und Tele. Das CinemaMount ist mit 49,99 Euro auch sehr günstig. Auch wenn der Handgriff nicht ergonomisch ist, macht es doch sehr viel Spaß damit zu filmen und zu fotografieren. Vor allem wegen der leichten Montage und dem Auslöser. Wenn man das Objektiv nicht einsetzt, kann man das iPhone auch mit einer Hülle montieren. Das Objektiv ist eher als Zugabe zu verstehen. Die Qualität kann nicht überzeugen. In Verbindung mit der kreativen Fotoapp Hipstamatic hat man aber großen Spaß damit.
Ein wirkliches Objektiv in guter Qualität bekommt man von Sandmarc und die zwei neuen Objektive von Wolffilms mit Bajonettverschluss. In Verbindung mit der passenden Hülle stimmt nicht nur die Bildqualität, sondern auch die Handhabung. Wobei das Schraubgewinde von Sandmarc etwas umständlicher ist, als das einfach zu handhaben Bajonett von Wolffilms. Mit beiden Lösungen kann man auch ein Gimbal verwenden.
Auch wenn auf den ersten Blick erscheinen die Preise von 149,99 Euro für das Sandmarc oder 119,80 Euro für das Wolffilms mit Hülle hoch. Schaut man sich jedoch die sehr gute Bildqualität an, sollte einem Fotograf und Videofilmer es das wert sein.
Eines sollte klar sein, ein Objektiv, das nur vor die iPhone-Kamera geschnallt wird, kann nie so gut sein, wie ein perfekt aufeinander abgestimmtes System. Es wird also keine kleine Systemkamera mit Wechselobjektiven daraus, wie man es von klassischen Kameras her kennt. Es ist ein Kompromiss. Statt in ein Tele zu investieren, ist es sicher besser in ein iPhone mit einer Dualkamera zu greifen. Auch wenn das Tele leider etwas kurz ist.
Ist man mit einem Kompromiss zufrieden, liegt man bei Sandmarc und dem neuen Wolffilms System absolut richtig. Sandmarc bietet auch Macro- und Teleobjektive an, die wir aber nicht testen konnten. Von Wolffilms ist hingegen ein anamorphes Objektiv zu bekommen, das den Kinolook mit Breitbild noch perfekter macht.
Bildbeispiele:
Mit Wolffilms 18mm Weitwinkel Objektiv Mit Wolffilms 18mm Weitwinkel Objektiv
© Thomas Bergbold zur Bildergalerie-Großansicht