Viele Nutzer der Corona-Warn-App haben fast ununterbrochen rote Risiko-Meldungen. Wenn Alarm also normal ist, welchen Sinn hat die App dann noch? Hier erklären wir, was Ihnen das Tool aktuell bringt und warum die App noch nicht überflüssig ist.

Seit ihrem Release im Juni 2020 stand die Corona-Warn-App immer wieder in der Kritik. Und das mitunter aus gutem Grund: Probleme beim digitalen Check-in, Probleme beim Erfassen vom Booster-Status, Probleme beim Update, Störungen oder verspätete Funktionen – die Liste ist ziemlich lang. Angesichts von 45 Millionen Downloads und einer dynamischen Pandemielage kann man für manche Bugs und Fehler aber Verständnis haben, die App ist schließlich ein Mammut-Projekt mit hohem Anspruch an den Datenschutz.
Jetzt erleben viele Nutzer aber wieder ein neues Problem. Die Corona-Warn-App gibt ununterbrochen Alarm, rote Kacheln werden zur Norm . Das sorgt für Verunsicherung und wirft eine Frage auf: Welchen Nutzen hat ein Tool, das die Entwarnung verlernt hat?
Warum die Corona-Warn-App jetzt so oft Alarm schlägt
Einen Teil des Problems kennen Sie sicher selbst: Omikron. Die aktuell am weitesten verbreitete Mutante des Coronavirus ist hochgradig ansteckend und hat Deutschland im März den unschönen Rekord von 318.000 Neuinfektionen an einem einzigen Tag beschert. Dazu kommt eine neue Risikoberechnung der App, die bei vielen Nutzern zum immerwährenden Alarmzustand beiträgt. So wurde zum Beispiel die Zeitmessung für riskante Begegnungen angepasst: Nicht mehr 13, sondern nur noch neun Minuten in der Nähe Infizierter reichen jetzt aus, um der App eine rote Kachel zu entlocken. Auch ein rein statistisches Phänomen macht sich bemerkbar: Die Nutzerzahlen der App steigen weiter und damit wächst auch die Wahrscheinlichkeit, dass riskante Begegnungen mit Infizierten korrekt erfasst werden.
Alle wichtigen Statistiken rund um die Corona-Warn-App und die damit erfassten Fälle finden Sie übrigens im übersichtlichen Dashboard der Anwendung.
Die Corona-Warn-App erfüllt nach wie vor einen wichtigen Zweck
Maßnahmen, Einschränkungen, Verzicht: Seit Jahren müssen wir viel erdulden. Trotz aller Einschnitte ist die Pandemie aber noch nicht vorbei. Auch wenn sich die Bedrohung langsam normal anfühlt, darf man das Virus nicht banalisieren. Vielmehr raten Virologen dazu, weiterhin auf Instrumente zu setzen, die zu seiner Bekämpfung beitragen. Die Corona-Warn-App ist dabei nach wie vor eines der besten Mittel, das uns zur Verfügung steht. Auch, weil das Tool aktuell noch die einzige Möglichkeit einer umfassenden und zeitnahen Kontaktverfolgung darstellt.
Die Corona-Warn-App hilft nach wie vor dabei, Infektionsketten zu durchbrechen und die Pandemie einzudämmen. Denn sie kann schnell und datenschutzkonform über Risiko-Kontakte informieren. Das schützt uns selbst, aber auch Freunde und Familie im Umfeld. Zudem werden die Gesundheitsämter entlastet, weil sie nicht jeden Fall persönlich nachverfolgen müssen. Auch der digitale Impfnachweis per App ist ein bequemes und schnelles Mittel, den eigenen Impfstatus zu belegen.
Anders als andere Corona-Apps speichert das Tool des Robert-Koch-Instituts zudem so wenige Daten wie möglich. Eine dezentrale Speicherung und der öffentlich zugängliche Programmcode (Open-Source) werden dabei auch von Datenschützern gelobt.
Die Entwicklung der App muss natürlich trotzdem weitergehen, das fordern auch Experten. So sollte das Tool etwa besser an die Omikron-Mutante angepasst werden. Dabei wäre es auch denkbar, Warnmeldungen vom Status der Nutzer abhängig zu machen. Denn für Geimpfte oder Genesene bestehen schließlich andere Risiken als für Ungeimpfte. Auch für Menschen mit Vorerkrankungen oder Immunschwäche haben Warnmeldungen eine größere Bedeutung.
Diese Warnungen gibt es in der App
Zeigt die Corona-Warn-App einen grünen Status , dann ist alles in Ordnung: Nutzer haben in den letzten 10 Tagen keine längere Begegnung mit nachweislich Infizierten gehabt. Zumindest nicht mit jenen, die die App ebenfalls nutzen. Das Infektionsrisiko wird als niedrig eingestuft.
Ein grauer Status bedeutet, dass die Risiko-Ermittlung nicht lange genug aktiviert war, um das Infektionsrisiko im entsprechenden Zeitfenster zu berechnen. Die App meldet ein „unbekanntes Risiko“.
Eine rote Meldung erscheint, wenn Nutzer nachweislich positiv getesteten Personen begegnet sind und sich für mindestens neun Minuten in deren direkter Nähe aufgehalten haben. Das bedeutet in einem Radius von weniger als acht Metern.
Wichtig: Für eine zuverlässige Erfassung müssen GPS und Bluetooth auf dem Smartphone aktiviert sein.
Was tun bei einer roten Warnung?
Erstmal Ruhe bewahren. Eine rote Meldung bedeutet zwar ein „erhöhte Risiko“, aber eben noch nicht, dass Sie sich infiziert haben. Sie sollten jetzt aber Kontakte meiden, aufmerksam auf Symptome achten und zu Hause bleiben. Egal ob Sie geimpft, ungeimpft oder genesen sind. Melden Sie sich am besten telefonisch bei Ihrem Hausarzt oder dem Gesundheitsamt. Je nach Symptomen erhalten Sie von diesen Ansprechpartnern Anweisungen, wie Sie weiter verfahren sollten. Mit der Warnmeldung haben Sie zudem Anspruch auf einen kostenlosen Antigen-Test, nur aufgrund einer Warnmeldung ist ein gründlicher PCR-Test jedoch nicht mehr kostenlos. Eine Verpflichtung, etwa den Arbeitgeber zu informieren, besteht erst ab einem positiven Test-Ergebnis.
Wer eine rote Kachel in seiner Corona-Warn-App vorfindet, der muss damit eine Weile leben. Erst am elften Tag nach der Risikobegegnung wird die Kachel wieder grün. Es sei denn, in der Zwischenzeit findet erneut eine Risikobegegnung statt. Im Fall einer Warnung ist es also durchaus auch im eigenen Interesse, Kontakte zu meiden.
Neues in der aktuellen Version 2.21
Seit dem 19. April 2022 steht die Version 2.21 der Corona-Warn-App zur Verfügung. Seit 2.20 beherrschte die App aus gegebenem Anlass auch die ukrainische Sprache und kürzt die Dauer einer Warnung nach Risiko-Begegnungen auf zehn Tage ab (statt vorher 14). Für Genesenenzertifikate wird zudem künftig keine Gültigkeitsdauer mehr angezeigt, weil diese von lokalen Vorgaben abhängig ist. Mit der Version 2.21 kommt die Testverwaltung für Familienmitglieder hinzu und Nutzer erhalten jetzt genauere Informationen darüber, ob er etwa wegen einer durchgemachten Infektion als grundimmunisiert gilt, ob er alle empfohlenen Impfungen erhalten hat oder ob er sich über eine empfohlene Auffrischimpfung informieren sollte. Die neuesten Funktionen der Corona-Warn-App 2.21 stellen wir Ihnen hier vor .
Fazit
Die Corona-Warn-App ist nach wie vor ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Pandemie . Mit regelmäßigen Updates und weiterhin wachsenden Nutzerzahlen erhöht sich auch ihr Nutzen. Die App allein kann aber nichts leisten: Es kommt immer auch auf ein verantwortungsbewusstes Verhalten der Nutzer an. Das bedeutet auch, rote Kacheln in der Corona-Warn-App ernst zu nehmen und sich entsprechend zu verhalten. Am besten hält man sich immer vor Augen: Jede Unterbrechung einer Infektionskette schadet dem Virus und schützt uns sowie unser Umfeld.